Die Hintergründe der Tat in Limburg sind weiter unklar. Foto: AFP/THORSTEN WAGNER

Nach dem Vorfall mit einem Lastwagen in Limburg sieht es derzeit nicht so aus, als habe der Täter eine Verbindung in die gewaltbereite islamistische Szene.

Limburg - Nach dem Vorfall mit einem Lastwagen im hessischen Limburg haben die Behörden keine Hinweise auf Verbindungen des Tatverdächtigen in die gewaltbereite islamistische Szene. Dies gelte zumindest „nach den derzeitigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden“, erklärte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Landeskriminalamt teilten indes mit, dass wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt wird.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich den Ermittlerangaben zufolge um einen 32-jährigen Syrer aus dem Landkreis Offenbach. Der Mann sollte noch am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Hintergründe des Vorfalls seien weiterhin unklar. Insbesondere gebe es keine Erkenntnisse zum Motiv des Manns.

Ermittlungen in alle Richtungen

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte, dass es „momentan“ keine Hinweise auf ein terroristisches Motiv gebe. „Aber wir bleiben dahinter, leuchten das ganze Umfeld aus“, sagte er in Luxemburg. Generell sei es ein „großer Gesamtauftrag“ für die Sicherheitsbehörden, „alle Richtungen im Blick zu haben, was den Rechtsterrorismus, aber auch den islamistischen Terrorismus und auch den Linksextremismus angeht“, sagte er.

Die hessischen Ermittler werfen dem 32-Jährigen vor, am Montag in Limburg einen Lastwagen gestohlen zu haben, indem er dessen Fahrer gewaltsam aus der Kabine zog, ohne jedoch eine Waffe zu benutzen. Er soll wenige Meter mit dem Laster gefahren sein, bis er an einer Kreuzung ungebremst auf mehrere vor ihm stehende Fahrzeuge aufgefahren sei. Sieben Autos und ein Kleintransporter wurden dadurch zusammengeschoben.

Festnahme durch Zufall

Acht Insassen und der mutmaßliche Täter wurden leicht verletzt. Mehrere Beamte der Bundespolizei hielten sich den Ermittlern zufolge zufällig in der Nähe des Tatorts auf. Sie nahmen den Verdächtigen fest. Bei zwei Razzien im Landkreis Offenbach und im Landkreis Limburg-Weilburg, die im Zusammenhang zum Vorfall in Limburg standen, sei Beweismaterial wie Mobiltelefone oder USB-Sticks beschlagnahmt worden.

Laut einem Bericht von „Focus Online“ lebte der 32-Jährige seit rund einem Jahr in einem Hotel in Langen im Landkreis Offenbach. Die Miete sei von den Behörden bezahlt worden. Der Aufenthaltstitel des 32-Jährigen sei seit einigen Tagen ungültig gewesen. Der Hessische Rundfunk (HR) berichtete, dass in der durchsuchten Wohnung im Landkreis Limburg-Weilburg ein Verwandter des mutmaßlichen Täters lebe. Mit ihm soll der 32-Jährige zuvor in einer Kneipe Alkohol getrunken haben.

Erinnerungen an Berlin und Nizza

Am Morgen hatte das ZDF unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dass der Vorfall von den Behörden als Terroranschlag eingestuft werde. Die Staatsanwaltschaft bestätigte diese Angaben jedoch nicht. Der HR berichtete, dass vielmehr alles gegen einen Terroranschlag spreche. Die Tat könnte demnach eine „nicht politisch motivierte Amokfahrt aus psychischen Motiven“ gewesen sein.

Beuth verurteilte die Tat und mahnte zugleich: „Auch wenn der Tathergang an die schrecklichen Anschläge von Nizza oder Berlin erinnert, ist das Motiv des festgenommenen Manns nach wie vor unklar.“ Die Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung befänden sich „in Hessen auf einem hohen Niveau“, versicherte er und dankte „den Einsatzkräften und couragierten Bürgern, die vor Ort die Verletzten versorgt und erste Hilfe geleistet haben“.

Der Lastwagen gehörte zu einem Logistikunternehmen aus Baden-Württemberg. Dieses teilte mit, dass der Fahrer auf Auslieferungstour in Limburg gewesen sei, als er an einer Ampel aus dem Fahrzeug gezogen wurde. Dem Mann gehe es „den Umständen entsprechend“.