Die Schwimmerin Ursel Wirth-Brunner fühlt sich in ihrer Ehre verletzt: Sie darf die Bäder nicht mehr umsonst nutzen. Foto: Sven Hoppe

Die 27-fache deutsche Schwimmmeisterin Ursel Wirth-Brunner beklagt, dass die Stadt Heidelberg ihr kein Jahresticket mehr für die Bäder spendieren will.

Heidelberg - Ursel Wirth-Brunner hat das Schwimmen im Neckar in Heidelberg gelernt. Schon mit viereinhalb Jahren ist sie bis zum Mittelpfeiler der Brücke im Vorort Ziegelhausen geschwommen. Gut zehn Jahre später hat sie – als Dritte der Deutschen Jugendmeisterschaften – zum ersten Mal auf dem Siegertreppchen gestanden. „Ich habe die Stadt Heidelberg seit ich 15 war, als Schwimmerin und später als Trainerin vertreten“, sagt Ursel Wirth- Brunner. „Eine solche Popularität wie damals, das gibt es heute gar nicht mehr“, sagt die inzwischen 78-Jährige. Auf ihrem Konto stehen 27 deutsche Meistertitel, zwei olympische Bronzemedaillen und 99 deutsche Rekorde. Sie hat dafür das Silberne Lorbeerblatt und den Titel Sportlerin des Jahres 1963 erhalten. In Heidelberg, ihrer Heimatstadt, gab es damals als Anerkennung den freien Eintritt in die Schwimmbäder.

Die Entscheidung fällte Oberbürgermeister Zundel

Diese Entscheidung hatte der Oberbürgermeister Reinhold Zundel getroffen, der 1966 ins Amt gekommen war und der die Schwimmerin nicht nur als Botschafterin der Stadt, sondern auch als Beraterin in Fachfragen zu schätzen wusste. „Es war ein ausdrückliches Geschenk, das ich bekommen habe für meine Erfolge als Aktive und als Trainerin“, sagt die pensionierte Sportlehrerin, die noch immer drei bis viermal pro Woche ihre Bahnen zieht. „Ich konnte in den Bädern rein und raus gehen, mich kannte jeder“, sagt sie. Nach rund fünf Jahrzehnten sollte damit allerdings 2017 Schluss sein. „Die Bademeister haben mir gesagt, ich müsse jetzt zahlen. Das haben alle, die mich kennen, mitbekommen“, sagt sie und gesteht, das habe für Verlegenheit auf allen Seiten gesorgt.

Die Schwimmerin sagt, man habe ihr nichts erklärt

Sie habe deshalb bei der Stadt noch einmal nachgefragt und eine kostenlose Jahreskarte für 2018 erhalten. Die allerdings funktioniert nun auch nicht mehr. Verärgert ist Wirth-Brunner vor allem, weil ihr die Stadt bis heute nicht offiziell erklärt hat, warum man ihr das Privileg entzogen hat. Dem allerdings widerspricht man bei den Stadtwerken. Sie haben den Betrieb der Bäder vor zehn Jahren vom Rathaus übernommen und inzwischen neue Richtlinien festgelegt. „Sie sehen vor, dass jede Vorteilsgewährung verboten ist – auch die Gewährung freien Eintritts“, teilte die Pressestelle mit. Daher habe das Sportamt der Stadt 2018 entschieden, dass Wirth-Brunner „nur noch einmalig eine vom Amt finanzierte Jahreskarte bekomme“. Und dies habe man auch „an sie kommuniziert“.

Das will die 78-Jährige so allerdings nicht stehen lassen. „Ich finde, man hätte mir das schon schriftlich mitteilen können“, sagt sie, doch sie habe nicht einmal einen Anruf bekommen. „Wenn man mir gesagt hätte, die Ära ist zu Ende, auch ich müsse jetzt zahlen, hätte ich das akzeptiert. Aber so wie es gelaufen ist, habe ich das nicht verdient“.

So sehen das auch die Leserbriefschreiber der „Rhein-Neckar-Zeitung“ – kleinkariert finden die das ganze. Freien Eintritt ins Schwimmbad für ehrenamtlich tätige Bürger seien ihm allemal lieber als „Goldsteaks und Rolex-Uhren für hoch bezahlte Sportler“, schrieb einer von ihnen. Wirth-Brunner hat an OB Eckart Würzner geschrieben und um eine Erklärung gebeten.