Wohnen am Wasser – Heilbronn wird die erste Bundesgartenschau sein, die nicht nur Pflanzen, sondern auch Architekturprojekte zur Schau stellt. Foto: Werner Kuhnle

124 Tage vor Eröffnung der Bundesgartenschau herrschen Stolz und Zuversicht bei den Veranstaltern und den Stadtoberen. Die Organisatoren haben jetzt im Detail vorgestellt, was den Besuchern von April an geboten wird.

Heilbronn - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zur Eröffnung der Bundesgartenschau (Buga) am 17. April 2019 die Festrede auf dem Marktplatz halten. Das teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Der Ort der Eröffnung, der Marktplatz, sei symbolisch zu verstehen, sagte der Buga-Geschäftsführer Hans-peter Faas. „Die Schau ist ein Teil der Stadt. Viele Gäste werden auch die Innenstadt besuchen und somit die Buga in die Stadt hineintragen.“ Die Ausstellung dauert bis zum 6. Oktober und ist die erste Kombination aus einer Garten- und einer Stadtausstellung.

Rund 2,2 Millionen Gäste werden zu der 173 Tage dauernden Veranstaltung erwartet. Auf dem Gartenschaugelände werden bis zu 800 Menschen in innovativen Architekturprojekten leben – 110 Bewohner sind schon eingezogen, auch eine Kindertagesstätte und eine Jugendherberge sind bereits in Betrieb. Nach der Buga rollen dann erneut die Bagger an und schaffen in dem Wohngebiet Platz für bis zu 3500 Menschen. In dem neuen Stadtquartier Neckarbogen hinter dem Bahnhof auf dem Gelände eines ehemaligen Hafen- und Industriegebiets sollen später rund 1000 Menschen arbeiten.

Auf die Stadt spielt eine große Rolle

Der Werbefilm für die Bundesgartenschau in Heilbronn ist schon fertig, die A-cappella-Gruppe Mund(art)monica besingt darin den Slogan vom „blühenden Leben“. Er wird auf der Touristikmesse CMT im Januar in Stuttgart, auf der die Buga sogenannter Kulturpartner ist, wohl in einer Endlosschleife laufen. Der Oberbürgermeister Harry Mergel und der Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas sprechen in schön abgestimmten Dialogen voller Zuversicht stets von einem Ereignis, das Heilbronn verändern wird. Sollte es, was die Außenwahrnehmung der Schau anbelangt, noch Ängste und Zweifel geben, so zeigen die beiden es nicht.

Zu den vielen Superlativen, mit denen die Schau vor allem in Heilbronn selbst vermarktet wird, ist sogar ein neuer hinzugekommen: Harry Mergel spricht jetzt von einer „Expo des Südens“. Es gehe auch um eine Veranstaltung zu Zukunftsfragen wie zu Energie, Nachhaltigkeit, dem Bauen in neuen Formen und mit neuen Baustoffen. Jochen Sandner, der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, die für alle Bugas dieses Landes zuständig ist, weist bei der Pressekonferenz am Donnerstag jedoch vorsorglich darauf hin: „Eine Bundesgartenschau, das sind Gärten zum Schauen!“

Was das Budget angeht, ist man im Plan

142 Millionen Euro beträgt der Etat für das Heilbronner Großprojekt, ihn werde man, trotz überhitzter Baukonjunktur, einhalten, sagt Faas. Anders sehe es bei den laufenden Kosten aus, da holpere es und man stehe unter Spannung, weil aus den ursprünglichen 42 Millionen (zehn Millionen kommen direkt von der Stadt, der Rest muss eingespielt werden mit Tickets, Sponsoren, Lizenzen) vermutlich 50 Millionen würden. Der Katalog, der als Führer über die Buga in Vorbereitung ist und vor deren Beginn auf den Markt kommen soll, wird 320 Seiten umfassen – allein das illustriert schon, was den Besuchern geboten wird. Ganz neue Bilder für ein neues Stück Heilbronn prophezeit Oliver Toellner, der Leiter „Planung und Ausstellung“. OB Mergel betont dazu noch einen weiteren Zusammenhang: Wenige Tage vor der Buga wird die neue Experimenta eröffnet, auch das werde Schlagzeilen in ganz Deutschland geben. Der Haupteingang der Buga und die Experimenta liegen direkt nebeneinander, Buga-Besucher werden einen bevorzugten Zutritt zu der Wissenschaftsausstellung haben.

Eines der bleibenden Andenken an die Buga, das steht schon vor deren Beginn fest, wird der Neckarufer-Park sein. Er zieht sich als ein grünes Band bis in die Innenstadt hinein. Die Kosten: sechs Millionen Euro. Insgesamt werden rund 1000 Bäume neu gepflanzt, nicht einberechnet die 1700 schattenspendenden Pappeln, die schon in diesem Jahr grünten, aber nach der Buga abgeholzt und als Pellets verheizt werden. Große und sehr alte Bäume konnten im Campuspark zwischen Buga-Gelände und Innenstadt erhalten werden. Zur Illustration des Themas Wein werden Reben und Weinberghäuschen zu sehen sein.

Zu den gut 5000 Veranstaltungen gehören neben Fachvorträgen oder Auftritten von Schlagersängerinnen wie Stefanie Hertel die Open-Air-Serenaden des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn unter dem neuen Chefdirigenten Case Scaglione. Er wird auch bei den acht Open-Air-Aufführungen der Mozart-Oper „Gärtnerin aus Liebe“, einer Koproduktion mit dem Heilbronner Theater, am Pult stehen. Der zentrale Veranstaltungsort ist die Kreissparkassen-Bühne mit 1000 Sitz- und 2000 Stehplätzen.

Da wäre dann noch das Wasser

Auf dem Buga-Areal wurden zwei Seen angelegt, auch in Erinnerung daran, dass es sich hier teilweise um ein altes Hafengelände handelt. Beide Seen werden fast täglich mit Lichtshows bespielt, die Riesenfontänen und „Wasserwände“ ins Bild setzen. Ein großer Kinderspielplatz ist ebenfalls dem Wasser-Erleben gewidmet. Ein Schiff-Shuttle auf dem Neckar überbrückt Entfernungen, es wird bis zu 5000 Besucher pro Tag befördern können.

Die Buga-Veranstalter haben mit einem Preiskonzept überrascht, das vor allem jungen Menschen entgegenkommt. Kinder bis 15 Jahre haben freien Eintritt, junge Erwachsene bis 25 Jahre bezahlen 8 Euro für die Tageskarte. Ermäßigungen gibt es für Senioren, Schüler- und Kindergartengruppen sowie weitere Berechtigte, eine klassische Familienkarte aber nicht. Der reguläre Eintrittspreis für einen Erwachsenen (über 25 Jahre) beträgt 23 Euro, eine Dauerkarte kostet 125 Euro. Angestrebt ist der Verkauf von 33 000 Dauerkarten, bis jetzt sind 19 000 verkauft.