Stehend zur Nordsee Foto: Decksmann

Mit dem Surfbrett vom Neckar an die Nordsee? Stefan Pyttlik hat sich viel vorgenommen.

Stuttgart - Mit dem Surfbrett vom Neckar an die Nordsee? Falls Ihnen in den nächsten Tagen auf Neckar oder Rhein ein Stehpaddler entgegenkommt – das ist Stefan Pyttlik, 37, Niederlassungsleiter bei einer Aufzugfirma.

Und Stefan Pyttlik will ans Meer.

Wir treffen ihn an der Schleuse Hofen. Dort will er sein Brett gerade wieder ins Wasser lassen.

Am Morgen war er vom Sommerrain aus losspaziert, mit einem wasserdichten roten Sack und seinem aufblasbaren, gut drei Meter langen Surfbrett ohne Segel. Er habe vier Wochen Urlaub genommen, erzählt er. Wenn er es bis zur Nordsee schaffe, gut. Wenn nicht, auch gut.

Stefan Pyttlik ist, wenn man so will, unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgebrochen. Selbst seinen Freunden hat er nichts gesagt. „Ich surf dann mal los“, lautet lapidar sein Facebook-Eintrag.

Der Mann mit dem dunklen Lockenhaar trägt eine kurze, weite Hose und ein T-Shirt, das vom Regen triefnass ist. Für alle Fälle habe er einen Neopren-Anzug dabei.

Dabei sieht Stefan Pyttlik gar nicht aus wie ein Abenteurer. Er wolle kein Überlebenstraining machen, sagt er dann auch. Als Extremsportler fühle er sich auch nicht. Wenn er unterwegs etwas brauche, könne er sich das kaufen. Er habe eine Kreditkarte dabei. Bei Regen übernachte er im Hotel. Sonst schlafe er auch mal auf dem Brett. Das sei gemütlich, wenn er etwas Luft herauslasse.

Der Regen, sagt er, mache ihm nichts aus. Er habe in Wilhelmshaven Betriebswirtschaft studiert und zehn Jahre an der Nordsee gelebt. „Da kann dir Regen nichts mehr anhaben.“

Wie er auf die Idee kam, auf einem Surfbrett Neckar und Rhein runterzupaddeln? Um einfach mal abzuschalten. „Und deshalb“, sagt er – und klopft auf sein Bäuchlein.

Hat er keine Angst vor der Begegnung mit großen Schiffen? Wieso?, fragt er. Er werde versuchen, auf den Wellen zu surfen.

Ausprobiert hat er es zwar noch nicht, aber das richtige Stehvermögen dürfte Stefan Pyttlik haben. Vor zehn Jahren war er Kitesurf-Profi. Für Nichteingeweihte: Das sind famose Artisten, die an einem Drachen hängend und auf einem Brett stehend übers Meer schießen. Zwei Jahre hat sich Stefan Pyttlik mit dem Sport über Wasser gehalten.

Es wird Zeit. Er muss los. Bevor er sein Brett ins braune Neckarwasser lässt, kontrolliert er, ob der wasserdichte Sack richtig festgezurrt ist. Das Ausflugsschiff „Wilhelma“ nähert sich der Schleuse. Die Passagiere winken ihm zu. Stefan winkt zurück.

Der schwäbische Gondoliere stellt sich auf sein Brett – und surft dann mal los.

Videos vom Start finden Sie auf der Facebook-Seite unseres Kolumnisten KNITZ.