Kantiger ist er geworden, der neue Tiguan, damit auch markanter. Die größeren Außenmaße kommen den Passagieren und dem Kofferraum zugute. Foto: Hersteller

Im Segment der SUV ist er der Platzhirsch - der Tiguan von Volkswagen. Jetzt geht die zweite Generation des Allradlers an den Start. Ein Fahrbericht.

Die Nummer eins heißt: Tiguan. Fast 60 000 Käufer entschieden sich im vergangenen Jahr für den Klettermax von Volkswagen und machten ihn so zum erfolgreichsten SUV in Deutschland. Vor dem Opel Mokka (Platz zwei) und dem Ford Kuga. Damit das so bleibt, hat der Wolfsburger Konzern ihn von Grund auf runderneuert. Ab Ende April steht der Neue in den Ausstellungsräumen.

Was kann der Tiguan in der aktuellen Auflage?

Spürbar und sichtbar gewachsen ist er. Sechs Zentimeter mehr in der Länge (4,49 Meter), in der Breite ein Plus von drei Zentimetern (1,82 Meter), der Radstand ist auf 2,68 Meter gewachsen. Dafür ist er in der Höhe ein wenig geschrumpft. Klingt nicht gerade revolutionär. Wer jedoch die beiden Modelle nebeneinanderstellt, erkennt sofort den Unterschied. Der Zuwachs an Platz ist im Innenraum deutlich zu spüren. Auch auf der Rückbank sitzt es sich kommod, wie bei Testfahrten in Berlin festzustellen war. Dem Kofferraum hat die Überarbeitung ebenfalls gutgetan. Die 520 bis 615 Liter (je nach Stellung der um maximal 18 Zentimeter verschiebbaren Rückbank) machen Urlaubsfahrten mit der ganzen Familie deutlich einfacher, als es noch beim alten Modell der Fall war. Als Motor stand für die Tests der Alleskönner aus dem Konzern zur Verfügung: Zwei Liter Hubraum, 150 PS (110 kW) aus einem Vierzylinder-Turbodiesel: Millionenfach tut dieses Aggregat in vielen Modellen von VW Dienst - und es macht seine Sache einfach gut. Mehr Motor braucht kein Mensch.

Was vom mit DSG angegebenen Normverbrauch von 5,3 l/100 km in der Praxis übrig bleibt, ließ sich auf der kurzen Testdistanz nicht nachprüfen. Dafür durfte ein wenig mit dem Allradler im Dreck gewühlt werden. Geht ganz einfach. Am Drehknopf in der Mittelkonsole den Modus 'Offroad' einstellen, den Rest macht das Auto.Fahrten in erheblicher Schräglage, steile Auffahrten oder noch steilere Abhänge, Rüttelpisten: Für den Tiguan weniger Herausforderung als für den Fahrer. Man könnte, wenn gewünscht, vermutlich die eine oder andere Wüste durchqueren. Doch die allermeisten Piloten erobern mit den vierradgetriebenen Mobilen eher den Großstadtdschungel. Dort, auf vornehmlich asphaltiertem Geläuf, gibt das Auto ohnehin keine Rätsel auf. Das Fahrwerk schluckt souverän Unebenheiten, das Motorengeräusch dringt nur verhalten in den Innenraum, die Position hinter dem Lenkrad passt sehr gut. Für mehr Sicherheit auf der Straße sind vielerlei elektronische Helferlein da: etwa ein Totwinkelwarner, der Spurhalteassistent oder der mit Radarsensorik ausgestattete Front-Assistent.

Die Preise der unterschiedlichen Ausführungen

Für den neuen Tiguan können die Käufer aus vier Benzinern von 125 PS (92 kW) bis 220 PS (162 kW) sowie aus vier Dieselmotoren von 115 PS (85 kW) bis 240 PS (176 kW) auswählen. Sie sollen allesamt sparsamer als die vergleichbaren Aggregate aus dem Vorgänger sein, heißt es von VW. Für den 150-PS-Diesel, der im Vorgänger am häufigsten geordert wurde, werden mindestens 30 025 Euro fällig (Ausstattung Trendline). Will der Fahrer jedoch das empfehlenswerte 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) eingebaut haben, steigt der Preis bereits auf 33 925 Euro. Allerdings sind erst ab der Comfortline-Variante nützliche Extras wie der Parkpilot, die Durchlademöglichkeit auf der Rückbank oder das Multifunktionslenkrad im Kaufpreis enthalten (34 450 Euro für den Benziner oder 35 950 Euro für den Diesel mit DSG). Soll auf angenehme Extras wie beheizte Vordersitze, eine automatische Distanzregelung oder die Klimatronik nicht verzichtet werden, muss es der Tiguan Highline sein. Dann kratzt der Wagen schon sehr selbstbewusst an der Marke von 40 000 Euro. Das Fazit? Der Neue kann - natürlich - alles einen Tick besser als der alte. Doch auch das neue Modell verströmt wenig Flair. Im Streben nach möglichst viel Perfektion im Auto bleiben die Emotionen etwas auf der Strecke. Die meisten Käufer suchen vermutlich genau das, sonst wäre der Allradler nicht so erfolgreich.