Was würde er anders machen, wenn er noch mal von vorn anfangen könnte. Unserem Kolumnisten KNITZ fällt da vor allem eines ein.
KNITZ weiß nicht, welches Alter man erreicht haben muss, um im Leben zurückzuschauen und sich Gedanken darüber zu machen, was man womöglich gern getan hätte. Oder was man beim nächsten Mal tun würde, so man wieder als Erdenbürger in Mitteleuropa auf die Welt käme. Und nicht als Regenwurm oder Sandfloh. KNITZ jedenfalls scheint ein Alter erreicht zu haben, in dem man sich solche Gedanken macht.
Er meint jetzt nicht, irgendwelche Fehler im zwischenmenschlichen Bereich zu vermeiden. Mein Gott, wo soll man da anfangen? Wo aufhören? Nein, es geht um Dinge, die man womöglich versäumt hat.
Das hängt natürlich auch von den Möglichkeiten ab, die die Zeit einem bietet, in die man hineingeboren wird. Hätte es in der Jugend von KNITZ bereits Smartphones gegeben, er wäre mit seinem Sendungsbewusstsein womöglich beim Filmen und nicht beim Schreiben gelandet.
Zeit seines Lebens ist KNITZ ein leidenschaftlicher Radfahrer. Radsport hat er nie betrieben. Vielleicht, weil in seiner Jugend kein Geld da war, um sich ein Rennrad zu kaufen. Doch das ist nur eine faule Ausrede. Wäre der Wunsch wirklich groß gewesen, hätte er darauf gespart, so wie er auch auf andere Dinge gespart hat.
KNITZ denkt, es war gut so, wie es lief: sich erst mit Mitte vierzig ein Rennrad zu leisten und einfach darauf los zu strampeln. Neulich sah er sich im Fernsehen eine Tour-de-France-Etappe an. Da wurde ihm wieder mal klar: Sich auf dem Rad wirklich zu quälen, wäre seine Sache nicht gewesen.
Die Boote verleihen dem Neckar eine besondere Note
Doch es gibt eine Sportart, da wundert sich KNITZ, warum er die nie angefangen hat. Die Möglichkeit hätte bestanden, zumal einer seiner besten Freunde sie betrieb und in der Nähe ein Verein war.
Die Rede ist vom Rudern. KNITZ kam die Idee, als er vergangene Woche am Neckar entlanggeradelt ist. Zig Boote sind ihm begegnet, besetzt mit ganz Jungen, die noch unsicher wirkten, mit Experten, die elegant übers Wasser glitten. Aber auch ältere Frauen und Männer waren in Zweiern und Vierern unterwegs. Der trübe Neckar, im Hauptberuf Bundeswasserstraße, müsst sich eigentlich bei den Ruderern bedanken. Sie verleihen ihm eine besondere Note. Sie lassen Lebensfreude aufkommen.
KNITZ kennt das Rudern nur aus der Ferne. Aus der Muckibude. Doch selbst bei dieser Trockenübung gefallen ihm die Bewegungsabläufe. Das Ziehen mit den Oberarmen, das Drücken mit den Beinen. Es ist eine gleichförmige Bewegung, wie beim Radfahren. Doch hier ist der ganze Körper in Bewegung. Beine, Rücken, Arme. So ziemlich jeder Muskel ist gefordert.
Auf dem Wasser, dachte sich KNITZ, als er vom Max-Eyth-Steg so auf die Boote hinabschaute, ist das bestimmt noch viel aufbauender, als nur auf der Stelle zu rudern. Nur wenn man reinfällt, ist man halt nass. Aber wenn er sich in der Muckibude richtig reinhängt, ist er hinterher auch nass. Hat er in jungen Jahren mit seinem Ruderfreund nicht mal darüber nachgedacht, Borneo in einem Einbaum zu bereisen?
Vielleicht sollte KNITZ einfach mal an den Max-Eyth-See radeln, sich ein Ruderboot ausleihen und losrudern. Das wäre schon mal ein Anfang.