Detlef Raasch (rechts), der Stuttgarter CSD-Sprecher, bei der Pride-Parade in Bukarest. Foto: /Raasch

Bevor der Stuttgarter CSD am 15. Juli mit dem Empfang im Rathaus startet, ist eine Delegation nach Bukarest gereist, um Solidarität zu unterstreichen. CSD-Sprecher Detlef Raasch berichtet aus Rumänien – und CSD-DJ Dimitri über sein Comeback.

Etwa 15.000 Menschen sind in Bukarest mit Regenbogenfahnen auf die Straße gegangen, um für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu demonstrieren. Mit dabei: eine Delegation des Stuttgarter Christopher Street Days (CSD). In Rumänen gibt es bisher weder die Ehe für alle noch eine eingetragene Partnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare. Die Partei der ungarischen Minderheit versucht gerade im rumänischen Parlament, ein Anti-LGBTTIQ-Gesetz wie im Nachbarland Ungarn durchzusetzen. Das Gesetz würde Informationen über sexuelle Vielfalt in Schulen verbieten.

Mit dabei ist Clublegende Laura Halding-Hoppenheit

Der Kampf um Akzeptanz und Vielfalt ist beim Stuttgarter CSD nicht allein auf die Heimat beschränkt. Das Motto 2022 lautet „Community.Kraft.Europa“ wird vom Organisationsteam als Verpflichtung angesehen, sich in jenen europäischen Länden solidarisch einzumischen, die von gleichen Rechten für queere Menschen noch weit entfernt sind. Rumänen gehört dazu. „Die Stimmung bei der Parade, die von einem großen Polizeiaufgebot geschützt worden ist, war sehr gut“, berichtet der Stuttgarter CSD-Sprecher Detlef Raasch am Montag aus Bukarest am Telefon unserer Zeitung. Bei den Reden hätten die Organisatoren ausdrücklich der Delegation aus Stuttgart gedankt, zu der auch die Linke-Stadträtin und Clublegende Laura Halding-Hoppenheit gehört, der die Reise auch aus persönlichen Gründen wichtig ist: Sie ist in Bukarest aufgewachsen.

Der deutsche Botschafter hat die Stuttgarter Delegation begleitet

Kurz vor Start des bunten Zuges sind Gegendemonstranten aufgezogen. „Man hat uns den Stinkefinger gezeigt und uns beschimpft“, berichtet Raasch . Viele der älteren Menschen in Rumänen würden unter dem Einfluss der orthodoxen Kirche leben und eine Akzeptanz der queeren Bewegung strikt ablehnen, die bei Jüngeren oftmals kein Problem mehr sei. Begleitet wurd das Stuttgarter CSD-Team von Christian Plate, dem deutschen Botschafter in Bukarest. „Wir wollen uns vor Ort auch darüber informieren, wie es um die Finanzierung von lebenswichtigen HIV-Medikamenten in Rumänien steht“, sagt Raasch. Die Community in Stuttgart hat immer wieder Spenden gesammelt dafür.

Die Stuttgarter Bürgermeisterin Alexandra Sußmann , der Grünen-Landtagsabgeordnete Oliver Hildenbrand und das Projekt 100 Prozent Mensch sind außerdem in die Stuttgarter Partnerstadt Lodz gereist, um dort die LGBTTiQ-Bewegung zu unterstützen.

Warm-up am 23. Juli im Hype Club

Traditionell stimmt der CSD-Empfang im Rathaus am 15. Juli auf das Kulturfestival ein. Zum zweiten Mal lädt dazu OB Frank Nopper (CDU) ein. Bis Ende Juli zeigen zahlreiche Veranstaltungen, wie vielfältig und queer die Stadtgesellschaft in der Landeshauptstadt ist. Die Polit-Parade durch die Stuttgarter Innenstadt, Höhepunkt des CSD-Kulturfestivals, findet am 30. Juli statt.

Zum offiziellen Warm-up der Stuttgarter Pride-Veranstaltungen lädt DJ Dimitri für Samstag, 23. Juli, 23 Uhr, in den Hype Club, Schulstraße 3- 5 (neben dem Monroes) ein. Aufgrund von Corona hat er lange nicht mehr aufgelegt. Jetzt feiert er sein Comeback. Wenn die CSD-Party einschlägt, will DJ Dimitri künftig einmal im Hype Party machen und damit der Stuttgarter Gayszene etwas Neues bieten.

Jetzt wird das Comeback vom DJ Dimitri gefeiert

Dimitri Giannestras, DJ Ur-Gestein und Partyveranstalter, ist im Stuttgarter Nachtleben bekannt wie ein bunter Hund. Legendär waren seine Madonna-Partys. Große Beliebtheit errang er durch seine sonntäglich stattfindenden Auftritte beim Stuttgarter CSD auf dem Schillerplatz. Jetzt freut er sich darauf, beim CSD 2022 erneut den Abschluss an seinem angestammten Ort zu feiern. Stolz erzählt Dimitri Giannestras, dass er jetzt im 17. Jahr ehrenamtlich als DJ für den CSD Stuttgart tätig ist. „Ich möchte der Gay-Community etwas zurückgeben für die jahrelange Treue und die unzähligen, aufregenden Partys“, sagt er. Wohin die Reise musikalisch geht? „Das Kapitel Madonna ist abgeschlossen“, erklärt der DJ, „jetzt geht es mir darum, die Vielschichtigkeit von Musik zu präsentieren.“