Zwei Schwergewichte Auge in Auge: Alexander Powetkin (li.) und Marco Huck. Foto: dapd

Erster Schlagabtausch zwischen Marco Huck und Alexander Powetkin vor dem WM-Kampf in Stuttgart.

Stuttgart - Ein rotes Tuch steckt sich Marco Huck (27) noch schnell in das schwarze Samtsakko. Dann nimmt er Platz bei der Pressekonferenz in einem großen Kino in der Stuttgarter Innenstadt. Zu seiner Rechten sitzt Box-Promoter Kalle Sauerland, zu seiner Linken Trainer Ulli Wegner. Dann geht’s los. Vorhang auf für den ersten Schlagabtausch zwischen Käpt’n Huck und Alexander Powetkin. Zumindest verbal geht es schon mal zur Sache.

„Der hat ja Angst vor den Klitschkos, ich nicht“, sagt Huck und schaut provokant in Richtung des russischen WBA-Weltmeisters. Vor dem WM-Kampf in der Stuttgarter Porsche-Arena am Samstag (22.15 Uhr/ARD) will der Neuling im Schwergewicht den ungeschlagenen Champion (23 Siege in 23 Kämpfen) das erste Mal vorführen. Doch der Weiße Tiger geht nicht darauf ein. Für Powetkin sind das „Kindergartenmätzchen“. Ganz sachlich begründet er seine Kampfabsage gegen Wladimir Klitschko vor anderthalb Jahren: „Ich hatte damals den Fuß gebrochen. Grundsätzlich habe ich vor niemandem Angst“, sagt er nur.

"Marco hat Außenseiterchancen"

Powetkin weiß genau, dass er gegen Huck, der als Cruisergewichts-Weltmeister erstmals im Schwergewicht in den Ring steigt, Favorit ist. Sein Trainer Alexander Zimin wird genauer. „Sascha ist unglaublich fit. Seine Leistungswerte im Training sind so gut wie nie“, sagt der frühere Betreuer von Nikolai Walujew.

Auch Hucks Coach Ulli Wegner sieht Vorteile aufseiten des 32 Jahre alten Powetkin, der 2004 Schwergewichts-Olympiasieger war: „Marco hat Außenseiterchancen. Aber wenn er das macht, was ich sage, kann er gewinnen.“ Eine Siegchance sieht er vor allem deshalb, weil die Qualität im Schwergewicht seit Jahren abgenommen habe. „Die Klitschkos haben so gute Bauchmuskeln, weil sie sich nachts über ihre Gegner kaputtlachen. Marco hat dagegen eine positive Entwicklung genommen“, meint der 69 Jahre alte Wegner.

Große Hoffnungen

Zudem ist Marco Huck in diesen Tagen richtig angriffslustig. Das bekam auch das Management von Schwergewichts-Champion Vitali Klitschko zu hören. Sie hätten die skandalösen Vorfälle am Rande der Kampfes gegen den Briten Dereck Chisora am vergangenen Samstag gewollt. „Klitschkos Manager Bernd Bönte hat die Ohrfeige vor dem Kampf inszeniert, um die Einschaltquote zu steigern. Das ist ihm gelungen“, tönt Huck, sehr zum Ärger von Ulli Wegner.

Der Trainerfuchs mag diese Nebengeräusche genauso wenig wie Popcornrascheln im Kino. Schließlich soll sein Schützling am Samstag als erster Deutscher seit Max Schmeling Schwergewichts-Weltmeister werden. „Und das wird schwer genug“, sagt Wegner.