Den Umgang mit Geige, Klavier und anderen Instrumenten können Schüler am Ebelu in Zukunft noch intensiver lernen. Foto: dpa

Nach langer Zitterpartie kommt für Stuttgart nun eine gute Nachricht aus dem Kultusministerium: Das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium (Ebelu) bekommt den Zuschlag für ein Musikgymnasium. Das Schwerpunktfach soll bereits vom kommenden Schuljahr an wählbar sein.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt buhlte lange mit Karlsruhe um diese Institution. Karlsruhe legte beim Kultusministerium ein Internatskonzept vor, Stuttgart bewarb sich mit einem Schwerpunktzug an einer bestehenden Schule, dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium.

„Ich bin froh, dass die Entscheidung noch vor Weihnachten gefallen ist“, sagt die Rektorin Karin Winkler. Denn nun könne die Schule mit ihrem neuen Angebot bei den derzeitigen Viertklässlern im Februar und März werben. Die ersten Fünftklässler können, so Winkler, im Schuljahr 2013/14 mit dem Musikzug beginnen. Karin Winkler rechnet mit maximal 30 Anfängern, „das entspricht den prognostizierten Anmeldezahlen von Musik- und Musikhochschule“. Das Konzept erlaube es allerdings auch Quereinsteigern aller Altersklassen, aufs Ebelu zu wechseln.

Entwickelt haben das Konzept drei Institutionen: die Musikhochschule, das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium im Herdweg und die Musikschule. Demnach müssen die Bewerber eine Aufnahmeprüfung absolvieren, die von den Professoren der Musikhochschule inhaltlich vorgegeben wird. Im Unterschied zu einem Gymnasium mit Musikprofil bekommen die Schüler am Musikgymnasium Einzelunterricht am Instrument oder im Gesang im Rahmen des normalen Unterrichts, und zwar von Professoren und Dozenten der Hochschule. Der Ensembleunterricht wird in Abstimmung zwischen Hochschule und Gymnasium entwickelt und erbracht, Hauptfachlehrer der Musikschule können ihre Schüler weiterhin unterrichten.

Angebot in den anderen Fächern wird in Maßen reduziert

Damit trotz des Kanons aus dem Bildungsplan für Gymnasiasten genug Zeit für die Musik bleibt, wird das Angebot in den anderen Fächern in Maßen reduziert. Fällt Unterricht aus, weil Schüler auf Konzerten oder Meisterkursen sind, wird er je nach individuellem Zeitplan nachgeholt. Die Teilnahme am schulischen Ensemble ist Pflicht. Für Schüler mit dem Hauptfach Gesang ist eine Zusammenarbeit mit der Mädchenkantorei der Domsingschule oder den Stuttgarter Knabenchören Hymnus und Collegium iuvenum gewünscht. Das Nebenfach Klavier könnte von Musikschullehrern oder Hochschuldozenten angeboten werden.

Die Hochschule bietet den Gymnasiasten zwar Räume zum Üben, eine Bibliothek, eine Mensa sowie Konzertsäle zur Nutzung an, trotzdem muss das Ebelu für Solisten und Musikgruppen gerüstet werden. „Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie dazu“, sagt Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Die Entscheidung für Stuttgart, die bereits am Mittwoch zwischen Vertretern der Landesregierung, der Schulen, der Stadt und der Fraktionen gefallen ist, sei ein gutes Signal für die Stadt. Nun müsse die notwendige Erweiterung des Gymnasiums mit dem Land abgesprochen werden.

Investitionsbedarf inoffiziell auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt

Schon im Sommer war an einen Anbau für Übungsräume gedacht, weitere Klassenzimmer, Lehrerräume und insbesondere Instrumentenräume sind nötig. Der Investitionsbedarf wird inoffiziell auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt – doch dieser „Kostenrahmen würde sich deutlich unter dem eines neu zu errichtenden Musikgymnasiums samt Internatsbetrieb bewegen“, heißt es in dem Konzept, das die Schulen und die Hochschule vorgelegt haben. Die nötigen Investitionen müssten vom Gemeinderat allerdings erst noch freigegeben werden.

Für das Abendgymnasium, das jetzt noch seine Heimat im Ebelu hat, müssen neue Räume gefunden werden. Susanne Eisenmann ist zuversichtlich, dass sich Alternativen finden angesichts der großen Zahl an Schulen, die in absehbarer Zeit leer stehen.

Sind die räumlichen Voraussetzungen geschaffen, kann im Folgeschuljahr dann eine weitere fünfte Klasse mit dem Musikzug beginnen. Die Investitionen müssten deshalb nicht auf einmal aufgebracht werden, sondern die Schulräume könnten mitwachsen, heißt es in dem Konzept. Die Beteiligten gehen von einer Nachfrage aus, die dem Musikgymnasium im ausgebauten Zustand 120 Schüler – acht Jahrgänge zu je 15 Hochbegabten – aus Stuttgart und der Region bescheren werde.