Walter Scotts Familie spricht nach dem Prozess vor den Medien. Foto: FR2 AP

Acht Schüsse gab ein weißer Beamter in den Rücken von Walter Scott ab, ein Handyvideo von dem Vorfall sorgte für Entrüstung. Nun ging ein Mordprozess ohne Ergebnis zu Ende.

Charleston - Der Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf den Afroamerikaner Walter Scott ist geplatzt. Grund sei, dass die Jury sich nicht einstimmig auf ein Urteil gegen den weißen Beamten habe einigen können, teilte der Richter am Montag mit. Damit erklärte er das Verfahren zu einem sogenannten Fehlprozess. Doch kündigte der Staatsanwalt an, den Fall wieder aufzurollen.

Der angeklagte Michael S. hatte Scott im April 2015 erschossen, ein Video von der Tat erzürnte viele Gemüter. Scott war damals bei einer Verkehrskontrolle wegen eines defekten Bremslichts angehalten worden. Die Handykamera eines Passanten hielt fest, wie S. acht Schüsse in den Rücken des fliehenden Opfers abgab. Das Weglaufen Scotts erklärten Angehörige damit, dass er mit Unterhaltszahlungen im Wert von 18.000 Dollar in Verzug war und vermutlich Angst bekommen habe.

Polizist S., der nach der Tat sofort entlassen wurde, wurde des Mordes an dem 50-Jährigen Scott angeklagt.

Kein einstimmiges Urteil

Eine aus einem Schwarzen und elf Weißen bestehende Jury hatte sich auch nach 22 Verhandlungsstunden nicht zu einem einstimmigen Urteil durchringen können. Der Richter hatte zuvor angeboten, dass statt Mordes auch ein Urteil wegen Totschlags im Affekt möglich sei.

Die Staatsanwaltschaft sagte zu, den Fall erneut aufzunehmen. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, betonte, sie vertraue darauf, dass es zu einem weiteren Verfahren komme. Der Polizist muss sich zudem vor einem Bundesgericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, die Bürgerrechte des Opfers verletzt zu haben.

Vor dem Gerichtssaal sagte Scotts Mutter, sie sei nicht traurig über den geplatzten Prozess. Sie wisse, dass der Gerechtigkeit gedient werde. Der Bruder des Toten meinte, er könne vermutlich erst Frieden finden, wenn es zu einem Urteil kommen werde.

Familie von Scott rief zu friedlichen Protesten auf

Das Handyvideo, das ein Passant im vergangenen Jahr aufgenommen hatte, sorgte für große Empörung in der US-Bevölkerung. Es entfachte erneut die Debatte darüber, wie Schwarze in den Vereinigten Staaten von Polizeibeamten behandelt werden. Nach der Veröffentlichung des Films rief die Familie von Scott zu friedlichen Protesten auf. Es dürfe zu keinen Ausschreitungen in der Gemeinde von North Charleston kommen, forderten sie damals.

Der Aufruf gilt als Grund, warum die Proteste dort anders als in zahlreichen anderen Städten in den USA nicht in Gewalt umgeschlagen sind. Scotts Familie einigte sich mit der Stadt von North Charleston auf einen zivilrechtlichen Vergleich und bekam 6,5 Millionen Dollar.