Der grüne Verkehrsminister und die mitregierende CDU kappeln sich seit Jahren – auch wegen des Uralt-Straßenprojektes im Norden von Stuttgart. Jetzt schlägt Winfried Hermann dazu eine Faktenfindung vor. Aber nicht, weil er plötzlich begeistert von dem Vorhaben wäre.
Stuttgart - In den langjährigen Streit um den Bau des Stuttgarter Nordostrings kommt Bewegung. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat dem Kabinett und damit der grün-schwarzen Koalition jetzt vorgeschlagen, einen unabhängigen und unparteilichen Prozess der Faktenfindung zu starten. Das sagte er unserer Zeitung.
Externe Profis sollen die bisherigen Argumente aufnehmen, die für oder gegen den Bau einer wahrscheinlich vierspurigen Verbindungsstraße zwischen den Räumen Kornwestheim/Ludwigsburg (B27) sowie Fellbach/Waiblingen (B14) kursieren. Das Unternehmen, das beauftragt werden soll, wird diese Argumente dann in Befürchtungen, bloße Behauptungen und klare Erkenntnisse sortieren müssen. Obendrein soll es neue Daten beibringen und in unterschiedlichen Zusammensetzungen immer wieder die verschiedenen Akteure und Betroffenen sowie Bürgerinitiativen in der Region einbeziehen.
Hermann bewegt sich im Interesse des Koalitionsfriedens
Hermann schließt nicht aus, dass es bis zu einem Ergebnis vielleicht zwei Jahre dauern könnte. Man habe jedoch Zeit für ein gründliches Verfahren, weil mit einem baldigen Bau ohnehin nicht zu rechnen wäre. Er erwartet sich vor allem auch Aufschluss zu der Frage, ob der Bau des Nordostrings den Großraum Stuttgart von Verkehr und von Staus entlasten oder womöglich zusätzlichen Autoverkehr erzeugen würde. Hermann selbst denkt gegenwärtig, dass der Nordostring die B-29-Achse über Schorndorf und Schwäbisch Gmünd von und nach Bayern belasten würde, dass außerdem der Kappelbergtunnel in Fellbach und die B 10 in den Stuttgarter Neckarvororten völlig überlastet werden könnten.
Warum will Hermann dann trotzdem diesen Weg beschreiten? Dazu sagte der Minister, er habe sich im Interesse des Koalitionsfriedens und eines ordentlichen Verfahrens für dieses Vorgehen entschieden. In der grün-schwarzen Koalition sorgt das Thema Nordostring seit Jahren für heftige Reibereien. Die CDU erklärte, das Verkehrsministerium sei verpflichtet, den Nordostring planen zu lassen. Das Ministerium und das Staatsministerium bestritten dies vehement. Auch in der Regionalversammlung in Stuttgart machte die CDU zusammen mit der FDP und den Freien Wählern Druck für das Vorhaben. Die Befürworter streben außerdem einen Tunnel zwischen der B10/14 bei Stuttgart-Wangen und dem Bereich Degerloch an, um einen Anschluss an die Autobahn 8 und eine Umfahrung der Stuttgarter Innenstadt zu schaffen.