Julia Roberts verrät das ursprüngliche Ende von „Pretty Woman“. Foto: dpa

Eine romantische Liebeskomödie? Von wegen. In einem Interview verrät Julia Roberts, dass der Hollywood-Klassiker „Pretty Woman“ eigentlich viel tragischer hätte enden sollen.

Stuttgart - Vom schmutzigen Aschenputtel zur Prinzessin in Designerkleidung an der Seite eines reichen, gut aussehenden Mannes: „Pretty Woman“ ist die Liebeskomödie der 90er Jahre schlechthin – ein wenig kitschig, hart an der Realität vorbei gedacht und ein Lehrstück des gar nicht so romantischen Kapitalismus der späten 1990er.

Die wunderschöne Sex-Arbeiterin Vivian Ward, gespielt von Julia Roberts, trifft auf den wohlhabenden Geschäftsmann Edward (Richard Gere), der Ward für eine Woche anheuert – sie soll seine Geliebte spielen. Natürlich ist Vivian alles andere als vollkommen: Bis sie Edwards Frauenbild entspricht, muss sie sich noch Mühe geben, sich verstellen, anders kleiden und sich den Gepflogenheiten einer höheren Schicht anpassen.

Der Film endet wie ein kitschiges Märchen: Edward rettet Vivian aus Prostitution und Armut, Vivian bewahrt ihren reichen Prinzen vor Einsamkeit und Langeweile. Liebe und Kapitalismus siegen.

Doch eigentlich sollte der Liebesfilm kein Happy End haben. Wie Julia Roberts in einem Interview mit Variety erzählte, sollte der Film „3000“ heißen – also nach der Summe, die Vivian für ihre Liebesdienste von Edward bekommen sollte. Roberts wurde zum Casting geladen, fand die Schlussszene aber befremdlich, wie sie dem Magazin erzählt. „Er warf sie aus dem Auto, warf ihr Geld als Erinnerung hinterher, fuhr weg und ließ sie in einer dreckigen Gasse zurück“, so die Oscar-Preisträgerin.

Erlösung durch Liebe und Kapitalismus

Doch dann ging das Filmstudio pleite, Disney sprang ein, sicherte sich die Rechte und setzte Gary Marshall als Regisseur ein. Das Arthouse-Drehbuch wurde nun Hollywood-gerecht umgeschrieben und Roberts war entzückt. Die Schlussszene, in der Edward über eine Feuertreppe klettert, um Vivian seine ewige Liebe zu gestehen, gehört zu den Klassikern der Filmgeschichte. Roberts wurde über Nacht zum Superstar und alle Frauen wollten ihr braun gepunktetes Kleid, das selbst zur Fashion-Ikone wurde.

Die romantische Komödie rührt mit ihrer Sentimentalität zu Tränen, verzerrt den Job von Sex-Arbeiterinnen, bildet durchweg Stereotype ab und setzt die Rettung durch Liebe einer christlichen Erlösungsidee gleich. Trotz all dieser Faktoren besteht der Film den bekannten Bechdel-Test, der fragt, ob die Frauen im Film einen Namen tragen, mehr als eine Rolle weiblich besetzt ist und ob die Frauen im Film überhaupt miteinander sprechen. In „Pretty Woman“ sprechen sogar zwei Prostituierte, die einen Namen tragen, miteinander. Sie haben sogar ein anderes Thema als Männer.