Wie planen Sven Mislintat (links) und Pellegrino Matarazzo die Zukunft der verliehenen und ausgeliehenen Spieler beim VfB Stuttgart? Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Die Corona-Krise hat die Situation der ausgeliehenen und verliehenen Profis verändert. Gregor Kobel, Nat Phillips und Pascal Stenzel sollen beim VfB Stuttgart gehalten werden. Doch was wird aus Erik Thommy und Co.?

Stuttgart - Geht es um den Transfermarkt für Fußballprofis, so gibt es auch hier ein Leben vor und nach Corona. Beim VfB ist man daher froh, bereits in der Vorsaison einen gewaltigen Personalumbruch vollzogen zu haben. So könnte der Stuttgarter Sportdirektor Sven Mislintat sich auch vorstellen, „ligenunabhängig mit genau derselben Mannschaft ohne einen Neuzugang in die Saison zu gehen.“

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Sollte es externe Transfers geben, sind diese zurückgestellt, weil bisher unklar ist, welcher Liga der VfB angehören wird, wann wieder gespielt werden darf – und wie sich die Ablösesummen entwickeln. Immerhin zeichnen sich bei den entliehenen sowie den verliehenen Spielern bereits klare Perspektiven ab.

Pascal Stenzel:

Er ist der Dauerbrenner des VfB, hat von den 25 Zweitligaspielen bisher nur sieben Minuten auf St. Pauli verpasst. Allein seine 2098 Pässe bei einer Quote von 91,7 Prozent angekommener Bälle verdeutlicht die Wichtigkeit des „stillen Leaders“, wie Mislintat den aus Freiburg ausgeliehenen Stenzel nennt.

Tatsächlich ist der 24-Jährige kein Lautsprecher, besitzt aber ein klare Meinung, die er intern auch äußert. Als rechter und linker Verteidiger sowie als Innenverteidiger ist Stenzel, der in jungen Jahren auch auf der Sechs spielte, universell einsetzbar. Klar also, dass der VfB den Abwehrmann, der in Freiburg noch einen Vertrag bis 2021 besitzt, fest verpflichten will. Vor der Corona-Krise sprach auch fast alles dafür, dass Stenzel für rund 2,5 Millionen Euro von Baden nach Württemberg wechselt. Nun aber bleibt abzuwarten, ob die Freiburger ihrerseits Ersatz für den Außenverteidiger finden, der sich in Stuttgart sehr wohl fühlt.

Gregor Kobel:

Menschlich, sportlich und atmosphärisch fühlt sich auch der Schweizer Torhüter beim VfB sehr wohl. Umgekehrt ist man mit den Leistungen des 22-Jährigen auch bei den Cannstattern sehr zufrieden. Dass Tim Walter seinen Stammtorwart zum Ende seiner kurzen VfB-Zeit auf die Ersatzbank setzte, wird allgemein als Verzweiflungstat des einstigen Chefcoachs gewertet.

Die grundsätzliche Einschätzung ist also klar: Kobel, der bei der TSG Hoffenheim einen Vertrag bis 2021 besitzt, soll in Stuttgart gehalten werden. Will der VfB eine Chance haben, ist aber der Aufstieg Pflicht. Zudem ist unklar, wie die Zukunft des Hoffenheimer Stammkeepers Oliver Baumann aussieht. Wird im Kraichgau das Tor frei? Obendrein ist Gregor Kobel als sehr junge Nummer eins auch international gefragt. Es wird für den VfB also schwer, den Torwart fest zu verpflichten.

Nat Phillips:

In diesem Kalenderjahr hat der Engländer sämtliche Pflichtspiele des VfB über die volle Distanz absolviert. „Er hat sich etabliert“, sagt Sven Mislintat daher über den jungen Innenverteidiger, der zunächst von den Verletzungen des Kapitäns Marc Oliver Kempf und des Routiniers Holger Badstuber profitierte.

Doch Phillips, der ein erfrischend aufgeschlossenes Naturell besitzt, konnte sich auch kontinuierlich steigern. Klar ist daher, dass der VfB den Verteidiger halten will. Im Gespräch ist daher eine Leihe über ein weiteres Jahr. Wie zu hören ist, soll der FC Liverpool als ausleihender Club diese Variante ebenfalls präferieren.

Erik Thommy:

Geht es um die Einstellung, darf man den 25-Jährigen getrost als Musterprofi bezeichnen. An den Erstligisten Fortuna Düsseldorf für ein Jahr entliehen, hat sich der sprintstarke Offensivmann am Rhein immer besser zurechtgefunden. Thommy hat sämtliche 25 Erstligapartien für die Fortuna absolviert, zuletzt als gesetzte Stammkraft.

Klar ist, dass die Düsseldorfer die Option besitzen, Thommy für die festgeschriebene Ablöse von 3,5 Millionen Euro an sich zu binden. Dieses Szenario erscheint allerdings in der aktuellen Krise sehr unwahrscheinlich. Der VfB erwägt daher, mit dem Preis runterzugehen.

Chadrac Akolo:

Über die Bilanz von 15 Teileinsätzen bei zwei Toren und einer Vorlage ist der Stürmer beim SC Amiens, dem Tabellenvorletzten der französischen Ligue 1, bisher nicht hinaus gekommen. Eindeutig ist die Vertragslage beim Kongolesen: 500 000 Euro hat Amiens im Vorsommer angezahlt, weitere 3,5 Millionen Euro an Ablöse sind nach Abschluss der Saison fällig. Doch die Corona-Krise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: Was passieren würde, sollte die Saison in Frankreich nicht zu Ende gespielt werden oder falls der finanziell nicht auf Rosen gebettete SC Amiens bankrott ginge – dies wäre ein Fall für die Anwälte.

Anastasios Donis:

Mit seinerseits 15 Teilzeiteinsätzen hat der Grieche bei Stade Reims bisher keine Bäume ausgerissen. Dennoch ist der Fall bei Donis, der 2017 für vier Jahre von Juventus Turin zum VfB kam, eindeutig. Hält Reims die Klasse, wovon bei dem Club aus der Champagne als aktuellem Tabellenfünften auszugehen ist, dann müssen die Franzosen Donis für vier Millionen Euro fest verpflichten.

Pablo Maffeo:

Einst für die Rekordsumme von zehn Millionen Euro verpflichtet und beim VfB mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet, spielt Maffeo aktuell beim spanischen Zweitligisten FC Girona. Steigt der Club des Pep-Guardiola-Bruders Pere auf, was als Fünfter noch möglich ist, wird Girona Maffeo für fünf Millionen Euro kaufen. Gelingt dies nicht, ist zumindest klar, dass Maffeos Zukunft weiter in Spanien liegt. Denn im Ausland will der Verteidiger nicht mehr spielen.