Katerstimmung nach dem Fest: Seit Freitag bauen die Mitarbeiter die Hauptbühne vor dem Neuen Schloss ab. Foto: Leif Piechowski

Das Fest ist aus. Der Kehraus und die Abrechnung beginnen. Fast alle sind zufrieden. Die Bilanz des zweitägigen Bürgerfestes in der City fällt positiv aus. Hessen will sich sogar an der gelungenen Feier orientieren. Nur der Handel klagt.

Stuttgart - Das Fest ist aus. Der Kehraus und die Abrechnung beginnen. Fast alle sind zufrieden. Die Bilanz des zweitägigen Bürgerfestes in der City fällt positiv aus. Nur der Handel klagt.

Aufräumen bis Montag

Erst das Fest, dann der Kehraus: 76 Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) waren rund um die Uhr im Einsatz, um die Müllberge der vergangenen Tage zu bewältigen. „Wir haben im 3-Schicht-Betrieb gearbeitet“, erklärte Annette Hasselwander, Sprecherin der AWS. Zusätzlich 164 orange Mülleimer, 55 große Müllcontainer und einen 36-Kubikmeter-Container auf der Ländermeile hatte die AWS aufgestellt. Außerdem machte die Abfallwirtschaft im großen Stile mobil: Die Innenstadt säuberten je drei Klein- und Großkehrmaschinen , acht Reinigungsfahrzeuge und vier Müllfahrzeuge. „Große Probleme bereiteten die Glasscherben auf der Grünfläche am Schlossplatz. Die AWS-Mitarbeiter mussten die Glasscherben in mühsamer Handarbeit entfernen“, sagte die Sprecherin. Die Aufräumarbeiten dauerten am Freitag noch an. „Vor Ort stehen noch Restmüllbehälter sowie der 36-Kubikmeter-Container. Auch im Zuge des Abbaus der Länderzelte ist noch mit zusätzlichem Müllaufkommen zu rechnen.“ Alle Zelte und Bühnen bauten die Veranstalter am Freitag bereits im Oberen Schlossgarten, in der Königstraße, am Kleinen Schlossplatz und am Karlsplatz ab. Die Bühne am Schlossplatz soll bis Sonntag abgebaut werden, sagte ein Sprecher des Staatsministeriums. „Der Abbau der Zelte auf der Theodor-Heuss-Straße hat am Freitag begonnen und wird am 7. Oktober abgeschlossen sein“, so der Sprecher. Insgesamt kostete das Einheitsfest laut Staatsministerium mehr als 3,1 Millionen Euro. Zwei Millionen kamen für die große Feier insgesamt vom Land, 185 000 bezahlte das Bundesinnenministerium, 550 000 Kooperationspartner und 377 000 Euro die Stadt Stuttgart.

Handel hatte mehr erwartet

Die Durchsage in einem Stuttgarter Kaufhaus um 21 Uhr klang wie ein Hilferuf: „Liebe Kunden, wir haben heute bis 23 Uhr geöffnet.“ Die Resonanz blieb jedoch mager – (zu) wenig nutzten das Angebot, in der City bis in den späten Abend hinein einzukaufen. Nicht nur Kunden nahmen das Angebot verhalten an. Auch die Mehrzahl der Händler verweigerte sich. Das ruft bei anderen Unmut hervor. „Nach meinen Schätzungen haben sich nur 30 Prozent der Händler daran beteiligt“, sagt Heinz Reinboth von der Interessengemeinschaft Königstraße. City-Managerin Bettina Fuchs von der City-Initiative Stuttgart (Cis) bestätigt diese Einschätzung. „Wir waren sehr positiv überrascht, dass so viele Gäste gekommen sind“, sagt sie. Dennoch: Angesichts einer halben Million Besucher hätten auch noch weitaus mehr Geschäfte öffnen können. Dies habe nur „punktuell um den Schlossplatz herum funktioniert“. Fuchs bedauert vor allem, dass sich auch einige sehr große Bekleidungsgeschäfte in der Königstraße nicht an der Aktion beteiligt hätten. Wie schon so oft bei solchen Aktionen vermisst die Cis die Solidarität der Händler untereinander. Beim nächsten Ereignis dieser Größe will Fuchs mehr Läden einbeziehen und ermuntern. Auch jene, die keine Cis-Mitglieder sind.

Organisatoren zufrieden

„Für die Organisation haben wir auf die bewährten Planungen von der Weltmeisterschaft 2006 zurückgegriffen“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU). Alles habe „sehr gut geklappt, trotz des parallel veranstalteten Volksfestes“. In dem Lagezentrum im weißen Saal des Neuen Schlosses arbeiteten Polizei, Staatsministerium, Agentur und Ordnungsamt reibungslos zusammen. „Wir haben bereits vor einem Jahr ein spezielles Lenkungsteam für öffentlichen Ordnung eingerichtet“, erklärte Schairer. Zudem lobte er, dass die Bevölkerung früh über die Sperrungen in der Innenstadt informiert wurde. Auch die Agentur Roth und Lorenz zeigte sich mit dem Fest zufrieden. „Zusammen einzigartig“, dieses Versprechen hat man den Besuchern gegeben – und auch eingelöst. Der Geschäftsführer der Stuttgarter Agentur, die das Konzept der Feier verantwortet, zeigt sich mehr als zufrieden. „Wir sind wirklich sehr überwältigt von der Akzeptanz des Fests und glauben, dass wir den richtigen Ton getroffen haben“, sagt Roth. Und: „Als Stadt haben wir uns hervorragend präsentiert.“

Lob aus Hessen

Heinrich Kaletsch von der hessischen Staatskanzlei ist voll des Lobes: „Von Stuttgart können wir uns einiges abschauen. Das Fest ist sehr gut organisiert.“ Hessen hat im Jahr 2015 den Vorsitz im Bundesrat und ist damit Ausrichter des übernächsten Festes zum Tag der Deutschen Einheit. „Wir werden das Fest von Wiesbaden nach Frankfurt verlegen“, sagt Kaletsch, „weil wir dort andere Möglichkeiten und eine bessere Strahlkraft haben.“ Denn in puncto Strahlkraft habe Stuttgart Maßstäbe gesetzt.