Kunstministerin Theresia Bauer und OB Fritz Kuhn verkünden den Beschluss über den Standort für die Stuttgarter Interimsoper. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bald geht die Post ab. So formulierte es einer der Intendanten der Staatstheater nach dem mehrheitlichen Votum des Verwaltungsrats der Staatstheater für die Interimsoper am Rosensteinpark. Zunächst sollen aber die Kosten geschätzt und der Bedarf überprüft werden. Ein Baubeginn im Jahr 2021 wird angestrebt.

Stuttgart - Das ehemalige Paketpostamt an der Ehmannstraße am Rosensteinpark soll als einzig übrig gebliebener Standort für eine Interimsoper weiter intensiv untersucht werden. Auf diese Formel hat sich am Montag erwartungsgemäß der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater mehrheitlich verständigt, wie Kunstministerin Theresia Bauer und der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) bekannt gaben.

 

Nach Informationen dieser Zeitung votierten lediglich die CDU-Stadträtin Iris Ripsam sowie die AfD-Landtagsabgeordnete Carola Wolle im Verwaltungsrat gegen den Grundsatzbeschluss.

Neuer Zeitplan

Die Entscheidung beinhaltet außerdem, dass die Staatstheater ihren Raum- und Infrastrukturbedarf für Oper und Ballett konkretisieren sollen, um so auch eine bessere finanzielle Kalkulation für die Kosten einer Übergangsoper zu ermöglichen. Die Bedarfsanmeldung soll dann von einem hinzugezogenen externen Prüfer nochmals kontrolliert werden. Die Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (ebenfalls Grüne) geht davon aus, dass „bei optimalem Verlauf“ der Beginn der Umbauarbeiten im Paketpostamt auf das Jahr 2021 fällt. Bisher waren die Staatstheater bei ihrem Zeitplan davon ausgegangen, bereits in der Spielzeit 2021/2022 ins Provisorium einziehen zu können.

Der Wettbewerb für die Sanierung des Großen Hauses soll Mitte 2020 beginnen, laut Splett ist frühestens mit einem Baubeginn Ende 2023 zu rechnen. Die Sanierungsdauer wird auf mindestens fünf Jahre veranschlagt. Eine definitive Entscheidung über den Umbau des Paketpostamts will das Gremium, das sich aus Vertretern von Stadt und Land zusammensetzt, allerdings erst im Lichte der exakt ermittelten Kosten bei seiner nächsten Sitzung im kommenden Frühjahr treffen. Ministerin Bauer erklärte, die Entscheidung für den Standort Ehmannstraße sei eindeutig ausgefallen. OB Kuhn zeigte sich erleichtert, sprach aber lediglich von einer „Vorentscheidung“, auf deren Grundlage nun auch die Planungen für die Sanierung des historischen Littmann-Baus im Oberen Schlossgarten angegangen werden könnten.

Auch der geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, zeigte sich erfreut, dass die über Monate währende Diskussion um ein Operninterim nun beendet sei. Er sprach von einer „vorzüglichen“ Standortwahl, gar vom „bestmöglichen“ Interimsstandort.

2021 könnte mit dem Umbau begonnen werden

Zunächst hatten die Intendanten allerdings den Eckensee als Areal für eine Übergangsvariante favorisiert, der dann allerdings aufgrund stadtklimatologischer und betrieblicher Gesichtspunkte aussortiert worden war. Bisherige Schätzungen für dem Umbau des Paketpostamts zu einer Übergangsspielstätte, die von einem Finanzierungsvolumen von 55 Millionen Euro ausgehen, wollte die Finanzstaatssekretärin Splett nicht dementieren. Die Zahl sei allerdings in keiner Weise plausibilisiert.

Die Summe ist in jenen mindestens 400 Millionen Euro enthalten, die für die Sanierung der historischen Staatsoper veranschlagt werden. Die Kosten werden von Land und Stadt als Träger der Staatstheater jeweils zur Hälfte übernommen.