Ein Gewitter, wie hier am 12. August in Oberbayern, kann Stromausfälle und Überflutungen auslösen. Für solche Szenarien hat Albershausen jetzt ein Krisenhandbuch. Foto: dpa

Um für Hochwasser, Stomausfälle und Cyberangriffe gewappnet zu sein, haben die Gemeinde Albershausen und der Energieversorger EnBW ein Krisenhandbuch erarbeitet.

Albershausen - Alle hoffen, dass es nie gebraucht wird. Am Dienstag übergaben der EnBW-Kommunalberater Harald Zimmermann und der EnBW-Krisenmanager Necdet Güngör im Albershausener Rathaus das druckfrische „Krisenhandbuch“ an den Bürgermeister Jochen Bidlingmaier. Im Kreis Göppingen ist es das erste Krisenhandbuch, das von der EnBW und einer Kommune erstellt wurde.

Unwetter immer heftiger

„Die Unwetter werden immer heftiger“, sagt der Kommunalberater Zimmermann. Doch es sind nicht allein die Unwetter, die Ursachen für eine Krisenlage sind vielfältig. Sie reichen von einem Hochwasser oder einer Dürre über einen schweren Sturm bis hin zu einem technischen Defekt bei der Stromversorgung. Ein besonders großes Problem wäre ein Stromausfall, der länger als einen Tag dauert.

Die Folgen wären weitreichend. Telefone und das Internet könnten nicht mehr genutzt werden. „Nach einem Tag funktioniert das Smartphone nicht mehr“, verdeutlicht Bidlingmaier. Und spätestens nach einem Tag ohne Strom würden viele Einwohner auf das Rathaus zukommen. Die Kommunikation mit der Einwohnerschaft müsste über Aushänge und über Lautsprecheransagen auf Feuerwehrwagen erfolgen. Wohlgemerkt wird das Krisenhandbuch erst gebraucht, wenn eine Notlage mehrere Tage dauert. Und falls die Krise größer wird, sich also zu einer Katastrophe auswächst, ist der Katastrophenplan des Landkreises gefragt.

Rathaus als Stabszentrale

Der Kern des Krisenplanes der Gemeinde ist die Einrichtung eines Stabes im Rathaus. Das Buch beschreibt genau, wer was wie im Krisenfall zu tun hat. Besonders wichtig sind Checklisten. „Sie helfen, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren“, so Bidlingmaier. Um technisch für einen Krisenfall gewappnet zu sein, plant die Verwaltung, ein bis zwei Stromgeneratoren und ein bis zwei Satellitentelefone zu kaufen.

Das Rathaus möchte das Geld dafür in die kommenden Haushalte der Kommune einplanen. Um welche Summe es sich genau handelt, ist aber noch ungewiss. Während die Stromgeneratoren zwischen 5000 und mehreren zehntausend Euro kosten können, sind die Satellitentelefone mit rund 500 Euro im Preis mit einem gewöhnlichen Smartphone vergleichbar.

Viele Kommunen erkennen Notwendigkeit

Die Notwendigkeit eines eigenen Krisenplanes sehen anscheinend viele Kommunen. „Die Anfragen haben sich gehäuft“, berichtet Zimmermann. Allein im Landkreis Göppingen laufen sie derzeit in knapp 15 Kommunen, berichtet Güngör. Welche Kommunen es sind, das möchte der Krisenmanager aber nicht verraten. Die EnBW unterstützt die Kommunen bei der Erstellung des Krisenhandbuches, weil viele Gemeinden von dem Energieversorger auch in Notfällen die Wiederherstellung der Energieversorgung erwarten. Das gelingt wiederum besser, wenn es vor Ort eine funktionierende öffentliche Verwaltung gibt. Die Grundlage des Krisenhandbuches sei die Verwaltungsvorschrift „Stabsarbeit“ des Innenministeriums. Das Handbuch helfe im Grunde dabei, die vorhandenen Vorschriften für den Krisenfall umzusetzen, so Güngör.

Während dreier Workshops haben Mitarbeiter des Rathauses, der EnBW, der örtlichen Feuerwehr und des Bauhofes seit Jahresbeginn am Inhalt des Krisenhandbuches für Albershausen gefeilt. Herausgekommen ist ein Ordner mit zahlreichen Handlungsanweisungen, Kontaktdaten und Listen. Es werden Einrichtungen benannt, die besonders schützenswert sind, etwa das Seniorenzentrum, die Kindergärten und das Rathaus. Eine Versorgung der Einwohnerschaft könne aber nicht geleistet werden, stellt Bidlingmaier klar. Das Krisenhandbuch solle lediglich dafür sorgen, die öffentliche Verwaltung am Laufen zu halten und Menschen in Notsituationen zu versorgen.

Damit das Krisenhandbuch im Notfall auch effektiv eingesetzt werden kann, muss es regelmäßig aktualisiert werden. Ob künftig auch Krisenübungen stattfinden, ist noch nicht klar, aber der Rathauschef Bidlingmaier denkt darüber nach.