Kurz vor der US-Wahl gibt es im Umfeld von Hillary Clinton einen neuen E-Mail-Skandal Foto: EPA

Der frühere demokratische Abgeordnete Anthony Weiner soll wieder einmal Sex-Nachrichten geschickt haben, diesmal an eine 15-Jährige. Das FBI ermittelt und fördert E-Mails zutage, die auch den Wahlkampf beeinflussen könnten.

Southampton - Huma Abedin ist die rechte Hand und politische Allzweckwaffe der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Weggefährten bescheinigen ihr ein unheimliches Arbeitsethos und beinahe übernatürliche Fähigkeiten als Problemlöserin. Clinton sagte sogar einmal, wenn sie eine zweite Tochter hätte, wäre das Abedin. Doch die hat politisch einen großen Klotz am Bein, ihren Mann Anthony Weiner.

Der kehrt nun wohl eher unfreiwillig noch einmal auf die nationale Bühne zurück, um wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl das Rennen noch einmal gehörig durcheinanderzuwirbeln. Das FBI ermittelte gegen den früheren demokratischen Kongressabgeordneten, weil er angeblich Sex-Nachrichten an eine 15-Jährige geschickt haben soll. Doch bei den Ermittlungen tauchten auch E-Mails mit Verbindung zu Clinton auf, die das FBI nun zu einer neuen Untersuchung über den Umgang Clintons mit vertraulichen Informationen veranlassten.

„Das ist größer als Watergate“

Im Juli hatte die Bundespolizei eigentlich ihre Ermittlungen über Clintons E-Mail-Praxis eingestellt. In der Untersuchung ging es darum, ob Clinton in ihrer Zeit als Außenministerin Hackern oder feindlichen Regierungen Zugang zu geheimen Informationen ermöglicht haben könnte, weil sie ihre dienstliche Korrespondenz über einen privaten Server nicht über das Außenministerium laufen ließ wie eigentlich vorgesehen. Zu einer Anklage kam es nie.

Die Republikaner und allen voran ihr Präsidentschaftskandidat Donald Trump sehen sich nun bestätigt, dass Clinton sich im Umgang mit ihren Mails doch etwas zuschulden hat kommen lassen. „Vielleicht wird endlich der Gerechtigkeit Genüge getan“, tönte Trump. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihr kriminelles Komplott bis ins Oval Office trägt ... Das ist größer als Watergate.“ Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar, was in diesen neuen E-Mails überhaupt stand.

Der lange abgetauchte Weiner kehrte mit der E-Mail-Affäre jedenfalls wieder ins Rampenlicht zurück. Als Weiner und Abedin 2010 heirateten, war Clintons Ehemann Bill Trauzeuge. Ein Jahr später musste der ambitionierte Demokrat als Kongressabgeordneter zurücktreten, weil er einer anderen Frau obszöne Fotos geschickt hatte. 2013 scheiterte seine Bewerbung um das Amt des New Yorker Bürgermeisters, weil Berichte auftauchten, dass er weiter anzügliche Nachrichten an Frauen geschickt haben soll.

Abedin arbeitet seit 1996 für Hillary Clinton

Abedin hielt all die Jahre zu ihrem Mann. Doch als die „New York Post“ unzüchtige Fotos veröffentlichte, die Weiner vergangenes Jahr an eine geschiedene Frau geschickt haben soll, hatte sie genug und gab im August die Trennung bekannt.

Abedins Beziehung zu Hillary Clinton dauert länger an. Noch als Studentin der George-Washington-Universität begann Abedin 1996 bei der damaligen First Lady Clinton als Praktikantin. Als Clinton 2000 in den Senat gewählt wurde, blieb Abedin ebenso an ihrer Seite wie bei deren gescheiterten Präsidentschaftskandidatur 2008. Während Clintons Zeit als Außenministerin arbeitete Abedin als deren stellvertretende Stabschefin.

Im Außenministerium war die heute 40-jährige Clintons „Mädchen für alles“. Sie organisierte Treffen mit der Chefdiplomatin, vereinbarte Telefongespräche rund um den Globus, gab Modetipps. Als die Affäre um den privaten Server von Clintons dienstlichen E-Mails erstmals hochkochte, wurde auch Abedins Rolle durchleuchtet.

Doch offensichtlich nicht bis ins letzte Detail. Denn US-Medien zufolge traten die neuen E-Mails über Clinton zutage, als das FBI elektronische Geräte durchsuchte, die Weiner und Abedin als Paar einst gemeinsam genutzt hatten. Und die Clinton jetzt kurz vor der Wahl heimsuchen.