Der Schillerstadt ist es wichtig, das Thema Schienenverkehr samt der Bottwartalbahn im Nahverkehrsplan entsprechend zu würdigen. Foto: Hans-Joachim Knupfer

Die Stadt Marbach hat eine Reihe von Anregungen zum neuen Nahverkehrsplan. Zum Beispiel hat die Kommune schon einen Halt der Bottwartalbahn am Gesundheitscampus im Visier. Zudem würde sie eine bessere Taktung der Buslinie nach Ludwigsburg begrüßen.

Marbach - Alle fünf Jahre wird überprüft, ob es einen triftigen Grund gibt, den Nahverkehrsplan für den Landkreis Ludwigsburg fortzuschreiben. Die aktuelle Bestandsaufnahme hat ergeben, dass tatsächlich Handlungsbedarf besteht, da das Werk unter anderem auf die Vorgaben zur barrierefreien Umgestaltung der Bushaltestellen bis Anfang 2022 abgestimmt werden muss. Damit bekommen die Kommunen zugleich die Gelegenheit, sich insgesamt zu dem 500 Seiten dicken Wälzer zu äußern – und bei Bedarf auch Ergänzungsvorschläge einzureichen. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat die für die Schillerstadt relevanten Themen am Donnerstag diskutiert und sieht die eine oder andere Stellschraube, an der man drehen könnte. Die Schiene Nach dem Geschmack des Gremiums kommt der Schienenverkehr in dem Werk zu kurz. „Dazu fehlen Aussagen“, meinte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling, der sich im Vorfeld der Sitzung durch den Berg an Dokumenten gekämpft hatte. Er erinnerte an die derzeitige Debatte um eine mögliche Reaktivierung der Bottwartalbahn, zu der die Kommune nun einen Kommentar zur weiteren Vorgehensweise vermisst. Außerdem denkt man in Marbach schon an die Zukunft und verweist auf die anstehenden Entwicklungen im Gesundheitscampus. Auf dem ehemaligen Krankenhausgelände soll beispielsweise eine große Pflegefachschule hochgezogen werden. Folglich regt die Stadt an, hier einen Bedarfshalt für die Bottwartalbahn ins Visier zu nehmen. Ganz generell würde man sich darüber hinaus wünschen, zur Erschließung dieses Areals über den ÖPNV auch über eine bessere Busanbindung nachzudenken, erklärt der Chef des Ordnungsamts auf Nachfrage.

Unbefriedigend ist aus Marbacher Sicht auch ein anderer Punkt, der sich auf der Schienenlandschaft abspielt: Der Anschluss von der S 4 an die Regionalzüge in Backnang. „Es kann nicht sein, dass, wenn ich von Marbach nach Nürnberg fahre, jedes Mal eine halbe Stunde in Backnang strande und sehe, wie der Anschlusszug gerade wegfährt“, fasste der CDU-Verkehrsexperte Jochen Biesinger das momentane Dilemma zusammen. Der Bus nach Ludwigsburg Ein anderes Anliegen der Stadt betrifft die Busverbindung nach Ludwigsburg entlang der L 1100 am Neckar. Hier sei man guten Mutes, dass das Fahrgastpotenzial an der Linie mittelfristig so groß ist, um eine dichtere Taktung zu erhalten, erklärte Andreas Seiberling.

Er erinnerte in dem Zusammenhang an die Entwicklungen im Energie- und Technologiepark mit der anvisierten Erweiterung des Verpackungsspezialisten Leopold und dem Umzug der Firma Jetter mit ihren vielen Arbeitnehmern von Ludwigsburg nach Marbach. Dazu habe ja auch EgeTrans Zukunftspläne. Heiko Schaal vom Marketing bei EgeTrans bestätigt, dass man sich perspektivisch vorstellen könne, zu wachsen und zu erweitern. Dann, aber auch schon jetzt wäre es somit wünschenswert, wenn die Frequenz der Buslinie verstärkt würde. Das würde den Mitarbeitern zugutekommen, die am Bahnhof ankommen und von dort zum Firmensitz gelangen müssten. Die Busse in die Stadtteile Wichtig ist der Kommune überdies, die Busstrecke nach Rielingshausen in die Liste jener Korridore aufzunehmen, die als verlässliche S-Bahn-Zubringer gelten. Es müsse der gleiche Bedienungs-Standard, also die gleiche Taktung, wie bei der Route ins Hörnle gelten. „Es wäre nicht nachzuvollziehen, wenn der Bereich Hörnle mit 1600 Einwohnern in diesen Korridor hineinkommt, aber nicht der Bereich Rielingshausen mit seinen 2600 Einwohnern“, betonte Seiberling. Ausdrücklich begrüßt wird von der Stadt, dass die Fahrten nach Rielingshausen dahingehend umverteilt werden sollen, dass montags bis freitags zu den Stoßzeiten die Frequenz erhöht wird, um im Gegenzug den Fahrplan für die vorgerückteren Stunden auszudünnen. Das Bonbon In Marbach will man bei den Nahverkehrsplanern auch die Sinne für das Außergewöhnliche, für Alternativen schärfen. Deshalb erinnert man an das Konzept der gewünschten kleinen Gartenschau, wonach eine Seilbahn vom Neckar hoch zur Innenstadt gebaut werden könnte. Insofern ergebe es vielleicht Sinn, auch dieses Transportmittel in dem Plan zu berücksichtigen, sagte Andreas Seiberling. Die Haltestellen Keinen Hehl machte der Ordnungsamtsleiter daraus, dass man den behindertengerechten Umbau der Bushaltestellen nur bei einem Bruchteil der Stopps auf der Gemarkung bis zur eigentlichen Deadline Anfang 2022 schaffen wird. „Da haben wir schon noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, konstatierte er. Mit viel Optimismus könne es gelingen, das Ziel bis 2027 zu erreichen. Die Gründe dafür, dass es bis 2022 nicht hinhaut, sind mannigfaltig. Oft fehle das Geld für die Realisierung, manchmal sind andere ungeklärte Fragestellungen von einem Eingriff tangiert, ab und zu spielen auch die Eigentumsverhältnisse eine Rolle. Wie am Bahnhof, wo die Bahn Eigentümerin des Geländes ist. Nur wenn die betreffenden Grundstücke der Stadt langfristig übertragen werden, könne man aktiv werden, heißt es in der Stellungnahme aus Marbach. Die Stadt bittet „deshalb den Landkreis und die Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH um Unterstützung bei den anstehenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn“.