In dem Fall geht es vor allem um Fragen der Meinungsfreiheit und Religionskritik. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Eine 16-Jährige Schülerin hat in Frankreich eine heftige Debatte über Religionskritik entfacht. Die Schülerin hatte den Islam beleidigt – und daraufhin zahlreiche Drohungen erhalten.

Paris - Nachdem das Mädchen namens Mila wegen Morddrohungen aus der Schule genommen wurde, soll sie nun wohl bald wieder zum Unterricht, wie Bildungsminister Jean-Michel Blanquer am Donnerstag ankündigte. Man habe mit der Familie eine Lösung gefunden, sagte er der Zeitung „La Dauphine Libéré“ ohne Details zu nennen. Die 16-jährige Mila aus dem Raum Lyon hatte sich zuvor sehr abwertend im Netz über den Islam geäußert. Daraufhin hatte sie zahlreiche Drohungen erhalten, sie und ihre Familie bekamen Polizeischutz. Der Fall spielte schnell auf höchster Regierungsebene.

In dem Fall geht es vor allem um Fragen der Meinungsfreiheit und Religionskritik. Die 16-Jährige hatte sich im Januar auf Instagram über ihre Homosexualität geäußert und mit anderen Nutzern gechattet. Es kam zu einer Diskussion, die schnell eskalierte. Schließlich veröffentlichte sie ein Video, in dem sie erklärte, alle Religionen zu hassen. „Der Islam ist eine Religion des Hasses, (...) der Islam ist Scheiße“, zitierten französische Medien die Schülerin. Das Video verbreitete sich im Netz, Mila wird seitdem bedroht und schließlich aus der Schule genommen.

Mila verteidigte Anfang der Woche ihre Aussagen. Sie bereue die Vulgarität, aber nicht die Aussagen an sich, sagte sie in der Fernsehsendung „Quotidien“. Der Fall hat Frankreich in zwei Lager gespalten. Für Unterstützer steht Mila für das Recht auf Blasphemie und Meinungsfreiheit. Ein Vertreter des französischen Islamrats erklärte hingegen, das Mädchen habe die Angriffe provoziert, zeitweise ermittelte sogar die Staatsanwaltschaft gegen Mila. Schließlich verteidigte der Innenminister das Recht, Religionen zu kritisieren.

In Frankreich ist die Beleidigung von Religionen durch die Meinungsfreiheit geschützt, verbale Attacken gegen Menschen wegen ihrer Religion können aber die Glaubensfreiheit verletzten. In Deutschland sieht das anders aus: Hier steht die „Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen“ dann unter Strafe, wenn sie „geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“.