Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Max Kovalenko/PPF

Knapp 40 Handwerker bauen am Festzelt der Brüder Klauß – Fünf Wochen vor Beginn des Volksfests steht die Hälfte.

Stuttgart - Aus dem Radio dröhnt „Verdammt lang her“ der Kölner Band Bap. Nicht gerade urschwäbische Töne. Für die Zeltaufbauer auf dem Wasen ist die Musik auch eher ein Kompromiss. „Immerhin haben wir uns mal auf einen Sender einigen können“, sagt Ulrich Metzler, Schreinermeister im Festzelt der Brüder Klauß. Vorher hatte jedes Team ein eigenes Radio. Bei vier verschiedenen Bautrupps im Zelt ist das eine enorme Beschallung. „Ohne Musik geht hier nichts“, sagt Metzler. Die sorge für gute Stimmung unter den Arbeitern. Der Schreinermeister aus Maierhöfen im Allgäu ist der heimliche Chef der Aufbauer. Zum 18. Mal verbringt er den Sommer in Stuttgart und baut das Dinkelacker-Zelt auf. Die einzelnen Schritte hat er im Kopf. Gibt es Unklarheiten, ist der groß gewachsene Allgäuer erster Ansprechpartner.

Anfang Juli hat der Zeltaufbau bei Grandl, Göckelesmaier und Co. begonnen. Seitdem werkeln Maler, Zeltaufbauer, Elektriker und Schreiner Tag für Tag an dem Festzelt. Kurz vor Wasenbeginn am 28. September stoßen bei Klauß noch Dekorateure, Gärtner und Putzteams dazu. Die Außenwände stehen bereits. Im Innenraum türmen sich Paletten mit Holz. An den Seiten lassen sich die ersten Rahmengerüste der Bierschänken erahnen. An der Decke sind gelb-weiße Stoffbahnen drapiert. „Wir feiern quasi Bergfest, 50 Prozent sind schon geschafft“, sagt Zeltwirt Werner Klauß. Bisher liege man noch im Zeitplan. Eine Woche vor Fassanstich soll alles fertig sein.

Drei Monate wird an dem Zelt gebaut

Der Wirt steigt über Holzstapel im Eingangsbereich. Einmal in der Woche ist Besprechung mit dem Architekten. Vorher will Klauß noch die Treppenaufgänge zur neuen Galerie abmessen. 30 Zentimeter fehlen laut Plan. „Das darf eigentlich nicht sein, sonst kommen wir hier mit dem Bierbock nicht durch“, sagt der Wirt. Er zückt einen gelben Zettel aus der Hosentasche und macht Notizen. Die will er später mit dem Architekten durchgehen. „Letztendlich ist das hier ein Hausbau, zwar einer auf Zeit, aber die Planungen sind vergleichbar“, erklärt der 55-Jährige.

Drei Monate wird an dem Zelt gebaut, 17 Tage dauert der Wasen und vier Wochen der Abbau. In dieser Zeit wohnt das 15-köpfige Team von Schreiner Metzler auf dem Wasen. Genauer: in einem kleinen Dorf aus Containern direkt hinter dem Zelt. Einfache Bedingungen. „Für die Zeit ist das aber ausreichend“, findet Sebastian Rüst, der 16-jährige Schreinerlehrling. Bett und Sanitär-anlagen sind vorhanden. Verpflegung kommt direkt vom Metzger. An diesem Tag steht Sahnegeschnetzeltes auf dem Speiseplan. Von Stuttgart selbst haben die Männer noch nicht viel gesehen, sagt Rüst.

Dennoch sei die Arbeit eine gute Abwechslung. Zu Hause sanieren sie vor allem Altbauten. „Anstrengend aber ist die Hitze“, findet der Lehrling. Draußen sind es 34 Grad im Schatten, unter der Zeltplane ist es noch heißer. „Das lässt sich nur noch ohne T-Shirt aushalten“, sagt Metzler, der den Freikörperkult vormacht.

Jahrzehnte Volksfest haben ihre Spuren hinterlassen

Der 48-Jährige nimmt zwei lange Holzbalken in die Hand. An diesem Morgen wird der Fußboden für die Wirtsstube gelegt. Probleme dabei bereitet der Asphaltboden. Jahrzehnte Volksfest haben ihre Spuren hinterlassen: Große Schlaglöcher und rissigen Asphalt gilt es auszugleichen. „Schließlich will hier ja keiner in Schieflage seine Maß trinken“, sagt Metzler mit einem Augenzwinkern. Lange Holzplatten sollen die Unregelmäßigkeiten ausgleichen. Konzentriert tariert sein Kollege die Balken aus. Ein gespannter, roter Faden zeigt an, wie die Hölzer liegen müssen. Erst danach können die Männer den Fußboden verlegen.

Auch bei den anderen Zelten auf dem Wasen ist großer Betrieb. Aus dem Inneren dringen Geräusche von Bohrmaschinen und Kreissägen. Insgesamt zehn Zelte werden in drei Monaten aus dem Boden gestemmt.

Die Aufbauarbeiten für das Stuttgarter Weindorf nehmen da weniger Zeit in Anspruch. Am Montag werden zwischen Schiller- und Marktplatz erste Pavillons und Weinstuben aufgebaut. Nur vier Tage später, am 29. August, kann das Fest beginnen.

Das sind Aufbauzeiten, von denen Ulrich Metzler nur träumen kann. Tauschen möchte er aber nicht. Der 48-Jährige steht auf der oberen Galerie am Eingang des Zeltes. Sie ist neu in diesem Jahr. Das Geländer muss noch angebracht werden. Von hier oben hat er einen guten Ausblick über das Geschehen. Vier Wochen bleiben ihm und seinem Team noch. Er ist zuversichtlich, dass der Innenausbau noch rechtzeitig fertig wird. Am Ende fehlt ihm dann nur noch eins zum Glück. Stolz ein kühles Bier in seinem Festzelt genießen.