Der Österreicher Robert Kudin und seine schwäbische Lebensgefährtin Julia Krehl servieren seit Juni 2021 in der Vorratskammer in der ehemaligen Waiblinger Weingärtner Vorstadt originale Spezialitäten aus der Alpenrepublik und von hier.
„Mich haben sie daheim schon immer Piefke genannt“, sagt Robert Kudin im schönsten Wiener Dialekt. Er habe halt schon immer einen Hang nach Deutschland gehabt, vor allem nach Bayern, erzählt der 51-jährige Koch mit einem Lächeln. Mit seiner schwäbischen Lebensgefährtin Julia Krehl, die aus einer Gastronomiefamilie kommt, hat er 2015 die Vorratskammer in Strümpfelbach eröffnet. Seit Juni 2021 sind sie nun in Waiblingen daheim. „Es ist das gleiche Konzept, nur an einem anderen Ort“, sagt Robert Kudin. „Und wir haben uns von den Sitzplätzen her fast verdoppelt.“
Das Ambiente drinnen wie draußen ist geradlinig modern, doch die Küche, die der gebürtige Wiener in der Vorratskammer auf dem Eva-Mayr-Stihl-Platz serviert, ist bodenständig und „gschmackig“. Robert Kudin hat eine klassische Gastro-Laufbahn absolviert. Der 51-Jährige besuchte die Gastgewerbefachschule in Wien, arbeitete dann als angestellter Küchenchef im Café Engländer in der österreichischen Hauptstadt, einem bekannten Künstlerrestaurant, und im Alpenhotel St. Johann bei Salzburg. Seitdem ist er in diesen Teil Österreichs verliebt. „Unseren Ruhestand planen wir in Salzburg“, sagt er, und Julia Krehl, die beruflich aus dem Eventbereich kommt, nickt.
Ihretwegen ist Robert Kudin nach Deutschland gekommen. Wobei auch Österreich als Wohnort für das Paar eine Option war. „Wir wollten uns selbstständig machen. Doch in Wien gibt es halt an jeder Ecke viele Lokale, da ist die Konkurrenz groß, und in Deutschland kann man mit der österreichischen Küche einfach gut spielen“, sagt der gelernte Koch.
Nachdem die beiden sechs Jahre lang mit ihrer Fernbeziehung „Fluggesellschaften finanziert hatten“, sei die Wahl auf Strümpfelbach gefallen, erzählt die 41-Jährige. Und es sei eine gute Wahl gewesen. „Wir hatten 80 Prozent Stammpublikum.“ Und viele davon nehmen nun die kurze Fahrt von Weinstadt nach Waiblingen gerne auf sich, um sich an der österreich-schwäbischen Küche, auch mal mit mediterraner Note, in der Vorratskammer zu gustieren.
Das „Wiener Schnitzerl“ ist hier natürlich aus der Kalbsschale geschnitten, und die Sachertorte kommt original aus Wien. „Die verraten ihr Rezept nicht“, sagt Robert Kudin. Der ofenwarme Topfenstrudel und der Linzerkuchen sind hausgemacht, dazu gibt es Wiener Melange oder „Sissi“, eine Kaffee- Creme mit Eierlikör und Schlag. Ab und an kommen selbstverständlich Kaiserschmarrn und Salzburger Nockerln auf den Tisch. Vor den Desserts ergötzen und laben sich die Gäste an Rosa Steak vom Tiroler Rinderrücken, Bergkäse-Knöpfle oder Spargel in Beinschinken gebacken mit Erdäpfelsalat und Kernöl-Dip. Opa Werners Maultaschen stehen auf der Karte „Fester Speisevorrat“, ebenso wie Steirischer Backhendlsalat mit Kürbiskernöl. Dazu gibt es eine wechselnde Karte – und von mittwochs bis freitags auch einen Mittagstisch für zwölf Euro.
Die Weinauswahl reich vom Remstal bis in die Wachau
Der Weinvorrat bietet das Beste aus den Kellern hiesiger Wengerter und österreichischer Winzer. Die Auswahl reicht vom Remstal bis in die Wachau: vom Riesling aus Stetten bis zum Grünen Veltliner aus Niederösterreich, vom Spätburgunder aus Schwaikheim bis zum Blaufränkisch aus dem Burgenland. Und nicht alles steht auf der umfangreichen Weinkarte. Nachfragen lohnt sich allemal. „Wir kaufen den Wein nie aus dem Katalog, sondern fahren hin und probieren“, sagt Robert Kudin. Regelmäßige Weinproben im Rahmen der sogenannten Genussmittwoche bietet die Vorratskammer auch. Und natürlich darf ein Heurigenabend mit passendem Menü und Andis Wirtshausmusi im Jahresprogramm nicht fehlen.
Beim Bier schauen Julia Krehl und Robert Kudin ebenfalls in Brauereien diesseits und jenseits der Grenze und kredenzen zum Bier von hier Trumer Pils und Stiegl Goldbräu. Und auch da sollte der Bierfreund nachfragen, was sonst noch gerade an Spezialbieren in der Vorratskammer lagert.
Die Vorratskammer sei bewusst nicht auf Sterne oder Hauben ausgelegt, erklärt Robert Kudin. „Wir wollen die Mitte stärken, und wir wollten schon immer ein Lokal haben, in das wir selbst gerne gehen würden.“ Und das auch während der Fußball-Europameisterschaft, an der sowohl die Deutschen als auch die Österreicher teilnehmen. Zu den Öffnungszeiten von mittwochs bis sonntags werden alle Spiele in der „Vorratskammer-EM-Stub’n“ übertragen.
Internationales auf dem Teller
Gastronomie
Im Rems-Murr-Kreis locken nicht nur Gaststätten mit urschwäbischer Küche, sondern vielerlei Gastroangebote mit Einflüssen aus aller Herren Ländern. Von europäischen Nachbarn aus Italien, Spanien, Portugal, Frankreich oder Griechenland geht das Angebot bis hin zu Schmankerln aus Mexiko, Syrien, Indien, China, Vietnam oder Südafrika.
Serie
In loser Folge stellen wir ausgewählte internationale Restaurants, die handelnden Personen und ihren gastronomischen Hintergrund vor, die hier im Kreis für die unterschiedlichen Küchen und Gerichte aus aller Welt stehen.