Mehr Ehrenamtliche sollen Kinder und Jugendliche in Notfällen betreuen Foto: dpa

Die Stadt Stuttgart baut künftig mehr auf ehrenamtliche Vormünder für Kinder. Die Suche fällt nicht leicht: Seitdem der Entschluss im Januar 2013 gefallen ist , haben sich erst sechs ernsthafte Bewerber gefunden.

Stuttgart - Wie von der Sozialverwaltung vorgeschlagen wird das Netz der ehrenamtlichen Vormünder kräftig ausgebaut. In seiner Sitzung am Montag hat der Jugendhilfeausschuss den Plan einhellig befürwortet.

In den meisten Fällen bestellt das Gericht das Jugendamt zum Vormund, wenn Minderjährige ihre Eltern verloren haben, der Aufenthaltsort der Eltern unbekannt ist oder ihnen die elterliche Sorge zum Wohl des Kindes entzogen worden ist. 4,75 Stellen stehen beim Jugendamt dafür zur Verfügung. Die städtischen Angestellten sind so genannten Hauptamtliche und sollen dem Bürgerlichen Gesetzbuch nach nur dann berufen werden, wenn kein ehrenamtlicher Vormund zur Verfügung steht. In Stuttgart hatte das Gericht bisher nicht die Wahl.

Deshalb sucht die Stadt seit 2013 nach Bürgern, die ehrenamtlich eine Vormundschaft übernehmen können. 39 hatten sich dafür interessiert, 16 wurden fürs Ehrenamt gewonnen, sechs sind jetzt noch übrig. „Waren zehn von 16 nicht geeignet, sind die durchs Raster gefallen“, fragte CDU-Stadtrat Klaus Nopper, als das Jugendamt einen Bericht gab über die Bewerberlage. Jugendamtsleiter Bruno Pfeifle stellte richtig: „Unter den Interessenten sind einige, die wieder zurückziehen.“ Schließlich sei die Verantwortung, die man mit einer Vormundschaft übernimmt, nicht zu unterschätzen.

Prinzipiell aber lobten Klaus Nopper, Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) und Judith Vowinkel (SPD) das Bemühen der Stadt um weitere ehrenamtliche Vormundschaften. In Kinderschutzfällen, so die SPD-Stadträtin, soll die Vormundschaft weiterhin bei den Hauptamtlichen liegen.

Die Stadt muss für das Mehr an ehrenamtlichen Vormündern mit einem höheren Aufwand als bisher rechnen. So soll die dafür zuständige Stelle im Jugendamt von 30 auf 50 Prozent erhöht werden, für Schulungsabende, Referentenhonorare, Supervision und Fortbildung werden zusätzlich 2400 Euro jährlich gebraucht. Außerdem möchte Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer die Ehrenamtlichen auch finanziell unterstützen und die Aufwandspauschale in Höhe von 399 Euro, die ihnen vom Amtsgericht bezahlt wird, um dieselbe Summe aus dem Stadtsäckel aufstocken.

Wie in unserer Montagausgabe berichtet, befindet sich die Stadt Stuttgart momentan in einem Widerspruchsverfahren mit einem ehemaligen Mündel. In dessen Rahmen fordert die Stadt Kosten für die Unterbringung in einer Jugendhilfeeinrichtung zurück. „In Fällen, wo Kinder Vermögen haben, müssen wir diese Möglichkeit prüfen“, sagte Pfeifle auf Nachfrage aus dem Gremium.