In Backnang gibt es einen Fanclub von Borussia Dortmund, den Erich Hägele, der ehemalige Vorsitzende des Sportkreises Rems-Murr, mitinitiiert hat. Weissachs Bürgermeister Daniel Bogner ist auch dabei. Ein Besuch vor dem Spiel am Sonntag.
Die schwarz-gelbe Uhr im Amtszimmer von Daniel Bogner steht still. „Sie braucht dringend neue Batterien“, sagt der Bürgermeister von Weissach im Tal. Sein Herz schlägt dafür umso lauter für Borussia Dortmund. Der 31-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender des Backnanger Fanclubs „Schwäbische Liebe BVB“. Gut 20 der 104 Mitglieder, darunter auch Schultes Bogner, werden im Stadion sein, wenn ihr Herzensverein am Sonntag, 17.30 Uhr, beim Vize-Meister VfB Stuttgart antritt.
Daniel Bogner ist als Bub BVB-Anhänger geworden. „Als Matthias Sammer dort spielte und die Dortmunder ein ganz starkes Team hatten, da haben sie mich gepackt. Mehr jedenfalls, als es der VfB hat.“ Er sei der erste „Dortmunder“ in der Familie gewesen. „Mein Vater hat es mit den Stuttgartern und dem SC Freiburg gehalten.“
Vor acht Jahren wurde der Fanclub ins Leben gerufen
Bei der Vorsitzenden Ingrid Beerkircher, die vor acht Jahren zusammen mit Erich Hägele, dem ehemaligen Vorsitzenden des Sportkreises Rems-Murr, den Fanclub initiiert hat – „Meine Nummer eins ist und bleibt aber der VfB“, beteuert Hägele – liegen die Ursachen tiefer. „Mein Vater ist aus Dortmund und war sein Leben lang BVB-Fan.“ Obwohl er als 20-Jähriger ins Schwabenland gekommen und der Liebe wegen zeitlebens hier geblieben sei, habe er sich fußballtechnisch nie assimiliert. Und ihr Papa habe es im schwäbischen Exil geschafft, seine Nachkommenschaft nahezu komplett auf die Seite der Dortmunder zu ziehen, erzählt Ingrid Beerkircher. „Meine Schwester Dagmar, mein Bruder Jürgen, der dritter Vorsitzender des Fanclubs ist, und meine Tochter Lena sind alle Anhänger der Borussia.“
Ihr Ehemann spielt allerdings nicht in Schwarz-Gelb. Jürgen Beerkircher ist Vorstandsvorsitzender bei der SG Sonnenhof-Großaspach. „Er interessiert sich weniger für die Bundesliga, mehr für die regionalen Mannschaften, aber er war auch schon dabei, wenn wir in Dortmund im Signal Iduna Park waren“, erzählt die Fanclub-Vorsitzende, die sich nicht nur hier ehrenamtlich engagiert.
Ingrid Beerkircher ist auch Vorsitzende des Fördervereins der Fußballer des TSG Backnang. Obschon der Verein in der Fußball-Oberliga mit dem ihres Gatten konkurriert. „Wir scheuen in der Familie keine sportlichen Konflikte“, sagt Ingrid Beerkircher mit einem Grinsen. Schließlich weiß sie in Sachen BVB die Mehrheit der engen Verwandtschaft auf ihrer Seite.
Bei Birgit Pachonik keimte die Liebe zu Borussia Dortmund auf, obwohl ihr Vater und auch ihr Bruder nicht nur Fans, sondern sogar Mitglied beim VfB Stuttgart waren. „Ich bin zum BVB gekommen, als Jürgen Klopp dort Trainer war. Ich fand es klasse, dass es endlich eine Mannschaft gab, die dem FC Bayern Paroli bot.“ Eine Verbündete hatte sie mit ihrer Mutter, wenn auch aus eher profanen Gründen. „Sie mochte die gelbe Farbe und fand Dortmunds Vereinsfarben toll.“
Der BVB hat rund 1100 offizielle Fanclubs
Der BVB, der nach eigenen Angaben weltweit rund 1100 offizielle Fanclubs hat, in denen mehr als 70 000 Anhänger organisiert sind, schätzt seinen Backnanger Ableger. Zur Gründungsversammlung im Jahr 2016 sei Hans-Joachim Watzke, seit 2005 Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten, persönlich gekommen, erzählt Ingrid Beerkircher. „Und bei unserer letzten Mitgliederversammlung im August war Frank Mill da.“
So unterschiedlich die Gründe sind, warum sich ein Schwabe oder eine Schwäbin für das Team aus Nordrhein-Westfalen erwärmt, sind auch die Tipps für das Spiel am Sonntag in der MHP-Arena in Bad Cannstatt. Während für Weissachs Bürgermeister Daniel Bogner klar ist, dass sein Verein gewinnen wird („Ich tippe auf ein 2:1 für den BVB“) schätzen die weiblichen Borussia-Fans die Chancen verhaltener. Birgit Pachonik glaubt an ein 2:2. „Mein Wunsch wäre ein 3:1-Sieg für Dortmund und dabei ein Tor von Serhou Guirassy. Aber realistischer ist wohl ein Unentschieden“, sagt Ingrid Beerkircher.
Egal, wie die Partie ausgeht: Die schwarz-gelbe Borussia-Dortmund-Uhr im Amtszimmer des Rathauses in Weissach im Tal wird auf alle Fälle neue Batterien bekommen.