Montag beginnt der SPD-Mitgliederentscheid über den Parteivorsitz Foto: dpa/Monika Skolimowska

Im Münchner „Löwenbräukeller“ endet am Samstag die Tour der Bewerber für den SPD-Vorsitz. Dann haben die Mitglieder das Wort. Der Ausgang der Urwahl ist vollkommen offen.

Berlin - Mit der 23. Regionalkonferenz endet die Vorstellungstour der Bewerber für den SPD-Vorsitz am Samstag im „Löwenbräukeller“ in München. Nachdem einige in der SPD das Marathonverfahren anfangs skeptisch sahen, ziehen mehrere der Kandidaten eine positive Bilanz. „Wir haben gemerkt, dass es einen großen Gesprächsbedarf in der Partei gibt“, sagte etwa die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Saskia Esken unserer Zeitung. Sie tritt mit dem früheren Düsseldorfer Finanzminister Norbert Walter-Borjans an, das Duo kann sich auch wegen der Unterstützung durch die Jusos Hoffnungen machen, in die erwartete Stichwahl des am Montag beginnenden Mitgliederentscheids zu kommen.

Klare Favoriten unter den verbliebenen sieben Bewerberduos lassen sich aber nicht benennen, verlässliche Umfragen gibt es keine. Manche in der SPD halten Olaf Scholz und Klara Geywitz schon wegen des hohen Bekanntheitsgrads des Vizekanzlers für heiße Kandidaten. Andere sehen gerade dies als möglichen Nachteil des Duos. Schließlich ist Scholz im Feld der prominenteste Verteidiger der umstrittenen großen Koalition.

Groko oder nicht Groko?

Die Frage der weiteren Regierungsbeteiligung spielte auf den Regionalkonferenzen eine große Rolle. Ein klares Meinungsbild dazu hat sich nach Einschätzung Eskens auf den Veranstaltungen aber nicht ergeben, auch wenn immer wieder eine „starke Tendenz“ zu erkennen gewesen sei, die Koalition zu beenden. Bewerber Michael Roth geht davon aus, dass es in der SPD noch immer die Meinung überwiegt, in der Regierung zu bleiben. Bei der Kür des SPD-Vorsitzes gehe es zudem nicht darum: „Wer ist der Moses, der die SPD am schnellsten ins vermeintlich gelobte Land der Opposition führt“, sagte der mit der NRW-Landtagsabgeordneten Christina Kampmann antretende Außen-Staatssekretär am Freitag in Berlin.

Die Bewerber bemühten sich in den vergangenen Wochen, inhaltliche Akzente zu setzen. Dabei ging es etwa um den Klimaschutz, die Zukunft des Sozialstaats oder die digitale Arbeitswelt. Als Vertreterin des linken SPD-Flügels sieht die mit dem Verdi-Chefökonomen Dierk Hirschel ins Rennen gegangene Hilde Mattheis in dem Verlauf der Debatten bereits einen Erfolg ihrer Kandidatur: „Wir haben auf jeden Fall das Ziel erreicht, dass sich die Partei eindeutig nach links verschiebt. Das sieht man auch an den Positionierungen der anderen Bewerber“, sagte die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete unserer Zeitung.

Nur ein Bruchteil der Mitglieder war vor Ort

Welche Auswirkungen die Diskussionen bei den Konferenzen am Ende auf das Mitgliedervotum haben, ist ungewiss. Die SPD-Parteizentrale geht davon aus, dass nach der letzten Runde in München insgesamt knapp 20 000 Interessierte zu den Debatten gekommen sein werden. Hinzu kommen zwar die Zuschauer am Livestream. Jedoch hat die SPD insgesamt mehr als 430 000 Mitglieder. Michael Roth hofft darauf, dass die Besucher ihre Eindrücke von den Regionalkonferenzen mit anderen Parteimitgliedern teilen. Denn in der SPD gelte nach wie vor: „Der Mundfunk ist gelegentlich besser als der Rundfunk.“ Das Ergebnis der ersten Runde der Mitgliederbefragung wird am 26. Oktober veröffentlicht. Die Stichwahl läuft dann bis Ende November.