Der Rechtspopulist Hein-Christian Strache will Vizekanzler werden. Foto: dpa

Der FPÖ-Kandidat Heinz-Christian Strache will Vizekanzler werden und gilt als eine der Schlüsselfiguren der Österreich-Wahl.

Wien - Die Politwerbung zieht einen Vergleich zwischen Migranten und Einbrechern. Es geht um eine Frau Huber, die nachts aufwacht und ihrem Mann mitteilt, es seien andere Leute im Haus. Im Wohnzimmer feiern Dutzende Leute eine Party, ganz so, als ob das Haus der Hubers ihr eigenes Haus sei. Das Youtube-Video der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) thematisiert in mehreren Folgen die „offene Tür“ und das Eindringen fremder Menschen – mit dem Ende, dass die Hubers pleitegehen, keine Krankheitsversorgung mehr haben und am Ende sogar ihr Haus verlieren.

Die FPÖ hatte schon immer grenzwertige Werbemethoden – das Video anlässlich der Nationalratswahl am 15. Oktober übertritt aber jegliche Geschmacksgrenzen. Im Gegensatz dazu hat der langjährige Chef der FPÖ, Heinz-Christian Strache, scheinbar Kreide gegessen. Sein Ton ist bedeutend geschmeidiger als in früheren Jahren, und auch seine politischen Ansichten haben sich an den potenziellen künftigen Koalitionspartner, die konservative ÖVP, angepasst, denn der 48-Jährige möchte Vizekanzler werden, und die Wahrscheinlichkeit, dass dies passieren wird, ist sehr groß.

Bei Strache dreht sich alles um „die Ausländer“

HC – wie sich Strache nach den Kürzeln seines Vornamens gerne nennt – galt am Anfang seiner Karriere, als er 2005 die Partei übernahm, noch als Kopie von Jörg Haider. Nun ist der Mann aus dem dritten Wiener Gemeindebezirk der dienstälteste aller fünf Parteiführer, die zur Wahl antreten. Er kommt aus „kleinen Verhältnissen“, seine Mutter war Drogistin, der Vater verließ die Familie, als Strache drei Jahre alt war. Der junge Strache stand weit rechts, trieb sich mit Neonazis und bei Wehrsportübungen herum. 1989 nahm er an einem Treffen der neonazistischen Wiking-Jugend teil, 1990 war er bei einer Veranstaltung der rechtsextremen DVU. Dann dockte der Zahntechniker bereits 1991 bei der FPÖ an.

Bei Strache dreht sich alles um „die Ausländer“. 2006 zog er mit dem Slogan „Daham statt Islam“ in die Wahl. Er forderte den Bau von Gefängnissen in Nigeria und in der Türkei, um dorthin straffällige Asylbewerber auszuweisen, und wollte eine Art Bürgerwehr einsetzen. Berühmt wurde ein Foto aus dem Jahr 1989, das Strache mit drei erhobenen Fingern zeigt – dem rechtsextremen Kühnen-Gruß. Strache meinte später, er habe mit dem Handzeichen nur „drei Bier“ bestellen wollen. Während sich Strache im Laufe der Jahre nicht wirklich änderte, änderte sich Österreich und rückte weiter nach rechts. Strache wurde im März mit 98,7 Prozent der Stimmen zum FPÖ-Bundesparteiobmann wiedergewählt. Da galt er noch als Favorit für die Nationalratswahlen. Doch der junge neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz macht ihm nun die erste Position streitig, auch indem er viele Vorschläge von Strache abkupferte.

Strache will die Außengrenzen sichern und Migranten zurückschicken

Der Mann mit dem oft beißend spöttischen Ton setzt in diesem Wahlkampf auf Bewährtes: Strache will an den österreichischen Außengrenzen Kontrollen und Sicherungen einführen und untermauert damit seine EU-Skepsis. Er will Migranten, die aus Afrika oder über die Balkanroute kommen, zurückschicken. Strache wettert dagegen, dass es in manchen Schulen mehr muslimische als katholische Kinder gebe. Es sei zu einem „bewussten Austausch der eigenen Bevölkerung in Wien“ gekommen.

Weil er Vizekanzler werden möchte, distanziert er sich ein wenig von der Brachialrhetorik des deutschen AfD-Politikers Alexander Gauland. Und er definiert sich erstmals als „Europäer“ – ein Zugeständnis an den möglichen Koalitionspartner ÖVP. Zu erwarten ist mit ihm ein aggressiverer Ton, noch mehr Populismus und mehr ängstliche Österreicher – wie die Hubers.