Vor dem Saisonstart gegen St. Pauli am Montag gibt es große Personalsorgen beim VfB Stuttgart – denn es fallen drei potenzielle Stammkräfte aus.
Stuttgart - Jos Luhukay wusste, dass die Arbeit beim VfB Stuttgart nach dessen Bundesliga-Abstieg nicht einfach werden würde. Das hat der neue Trainer in den vergangenen Wochen häufig genug betont. Doch dass er zum Start in die 2. Fußball-Bundesliga gegen den FC St. Pauli vor einem solchen Berg von Problemen stehen würde, konnte auch der Niederländer nicht ahnen. Während der zum engsten Kreis der Aufstiegskandidaten zählende Club für die Auftaktpartie am Montag (20.15 Uhr/Sky und Sport1) bereits 54 000 Karten verkauft hat und die Euphorie der Fans vor dem Neubeginn riesengroß ist, weiß Luhukay noch nicht so recht, wo seine von Personalproblemen gebeutelte Mannschaft wirklich steht.
„Insgesamt sind wir gut vorbereitet“, sagte der 53-Jährige am Freitag zwar. Doch „wo unser Weg hingeht“, wisse man erst am Montagabend. Ohnehin suchen er und der in Stuttgart ebenfalls neue Sportvorstand Jan Schindelmeiser nach weiteren Neuzugängen für den nach zahlreichen Abgängen noch unfertigen Kader, daher wirken die Ausfälle mehrerer potenzieller Stammkräfte gegen den letztjährigen Zweitliga-Vierten St. Pauli wie Hiobsbotschaften.
Die Personalsituation der Schwaben ist paradox
Nachdem schon klar war, dass Weltmeister Kevin Großkreutz wegen anhaltender muskulärer Probleme nach einem Monate zurückliegenden Muskelbündelrisses fehlen würde, fällt nun auch der Innenverteidiger Timo Baumgartl wegen einer Schambeinentzündung und Problemen mit der Bauchmuskulatur aus. Auch der erst am Mittwoch vom FC Augsburg für die linke Außenbahn geholte Tobias Werner steht nach der Totgeburt seines Sohnes vorerst nicht zur Verfügung. Bei allen drei Spielern sei die Rückkehr in den Kader derzeit nicht absehbar, meinte Luhukay. Das gleiche gelte für den langzeitverletzten Stürmer Daniel Gincezke (Reha nach Kreuzbandriss).
„Die Vorbereitung ist nicht immer so fließend gelaufen, wie wir im Vorfeld gehofft hatten“, sagte Luhukay. „Wir müssen versuchen, so schnell wie möglich Stabilität in die Mannschaft zu bekommen.“ Dennoch sprach er von großer Vorfreude auf den Saisonstart. Gegen den FC St. Pauli, der personell fast aus dem Vollen schöpfen kann und den Luhukay zu den Topfavoriten der Liga zählt, wolle der VfB die drei Punkte in Stuttgart behalten.
Dabei ist die Personalsituation der Schwaben vor dem Neubeginn im Profi-Unterhaus paradox: Einerseits hat Luhukay ein Gerüst von Profis wie Kapitän Christian Gentner, Alexandru Maxim, Hajime Hosogai, Jean Zimmer oder den letztjährigen Torschützenkönig Simon Terodde, die in der 2. Liga zu den Spitzenkräften zählen werden. Andererseits tun sich vor allem in der Offensive noch große Lücken auf.
Luhukay weiß, wie Aufstieg geht
Auch deshalb schwört Luhukay seine Spieler darauf ein, dass das Saisonziel direkter Wiederaufstieg nur im Kollektiv und mit mannschaftlicher Geschlossenheit zu schaffen sei. Man müsse die im Unterschied zum Oberhaus viel kampfbetontere 2. Liga „in erster Linie mental annehmen“, betonte Luhukay und sprach von einem steinigen Weg. „Wir sind ein Motivationsgegner für jede andere Mannschaft in der Liga. Es wartet sehr viel Arbeit auf uns.“
Doch Luhukay weiß, wie Aufstieg geht: Das ist ihm schon mit Borussia Mönchengladbach (2008), dem FC Augsburg (2011) und Hertha BSC (2013) gelungen. Den Auftakt in einem am Montag wahrscheinlich fast vollen Stuttgarter Stadion zu haben, sei jedenfalls toll, meinte der Coach. Danach weiß er dann wohl auch, wo der VfB steht.