Momentan ist die Führerscheinstelle in Feuerbach wegen Personalmangels überlastet. Nun könnten noch die VVS-Wechsler dazukommen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit einem im ersten Jahr kostenlosen Seniorenticket im Wert von 560,40 Euro sollen Senioren zur Abgabe bewogen werden.

Stuttgart - Schon mal überlegt, den Führerschein abzugeben und auf Bus und Bahn zu setzen? Wer solche Gedankengänge verfolgt, mindestens 60 Jahre alt und im Ruhestand ist, den könnten Überlegungen der Stadtverwaltung zu einem kostenlosen Seniorenabo beflügeln. Der Gemeinderat soll sich bei den Haushaltsberatungen für 2020/2021 dafür entscheiden, wie in Ludwigsburg und Esslingen ein für ein Jahr kostenfreies Seniorenticket anzubieten. Es hat einen Gegenwert von 560,40 Euro und gilt im gesamten Netz des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS).

Die Kundschaft ist meist über 80

Voraussetzung soll der Hauptwohnsitz in Stuttgart und eben die Abgabe des Führerscheins sein. In Ludwigsburg, wo es das Angebot schon seit 2015 gibt, werde es vor allem von Senioren im Alter über 80 Jahre genutzt, schreibt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) in der Haushaltsvorlage. Auch wer heute schon ein Seniorenticket hat, soll beim Führerscheinverzicht in den Genuss der kostenlosen Jahreskarte kommen. Weil schon heute 43 700 Senioren-Abos in Stuttgart ausgegeben sind und auch diese Abonnenten ein Anrecht auf Förderung bei Führerscheinabgabe haben, rechnet die Verwaltung mit einer Bugwelle: Bis Mitte 2021 könnten 2000 Rückgaben des Fahrerlaubnisdokuments erfolgen, der städtische Zuschuss an den VVS für das Ticket (50 Prozent) würde dann in Summe rund 346 000 Euro kosten. Im zweiten Förderjahr wird mit 700 Stuttgarter gerechnet, die sich endgültig von ihrem Führerschein und damit auch Auto trennen.

Neben dem Gemeinderat, der bis Ende Dezember über das neue Angebot befinden soll, gibt es mit der städtischen Führerscheinstelle in Feuerbach noch eine zweite Hürde. Die Behörde leidet an Personalnot und ist völlig überlaufen. Wer dort als Kunde zu tun hat, muss Nehmerqualitäten zeigen. Er reiht sich heute bereits vor 6 Uhr in eine Schlage, obwohl die Schalter erst um 8.30 Uhr öffnen. Mit der Umtauschaktion könne daher erst begonnen werden, „sobald die organisatorischen, räumlichen und personellen Voraussetzungen für die Führerscheinstelle geschaffen sind“. Ein zusätzlicher Sachbearbeiter sie nötig.