Die rund 70 Flüchtlinge, die bisher in einem Zelt in Wolfschlugen untergebracht waren, haben jetzt ein festes Dach über dem Kopf. Der Landkreis Esslingen hat in Oberboihingen für 2,6 Millionen Euro eine Unterkunft gebaut.
Oberboihingen - Im Bestreben, den ihm zugewiesenen Flüchtlingen ein menschenwürdiges Unterkommen zu verschaffen, hat der Landkreis Esslingen jetzt in Oberboihingen eine neue Gemeinschaftsunterkunft in Betrieb genommen. Bis zum Donnerstag werden dort die ersten 70 Flüchtlinge eingezogen sein. Insgesamt können in den Gebäuden in der Daimlerstraße bis zu 104 Asylbewerber in der Erstaufnahme untergebracht werden.
Die Baukosten haben 2,6 Millionen Euro betragen
Die 5400 Einwohner zählende Gemeinde Oberboihingen nutzt einen Teil des vom Landkreis unterverpachteten Grundstücks bereits, um ihrerseits Flüchtlingen im Rahmen der Anschlussunterbringung ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen. In unmittelbarer Nachbarschaft hat jetzt der Landkreis in eigener Regie drei Gemeinschaftsunterkünfte in Holzmodulbauweise erstellen lassen. Die Kosten für die Gesamtanlage samt Erschließung und Außenanlagen liegen bei rund 2,6 Millionen Euro.
Die neuen Häuser folgen bereits der zum Jahresbeginn 2018 in Kraft tretenden Vorgabe, wonach jedem Bewohner sieben Quadratmeter Wohn- und Schlaffläche zur Verfügung stehen müssen. Die Modulweise der neuen Unterkünfte ermöglicht bei Bedarf auch eine veränderte Nutzung. Einer Mitteilung des Landratsamts zufolge handelt es sich zudem um die erste Gemeinschaftsunterkunft in Kreisregie, in der eine thermische Solaranlage auf dem Gebäudedach die Versorgung mit warmem Wasser unterstützt.
Die rund 70 Flüchtlinge, die jetzt in Oberboihingen einziehen, haben zuvor in einem Zeltlager in Wolfschlugen gewohnt. Die Notunterkunft dort soll freigemacht und abgebaut werden. Die dann noch in Oberboihingen zur Verfügung stehenden 34 Wohnungen will der Landkreis für die Menschen freihalten, die ihm jetzt noch aus den Landeserstaufnahmestellen zugewiesen werden.
Immer noch bis zu 150 Zuweisungen pro Monat
„Noch immer bekommen wir derzeit pro Monat zwischen 80 und 150 Menschen zugeteilt, die wir unterbringen müssen“, sagt Peter Keck, der Pressesprecher des Landratsamts. Die in Oberboihingen einziehenden Flüchtlinge werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Esslinger Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreut. Neben dieser vom Landkreis in Auftrag gegebenen und finanzierten hauptamtlichen Betreuung hat sich am Ort ein Ehrenamtskreis gebildet, der sich um die Anliegen der neu hinzukommenden Asylbewerber kümmern will. Den Angaben Kecks zufolge beherbergt der Landkreis Esslingen derzeit noch 3700 Flüchtlinge in der Erstunterbringung. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise waren es noch rund 6000. Trotz der Entspannung sind immer noch rund 600 Menschen in meist unzureichenden Notunterkünften untergebracht. „Wir sind bestrebt, die Zahl dieser Unterkünfte nach und nach zu reduzieren“, sagt Keck.
Im Bemühen, Quantität durch Qualität zu ersetzen, investiert der Landkreis seinen Worten zufolge in Neuffen, Köngen, Nürtingen, Dettingen, Frickenhausen, Esslingen, Deizisau und Aichwald in neue Wohngebäude. „Mit Oberboihingen hoffen wir, bis zum Ende des Jahres rund 460 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge bereitstellen zu können“, sagt Keck.
Sorgen bereitet dem Landkreis, dass sich eine Reihe von Städten und Gemeinden nicht in der Lage sehen, ihr Soll in der Anschlussunterbringung zu erfüllen. „In den Kreiseinrichtungen warten immer noch rund 1300 anerkannte Flüchtlinge darauf, von den Kommunen übernommen zu werden“, sagt Keck. In Neuhausen hat der Landkreis zuletzt eine Drohung des Landrats Heinz Eininger wahr gemacht und der Fildergemeinde 51 Flüchtlinge zur Unterbringung zwangszugewiesen.