Im städtischen Museum präsentiert Hausherr Uwe Geiger Hausrat aus der Stauferzeit. Foto: Ines Rudel

Ob Bettler und Vaganten, Pilger, Ordensritter oder Burgfräulein – in Ebersbach dürfte jeder Mittelalterbegeisterte eine passende Aufgabe finden.

Ebersbach - Ob Bettler und Vaganten, Pilger, Ordensritter oder Burgfräulein – in Ebersbach dürfte jeder Mittelalterbegeisterte eine passende Aufgabe finden. Die Rede ist von einer neuen Mittelaltergruppe, die der Leiter des städtischen Museums und Archivs, Uwe Geiger, gründen möchte und für die es schon die ersten drei Interessenten gibt. Einen ersten Aufruf, verbunden mit einer Einladung, gemeinsam auf Zeitreise zu gehen, hat Geiger bereits veröffentlicht. Nun hofft er auf Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern aus Ebersbach und Umgebung, die in eine historische Rolle schlüpfen wollen.

Das 12. Jahrhundert steht im Mittelpunkt

Den Anlass dazu bietet die 850-Jahr-Feier, die die Kleinstadt im unteren Filstal im kommenden Jahr unter anderem mit einem mehrtägigen Mittelalterlager feiern möchte. Das städtische Jubiläum fußt auf einem Eintrag im Traditionsbuch des schwäbischen Klosters Ursberg, das im Kreis Günzburg liegt. Dort wurde Ebersbach erstmals um das Jahr 1170 schriftlich erwähnt. „Folglich steht für uns das 12. Jahrhundert und damit die Stauferzeit im Mittelpunkt“, erklärt Geiger die spannende Themenstellung.

Fantasie sei dabei besonders gefragt, denn für diese Zeit gebe es kaum Abbildungen. Auch nicht vom kaiserlichen Ministerialen Arnolf von Ebersbach, der in besagter Eintragung erwähnt wird und den Geiger gerne für das Stadtjubiläum als Festbotschafter einsetzen würde – entweder als lebende Figur oder notfalls auch nur in Form einer lebensgroßen Puppe. Lebendig soll es aber auf jeden Fall beim Mittelalterlager vor den Toren des Städtchens zugehen, wenn die Teilnehmer das Mittelalter auch für die Besucher mit allen Sinnen erfahrbar machen werden. Es gehe ums Fühlen, Hören, Schmecken und Sehen, um Menschen, die ihr Handwerk verrichten, Wolle spinnen und weben, erklärt Geiger.

Die Mittelalter-Szene ist informiert

Noch sei unklar, wie viele Mittelalterbegeisterte gemeinsam auf Zeitreise gehen werden und ihr Zelt vermutlich auf einer der Wiesen nahe der Strut aufschlagen werden. Doch Geiger hofft auf die tatkräftige Unterstützung mehrerer Gruppen aus der Region, wie den Helfensteinern aus Geislingen beispielsweise, die er zum Mitmachen eingeladen hat. Eine regelrechte Szene sei in den vergangenen Jahren rund um diese Geschichtsepoche entstanden, erläutert der Museumsleiter, der selbst schon Stadtführungen im Gewand eines mittelalterlichen Zeitgenosse veranstaltet hat. „Das war natürlich nicht wirklich authentisch“, entschuldigt sich Geiger mit dem Hinweis, vor allem auf die Kleidung und die Ausstattung müsse man viel Mühe verwenden, wolle man dem historischen Vorbild nacheifern. Das gehe schon los bei der Auswahl der Kleidungsstoffe, die möglichst nicht chemisch gefärbt und genauso von Hand genäht sein sollten wie die ledernen Schuhe. Außerdem sei es üblich gewesen, das Untergewand aus Leinen und das Obergewand aus Wolle zu fertigen.

„Vielleicht organisieren wir dazu mal einen Nähworkshop“, überlegt Geiger, der sich gut vorstellen kann, dass sich Interessierte beispielsweise von der ständigen Stauferausstellung in Göppingen-Hohenstaufen oder von der Schau „Faszination Schwert“ im Landesmuseum Stuttgart anregen lassen.