Von Flugscham keine Spur: Die Deutschen fliegen so viel wie nie. Foto: imago images/Sven Simon/FrankHoermann/SVEN SIMON

Ungeachtet der Debatten über Emissionen und Flugscham sind von deutschen Flughäfen im vergangenen Jahr so viele Passagiere abgehoben wie nie zuvor. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamt hervor.

Stuttgart - Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, traten 2019 rund 124,4 Millionen Menschen eine Flugreise an. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 122,6 Millionen Fluggästen aus dem Jahr 2018 nochmals übertroffen. Allerdings schwächte sich das Wachstum der Passagierzahlen im Vergleich zum Vorjahr ab.

Im Vorjahr war der Anstieg bei der Zahl der Fluggäste allerdings deutlich höher ausgefallen. 2018 hatte es im Vorjahresvergleich ein Plus von 4,2 Prozent gegeben; 2019 betrug es nach Angaben der Statistiker nun 1,5 Prozent.

Dennoch stieg die Zahl der abfliegenden Passagiere nunmehr das zehnte Jahr in Folge. 2009 waren noch 90,8 Millionen Fluggäste von einem deutschen Hauptverkehrsflughafen gestartet. Das bedeutet ein Wachstum von 37 Prozent im Zehnjahresvergleich.

Reisen ins Ausland nehmen zu

Getrieben wird das Wachstum vor allem vom Auslandsverkehr. Im Vergleich zum Jahr 2009 nahmen die Fluggastzahlen auf diesen Flugverbindungen dem Bundesamt zufolge um 50,8 Prozent zu. 

Inlandsflüge werden dagegen seltener genutzt als noch vor zehn Jahren (minus 2,1 Prozent). Auch 2019 waren Flugreisen im Inland im Vorjahresvergleich mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 23,1 Millionen Fluggäste rückläufig. Flugziele im Ausland hingegen legten mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 101,3 Millionen Fluggäste erneut zu.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln machte für den Rückgang bei den Inlandsflügen vor allem den Umstand verantwortlich, dass diese am ehesten durch Bahnfahrten oder das Auto zu ersetzen seien. Hinzu kommen demnach zwei weitere Gründe. Der heftige Konkurrenzkampf zwischen der Lufthansa-Tochter Eurowings und den internationalen Billigfluglinien Easyjet und Ryanair habe auf die Margen gedrückt, sodass die Airlines im Winterflugplan innerdeutsche Strecken gestrichen und die Preise erhöht hätten.

Der Konkurrenzkampf steigt

Ryanair habe zudem durch den Auslieferungsstopp der Boeing B737 MAX zu wenige Flugzeuge, erklärte das IW. Die verbleibenden Jets habe Ryanair lieber auf lukrativeren Märkten eingesetzt. Im Dezember seien zudem aufgrund von Streiks viele Flüge bei Eurowings ausgefallen. Auch die Konjunkturflaute dürfte demnach zur Zurückhaltung bei Flugreisen beigetragen haben, vor allem im Geschäftssektor.

Für das laufende Jahr sagte das IW eine weiter verhaltene Entwicklung des Flugverkehrs voraus. Grund dafür seien unter anderem die wegen des Coronavirus in China gestrichenen Flugverbindungen. Dämpfend dürfte demnach ebenfalls die geplante Erhöhung der Flugsteuer im Rahmen des Klimapakets der Bundesregierung wirken.