Die Hintergründe eines Zwischenfalls im S-Bahn-Verkehr zum Wochenende sind nun aufgeklärt. Foto: IMAGO/Michael Weber

Zugausfälle, Verspätungen – nicht immer haben die Störungen auf den S-Bahn-Linien technische Ursachen. In diesem Fall wurde ein Straftäter gesucht.

Die Fahrgäste wundern sich. Die S-Bahn Richtung Flughafen fährt an der Station Oberaichen nicht mehr weiter, und die Türen lassen sich angeblich wegen eines technischen Defekts nicht mehr öffnen. Dahinter bauen sich in Richtung Filder Verspätungen und Zugausfälle auf. Schon wieder Probleme? Am Freitagabend brachten allerdings keine Weichen oder Stellwerke die Bahn aus dem Takt. Sondern die Polizei.

Was war da eigentlich los – das fragen sich Fahrgäste, die am Freitag zwischen 19 und etwa 20.30 Uhr mit der S-Bahn aus der Innenstadt Richtung Filder fahren wollten, aber mit einer Störung konfrontiert wurden. Ein Zug blockierte die Strecke in Leinfelden-Oberaichen (Kreis Esslingen), für zwei nachfolgende Züge sollte in Rohr und Vaihingen außerplanmäßig Schluss sein. „Wir hatten auch schon bereits einen Busersatzverkehr organisiert“, sagt ein Bahnsprecher.

Warum die Türen angeblich klemmten

Doch der liegen gebliebene Zug war Absicht. Auch die Sache mit den klemmenden Türen. Denn tatsächliche waren Einsatzkräfte der Stuttgarter Polizei, des Polizeipostens Leinfelden und der Bundespolizei im Anmarsch – um einen Tatverdächtigen festzunehmen. Dabei waren auch Polizeihunde im Einsatz. „Ein Fahrgast hatte einen Mann wiedererkannt, der Stunden zuvor wegen einer Bedrohungslage in Stuttgart angezeigt worden war“, sagt Bundespolizeisprecherin Janna Küntzle. Der Zeuge alarmierte die Polizei gegen 19.10 Uhr – und die ließ die S-Bahn an geeigneter Stelle anhalten.

Der Gesuchte war etwa zur Mittagszeit am Stuttgarter Schlossplatz aufgefallen. „Er soll dort Passanten aggressiv angepöbelt und bedroht haben“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher Jens Lauer. Der Mann war danach allerdings verschwunden und der Fall vorerst erledigt – bis dann am Abend Alarm aus einer S-Bahn einging.

Gefasst wird ein psychisch auffälliger Mann

Die Festnahme in Oberaichen erfolgte dann ohne größere Probleme. Wie es heißt, sei der Mann, ein 43-Jähriger, „ohne Widerstand festgenommen“ worden. Als die Strecke freigegeben wurde, war es aber auch schon wieder 20.10 Uhr – und auf der Bahnstrecke musste sich erst wieder ein Stau von Zügen auflösen. Es dauerte, bis der abendliche Verkehr wieder im Takt war.

Die Sachbearbeiter vom Revier Innenstadt stellten fest, dass es sich bei dem 43-Jährigen um einen offenbar psychisch auffälligen Mann handelt. „Er wurde in eine psychiatrische Klinik in Stuttgart überstellt“, so Polizeisprecher Lauer.

Nicht der erste Zwangsstopp durch die Polizei

Dies ist nicht der erste Fall, bei dem nicht etwa technische Probleme oder Sanierungsmaßnahmen den S-Bahn-Verkehr aus dem Takt bringen, sondern ein Polizeieinsatz. Am 26. Januar etwa hatte die Bundespolizeiinspektion Flughafen den morgendlichen Berufsverkehr der S-Bahn auf den Fildern für Stunden lahm gelegt. In den frühen Morgenstunden hatten die Beamten am Bahnhof Echterdingen einen Fahrkartenautomaten entdeckt, der verdächtige Manipulationsspuren aufwies.

Um den Automaten polizeilich untersuchen zu können, musste allerdings ein Techniker der Deutschen Bahn an Ort und Stelle den Strom abstellen – und konnten die Bahnen die Stelle nicht mehr passieren. Der Bahnhof wurde bis gegen 9.30 Uhr gesperrt, Pendler mussten ausweichen. Am Ende stellte sich heraus, dass hier keine Automatenknacker Beute machen wollten. Ermittelt wird seither wegen Sachbeschädigung.