Die deutschen Nationalspieler Emre Can und Ilkay Gündogan sind beim 3:0 in Estland die Hauptdarsteller – auf und neben dem Platz. Ein Internetpost sorgte im Vorfeld für Wirbel – so gehen die beiden damit um.
Tallinn - Ganze 14 Minuten dauerte der Auftritt von Emre Can auf dem Rasen von Tallinn. Dann war für den deutschen Nationalspieler beim 3:0 (0:0) im EM-Qualifikationsspiel gegen Estland schon wieder Schluss – Rot wegen Notbremse. Niklas Süle hatte seinen Mitspieler zuvor mit einem Querpass in Bedrängnis gebracht. Der 25-Jährige kam in der Folge einen Tick zu spät und konnte Frank Kiivak nur noch mit einer Grätsche zu Fall bringen.
Süffisant lächelnd verließ der Abwehrspieler den Platz. Es war ein gebrauchter Tag für Emre Can, und das nicht nur wegen seines Platzverweises. Wirbel hatte Can schon zuvor verursacht – weit neben dem Spielfeld. Den hoch umstrittenen Militärgruß des türkischen Nationalspielers Cenk Tosun („Gewidmet den tapferen Soldaten und Märtyrern“) nach seinem Siegtor gegen Albanien hatten Can wie auch Mitspieler Ilkay Gündogan bei Instagram mit einem Like versehen, ihn also goutiert. Das sorgte für Verstimmung, nicht nur im Lager des Deutschen Fußball Bundes – schließlich liegt die sogenannte Erdogate-Affäre um Ex-Nationalspieler Mesut Özil gerade mal gut ein Jahr zurück.
Die Einzelkritik zur Partie Deutschland gegen Estland lesen Sie hier.
Rund um den Länderspielauftritt waren die beiden Deutsch-Türken um öffentliche Schadensbegrenzung bemüht. Er habe gehandelt, „ohne jegliche Intention und auf den Inhalt zu achten“, sagte Can, nachdem er den Like wenig später wieder gelöscht hatte und fügte hinzu: „Ich bin ein absoluter Pazifist und gegen jede Art von Krieg.“ Gündogan betonte, er habe seinen Post zu dem umstrittenen Bild „bewusst zurückgenommen“, als er gesehen habe, dass seine Reaktion „politisch gewertet wurde. „Glauben Sie mir: nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen“, ließ der 28 Jahre alte Profi von Manchester City kurz vor dem Spiel mitteilen. Vielmehr habe er sich für seinen ehemaligen Teamkollegen und dessen Siegtor gefreut.
Gündogan punktet durch seine beiden Tore
Im vergangenen Jahr war Gündogan zusammen mit Özil wegen des gemeinsamen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in die Kritik geraten. Entsprechend Widerhall fanden die oftmals beiläufig gesetzten Likes der Nationalspieler nun. Auch der DFB war in Alarmbereitschaft versetzt, wollte sich rund um die Qualifikationspartie zunächst nicht offiziell äußern. „Wer die beiden kennt, weiß, dass sie gegen Terror und Krieg sind“, bemerkte Bundestrainer Joachim Löw im Anschluss an die Partie.
Für Gündogan hatte der Tag wenigstens ein mehr als versöhnliches Ende: Mit seinen beiden Toren (51./57.) war er auf dem Platz der gefeierte Held.