Da geht es lang: Bettina Fuchs hat große Pläne für die Innenstadt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bettina Fuchs will neue Anlaufstellen für Lieferdienste, zur Gepäckaufbewahrung und mit öffentlichen WCs. Darüber gibt es bereits erste Gespräche mit der Stadt. Lieferdienste sind wegen der vielen unterschiedlichen Angebote ein kompliziertes Thema.

S-Mitte - Die Kritik von Veronika Kienzle an der Citymanagerin Bettina Fuchs hat offenbar ins Mark getroffen. Die Bezirksvorsteherin Mitte nahm das Scheitern des elektromobilen Lieferservices zum Anlass, mit der City-Initiative Stuttgart (CIS) ins Gericht zu gehen: „Es wäre die Aufgabe der CIS“, so Kienzle, „hier ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Innenstadt zu liefern.“ So ein Konzept könne einen Beitrag dazu leisten, den Autoverkehr zu verringern und die Feinstaubproblematik zu entschärfen. Die Rechnung ist einfach: Die Einkaufstüten werden nach Hause gebracht, der Kunde kann aufs Auto verzichten und mit der Bahn fahren.

Die CIS hat schon mit mehreren Lieferdiensten gesprochen

Für den Lieferdienst ging die Rechnung nicht auf. Sechs Euro Transportkosten war den Schwaben offenbar zu teuer. Nicht zuletzt setzt Kienzle auf ein „schlüssiges Konzept“ der CIS. Bettina Fuchs fühlt sich indes zu Unrecht in der Kritik: „Die City-Initiative Stuttgart befasst sich bereits seit geraumer Zeit mit dem Thema Lieferdienste und Same-Day-Delivery und hat mit unterschiedlichen Anbietern bereits Gespräche geführt. Ebenfalls steht die CIS natürlich im Austausch mit zahlreichen Händlern.“

Allerdings sei die Umsetzung eines Gesamtkonzeptes schwierig: „Die aktuelle Lage ist derzeit sehr heterogen, da die Lieferdienst-Anbieter unterschiedliche Ansätze haben, unterschiedliche Lieferbeschränkungen und oftmals keine Kühlkette abbilden können, oder nur stark eingeschränkte Liefergebiete haben, weswegen es noch nicht das eine Konzept gibt, das wir übergeordnet empfehlen oder vorantreiben würden“, erklärt die Citymanagerin.

Kontakt zum OB und zur Wirtschaftsförderung

Am Ziel der City-Initiative ändert das jedoch nichts. Bettina Fuchs ist weiterhin bestrebt, „gemeinsam mit den zuständigen Bereichen der Stadtverwaltung ein schlüssiges Gesamtkonzept zu entwickeln, das die Bedürfnisse der Händler und der Kunden abbildet“. An guten Ideen würde es dabei nicht mangeln. Fuchs denkt an „die Etablierung von so genannten Service-Zentren, die innerhalb der City mehrere Funktionen erfüllen könnten“. Konkret: an zentralen Stellen in der City wie dem Hauptbahnhof, dem Schlossplatz, dem Rotebühlplatz und dem Charlottenplatz sollen Service-Stationen aufgebaut werden. Jene Stationen sollen dann mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. Sie könnten dort als öffentliche WC-Anlagen dienen, einem Gepäckaufbewahrungsservice anbieten und als Anlaufstelle für Lieferdienste dienen.

Doch bevor solche Servicestationen entstehen könnten, müsse laut Fuchs der ÖPNV seine Hausaufgaben machen: „Um den weiteren Umstieg der Menschen vom PKW auf den ÖPNV zu fördern, müssen natürlich auch Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Umstieg erleichtern. „Öffentliche WCs, die rund um die Uhr verfügbar sind, gibt es aktuell auch nicht in ausreichender Anzahl oder in erforderlicher Qualität. Daher ist es notwendig, auch nutzenübergreifend zu denken“, sagt Bettina Fuchs, die diesen Ansatz bereits Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Baubürgermeister Peter Pätzold (beide Grüne) sowie der Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht schmackhaft gemacht hat.

Bessere Vernetzung der Angebote erforderlich

Auch in Bezug auf Lieferdienste wie Mr. Brings hat Fuchs weiter gedacht. Konkreter Anlass ist der zweite Anlauf von Mr. Brings. Der Lieferdienst plant im Februar einen zweiten Test, bei dem die Kunden ihre Einkäufe direkt im Laden an der Kasse lassen sollen. Von dort werden sie von Mr. Brings bis 18 Uhr eingesammelt und am selben Tag ausgeliefert. Fuchs gibt zu Bedenken, dass dies noch nicht richtig durchdacht sei: „Dies ist durch das Kassenpersonal nicht überall zu leisten. Insbesondere nicht bei hochfrequentierten Betrieben.“

Pilotversuche in anderen Städten hätten weder Kunden noch Händler überzeugt. „Daher hat sich die CIS bislang auch noch nicht für ein besonderes Konzept oder einen bestimmten Anbieter stark gemacht“, rechtfertigt sich Fuchs. „Im Sinne einer nachhaltigen Mobilität und der Reduzierung des Verkehrsaufkommens wäre es aus unserer Sicht auch wünschenswert, Anlieferungen und Ablieferungen sinnvoll miteinander zu vernetzen und eben nicht zig Lieferdienste mit zig verschiedenen Fahrzeugen herumfahren zu lassen.“