Jogi Löw Foto: dpa

Eigentlich sollte Joachim Löw seinen Vertrag längst in der Hand halten - doch jetzt wird noch einmal gepokert.

Berlin - Eigentlich sollte Joachim Löw sein neues Arbeitspapier zum 50. Geburtstag längst in der Hand halten - doch jetzt wird noch einmal kräftig gepokert. Die DFB-Spitze wird sich am Donnerstag auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung intensiv mit dem neuen Vertrag für den Bundestrainer beschäftigen. "Ein Punkt unter anderen ist der Vertragskomplex sportliche Leitung der Nationalmannschaft", bestätigte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach am Dienstag. Brisant dabei: DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, an deren Zusammenarbeit sich jüngst einige Diskussionen entfacht hatten, werden dann als Präsidiums-Mitglieder gemeinsam mit am Tisch sitzen. Ob es auf der Sondersitzung zu einem Abschluss in Sachen Löw-Vertrag kommt, ist offen. "Das kann ich nicht sagen", erklärte Niersbach.

Bereits Mitte Dezember 2009 hatte der starke Verbands-Präsident Theo Zwanziger eigentlich die Verlängerung des Löw-Kontraktes, der nach dem WM-Turnier im Sommer ausläuft, verkündet. "Per Handschlag" habe man sich "unabhängig vom Abschneiden bei der WM in Südafrika" auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit bis 2012 geeinigt, bestätigte Zwanziger damals aus Israel, wo er sich zu einer Dienstreise aufhielt. Der Bundestrainer aber sah noch Gesprächsbedarf: "Einige Punkte" müssten noch geklärt werden, bekräftigte Löw vor Weihnachten. Wie weit seither die Detail-Verhandlungen vorangekommen sind, wollen beide Seiten offiziell nicht verraten: "Das kommentiere ich nicht, wir sind immer im Kontakt", sagte Niersbach. Erst Anfang dieser Woche habe es wieder ein Gespräch mit Löw, der an diesem Mittwoch seinen 50. feiert, Zwanziger und Bierhoff gegeben.

Über die noch zu klärenden Punkte wird im Umfeld des Deutschen Fußball-Bundes und der Nationalmannschaft kräftig spekuliert. Löw machte deutlich, dass die Verlängerung mit seinem kompletten Stab Grundlage für die eigene Unterzeichnung sei: Zu seinen Assistenten Hansi Flick, Andreas Köpke und auch zu Chefscout Urs Siegenthaler und den Fitnesstrainern gebe es ein "besonderes Vertrauensverhältnis". Der Bundestrainer möchte auch mit Bierhoff weitermachen. Eigentlich hatte der Manager seine Vertragsverlängerung über 2010 hinaus unabhängig von Löw schon im vergangenen Sommer angekündigt - jetzt wird sein Weitermachen im Paket mit Löw entschieden.

Ein anderer Knackpunkt ist die Zuständigkeit für die U21-Auswahl, die als Zulieferer für die A-Nationalmannschaft eine wichtige Rolle in Löws Konzepten spielt. In Rainer Adrion weiß der Bundestrainer einen Vertrauten in der Rolle des U-21-Coaches. Auf der anderen Seite sieht sich auch Sportdirektor Sammer als Verantwortlicher des DFB- Nachwuchsbereichs für die U21 zuständig. "Der Jogi kann alle Spieler haben, er kann sogar den Trainer bestimmen, aber die Tagesarbeit muss irgendwo gemacht werden", hatte Sammer jüngst erklärt und damit die Diskussion neu befruchtet.

Niersbach kennt natürlich die Brisanz. "Da gibt es Übergänge und Schnittstellen. Wir werden uns mit allen Beteiligten bemühen, noch bessere Lösungen zu finden", sagte der neue starke Mann des Verbandes, der nach der WM 2006 aus dem Organisationskomitee auf den einflussreichen Posten des Generalsekretärs gerückt war, einen Tag vor dem Löw-Geburtstag. Sammer war 2006 bei der Ernennung zum Sportdirektor - der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Bierhoff und Löw hatten in Bernhard Peters einen anderen favorisierten Kandidaten - "Cheftrainer für alle Junioren-Auswahlmannschaften bis zur U20" geworden, hieß es in einer DFB-Erklärung. Allerdings soll Sammer beispielsweise auch alle Trainingskonzepte im Juniorenbereich erstellen. Den schwelenden Konflikt muss der DFB vor der Löw- Verlängerung noch lösen.