Der Aalener Intendant Tonio Kleinknecht (links) und seine Kollegen Tina Brüggemann und Winfried Tobias dürfen mit dem Theater raus aus dem Industriegebiet und rein in die Stadt. Foto: dpa

Die Kulturschaffenden in Aalen bekommen ein neues Zuhause. Die Stadt baut in den kommenden drei Jahren für 24,5 Millionen Euro ein altes Eisenbahnausbesserungswerk zur zentralen Kulturstätte um. Davon soll ganz Ostwürttemberg profitieren.

Aalen - Bahnhofthemen haben in Aalen gerade Konjunktur. Vor einer Woche ist die zentrale Zugstation, in der sich die Remsbahn aus Stuttgart, die Brenzbahn aus Ulm, die Obere Jagstbahn nach Crailsheim und die Riesbahn nach Donauwörth treffen, nach einer sechs Millionen Euro teuren Renovierung wieder eingeweiht und dabei gleich offiziell zum Hauptbahnhof erklärt worden. Nun steht fest: Dem Haupt- folgt auch noch ein Kulturbahnhof. Der Gemeinderat hat mit großer Mehrheit beschlossen, ein ehemaliges Eisenbahnausbesserungswerk für 24,5 Millionen Euro zu einem Veranstaltungs- und Kulturzentrum umzubauen. Dort werden von 2019 an das städtische Theater, die Musikschule mit ihren 2000 Schülern, die hiesige Programmkino am Kocher und die drei städtischen Orchester unterkommen. Die Veranstaltungssäle sollen multifunktional nutzbar sein.

„Das ist ein Meilenstein für die Kommunalpolitik“, sagt Thilo Rentschler, der Aalener Oberbürgermeister (SPD). Denn damit holt die Stadt ihre großen Kultureinrichtungen unter ein Dach, und das auch noch an zentraler Stelle. Aktuell ist die Spielstätte des kleinsten städtischen Theaters im Land im Industriegebiet untergebracht. Der Kulturbahnhof wird das Herz des Aalener Stadtoval. Auf 6,5 Hektar direkt hinter dem Hauptbahnhof entsteht aktuell ein neues Quartier mit bis zu 250 Wohneinheiten. Der Kulturbahnhof soll identitätsstiftend nach innen wirken, aber auch über Aalen hinaus: „Das wird einen Schub geben für die ganze Region Ostwürttemberg“, davon ist Rentschler überzeugt. Die 67 000 Einwohner zählende Stadt ist die größte zwischen Ulm und Stuttgart.

Rentschler legt ein beachtliches Tempo vor

Damit hat der Aalener Rathauschef, der seit drei Jahren die Stadtverwaltung leitet und in dieser Zeit ein ganz beachtliches Tempo vorgelegt hat, innerhalb von nur anderteinhalb Jahren ein kulturelles Großprojekt aufs Gleis gesetzt. Ganz unumstritten war es allerdings nicht. Die Grünen im Gemeinderat haben den Kulturbahnhof von Anfang abgelehnt, weil er ihnen zu teuer ist und weil ihnen überdies die Kostenberechnungen nicht stichhaltig erscheinen. Zwar gibt es auch bei den anderen Fraktionen Bedenken, dass die Kosten aus dem Ruder laufen könnten. Unterm Strich votierten sie aber dennoch für das Projekt, weil sie sich davon eine Stärkung der Stadt Aalen innerhalb der Region und wichtige städtebauliche Impulse erhoffen.

Die Kulturschaffenden begrüßen das Projekt indes. Die Macher des Kino am Kocher, das vor zehn Jahren das erste genossenschaftlich organisierte Programmkino Deutschlands war, freuen sich ebenso darauf mehr ins Zentrum zu rücken wie die Intendanten des städtischen Theater. Das hat heuer sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Das größte Geschenk bekam das Theater mit dem Baubeschluss zum Ende des Jubiläumjahres.