Spezialfahrzeuge müssen die Autobahn zwischen Pforzheim und Karlsruhe säubern. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Verlorene Ladungen auf den Straßen führen regelmäßig zu Staus und Unfällen. Auf der A 8 hat am Dienstagabend ein Lastwagen Hunderte Liter Tenside verloren, die schmierige Flüssigkeit verteilte sich über Kilometer und wurde aufwendig entfernt.

Karlsruhe - Ganz schön glitschig ging es auf der Autobahn bei Karlsruhe am Dienstagabend zu. Mehrere Hundert Liter Tenside, wie sie etwa in Spülmitteln enthalten sind, haben sich über die A 8 und der A 5 ergossen. Ein Sattelschlepper, der von Böblingen in Richtung Karlsruhe unterwegs war, hatte mehrere 1000-Liter-Plastiktanks geladen, die offenbar nicht genügend gesichert und deshalb verrutscht waren. Zwei Behälter schlugen leck – die gesamte Flüssigkeit lief auf der Strecke zwischen Pforzheim-Ost bis Karlsruhe-Nord aus; das sind 40 Kilometer.

Da am Dienstagabend Regen drohte, hätte sich ein gefährlicher Schmierfilm bilden können – so entschied sich die Polizei, den gesamten Streckenabschnitt ab 19 Uhr zu sperren. Die A 8 war in Fahrtrichtung Karlsruhe auf dem besagten Strecke voll abgeriegelt, teilte Ralf Minet, Sprecher der Polizei Karlsruhe mit. Auf der A 5 blieb vom Autobahndreieck Karlsruhe bis zum Parkplatz Hagsfeld ein Fahrstreifen gesperrt. Die Autobahnmeisterei kontrollierte die Griffigkeit der Fahrbahn immer wieder. Ein gutes Dutzend Spezialfahrzeuge reinigte über Stunden hinweg die Autobahn.

Die Polizei empfahl, die Unfallstelle großräumig zu umfahren. Tatsächlich verschärfte dann Regen im Laufe der Nacht das Problem. Die Flüssigkeit war auch von nachfolgenden Autos auf der Fahrbahn weiter verteilt worden und begann auf der Straße zu schäumen. Es bildeten sich lange Staus, in der Spitze war er 13 Kilometer lang. Erst am Mittwoch gegen 13 Uhr konnten schließlich alle Spuren wieder freigegeben werden. Verletzte gab es nach Kenntnis der Polizei nicht, auch keine Unfälle aufgrund der rutschigen Fahrbahnen.

Boris Becker umfuhr den Stau durch den Wald

Allerdings dürfte es viele genervte Autofahrer gegeben haben, die lange im Stau gestanden haben. Zu ihnen gehörte laut den Badischen Neuesten Nachrichten auch der frühere Tennisstar Boris Becker. Sein Chauffeur sei von der Autobahn auf einen Waldweg abgebogen, um so den Stau zu umfahren. Unterwegs versperrte aber ein Fahrzeug des örtlichen Försters den Weg, der dort mit der Motorsäge arbeitete. Becker habe höflich darum gebeten, den Wagen zur Seite zu fahren, berichtete der Förster. Dann habe Becker selbst Äste auf dem Weg zur Seite geworfen, um doch am anderen Auto vorbeizukommen. Er müsse dringend einen Zug in Karlsruhe erreichen. Der Förster will den Vorfall nun seinem Vorgesetzten melden, der darüber entscheidet, ob es zu einer Anzeige kommt.

Gefahren entstehen recht häufig, weil sich Personen auf der Straße aufhalten, weil Tiere ausgebüxt sind oder weil Ladung auf der Fahrbahn liegt. Laut dem Innenministerium gab es im vergangenen Jahr 26 000 solcher Gefahrenmeldungen im Land. Die Zahl bezieht sich auf alle Straßen in Baden-Württemberg. Mal sind es Getränkekisten, mal verlorene Matratzen oder Autoreifen, die auf der Straße landen. Neulich lagen auf der B 292 bei Sinsheim Dutzende Schuhe auf der Fahrbahn. Mitten in Pforzheim rutschte unlängst eine Tonne als Schweinefutter vorgesehene ausgekochte Gerste von einem Traktor-Anhänger auf die Straße. Sie musste weggeschaufelt werden. Auch Tiere werden mitunter zur Gefahr: Einer Zeugin waren im vergangenen November kleine Ponys in einem VW-Bus aufgefallen, die frei im Ladebereich herumliefen. Der Bus wurde auf der Autobahn zwischen Mühlhausen und Hohenstadt von der Polizei gestoppt. Ein Schwergewicht hatte vor einigen Monaten bei Kronau die Landesstraße 555 blockiert. Vier Tonnen wog der Metallbrocken, der im auf die Straße gerutscht war. Ein Sattelzug hatte einen Bagger geladen; der Brocken war das Gegengewicht aus Metallguss.

Regelmäßig werde die Gefahrensituation unterschätzt, warnt Holger Fink vom Polizeipräsidium Ulm. In der Straßenverkehrsordnung Paragraf 22 werde darauf hingewiesen, dass die Ladung so zu verstauen und zu sichern sei, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutscht. „Oft sind es Kleintransporter aus dem Baugewerbe, in die allerhand Farbkübel oder Werkzeug hinten rein gepackt wird“, sagt der Polizeisprecher. Das sei gefährlich. Nicht nur die fehlende Sicherung, auch die Überladung sieht er als ein Problem. Der Klassiker: mit Schotter oder Erde beladene Baustellenfahrzeuge, die eine deutliche Spur auf der Straße hinterlassen. „Zu uns kommen immer wieder Autofahrer mit kaputter Windschutzscheibe“, sagt Pressesprecher Fink. Die beschwerten sich darüber, dass ihr Vordermann etwas verloren habe, das auf ihrer Scheibe landete.

Auf der A 7 in Richtung Würzburg fuhr vor einigen Monaten ein Autofahrer in Alulatten hinein, die von einem Lastwagen gefallen waren. Die Latten schlugen ein Loch in den Tank des Autos, aus dem Diesel auf die Straße lief. Reichlich unvorsichtig war ein 60-Jähriger Autofahrer auf der B 10 unterwegs. Er hatte einen Anhänger dabei, auf dem ein vollkommen ungesicherter Schubkarren lag. Bei Süßen rutschte der Schubkarren auf die Fahrbahn. Ein Lastwagen dahinter konnte nicht ausweichen und rollte darüber. Zum Glück entstand bei dem Unfall nur Sachschaden.