Ein Feldhamster lugt in Mannheim auf einer Ackerfläche aus seinem Bau. Die Nagetiere stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Ihr Schutz ist aufwendig und wird nur an wenigen Orten betrieben. Foto: picture alliance/dpa/Uwe Anspach

Einst war der Feldhamster in Baden-Württemberg weit verbreitet. Aber das ist lange her. In Mannheim werden die vom Aussterben bedrohten Nagetiere mit großem Aufwand wieder angesiedelt. Ist das auch auf den Fildern möglich?

Filder - Das kleine Tier hat große Ansprüche. Damit sich ein Feldhamster wohlfühlt, braucht er offene Kultur- oder Ackerlandschaften mit Feldrainen, die ihm ausreichend Deckung geben. Er legt ein weitläufiges unterirdisches Gangsystem an, mit mehreren Eingängen, einer Wohn- und Nestkammer, mehreren Vorratskammern und einem Kotplatz, informiert die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Er frisst überwiegend pflanzliche Nahrung, die er unter- und oberirdisch findet, aber auch Körner verschiedener Getreidearten sowie Stücke von Kartoffeln oder Zuckerrüben. Seine Nahrung sammelt der Hamster in seinen großen Backentaschen und trägt sie in die Vorratskammern seines Baus.

Heute gibt es nur noch wenige Populationen

Einst fand der stattliche Feldhamster, der bis zu 35 Zentimeter groß und ein halbes Kilogramm schwer werden kann, ideale Bedingungen im ganzen Land. „Bis in die 50er, 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war er in Baden-Württemberg noch weit verbreitet“, sagt Rolf Gastel, der Vorsitzende der Naturschutzgruppe Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen. Heute allerdings leben hier nur noch wenige Exemplare. Dafür gibt es viele Gründe.

Zum einen wurde der Hamster lange als Schädling betrachtet und zur Vermeidung von Ernteausfällen bekämpft. Zum anderen hat sich sein Lebensraum stark verändert. „Der Feldhamster hat deutschlandweit mit starken Bestandseinbußen zu kämpfen. Er ist besonders durch den Verlust von Lebensräumen durch Überbauung und zu intensive landwirtschaftliche Nutzung gefährdet“, sagt Marius Romann, Pressereferent des Regierungspräsidiums Stuttgart. Auf großen Ackerflächen fehlt es ihm an Deckung vor Beutegreifern, ebenso lässt ihm das schnelle Abernten der Felder mit großen Maschinen und das Umpflügen keine Zeit, Wintervorräte zu hamstern. Spritzmittel tun ihr Übriges. Der Ausbau von Wohngebieten und Straßen schränkt den Lebensraum der Nagetiere weiter ein. Der Feldhamster ist deutschlandweit und in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und nach EU-Recht streng geschützt.

Aktuell leben keine Feldhamster auf den Fildern

In den sogenannten Grundlagenwerken, die im Rahmen des Artenschutzprogramms BW und in Zusammenarbeit mit der LUBW erstellt werden, finden sich Hinweise zu (historischen) Vorkommen der meisten Tier- und Pflanzenarten Baden-Württembergs, teilt Romann mit. Ein Band umfasst die Säugetiere des Landes und somit auch den Feldhamster. „Eindeutige Belege eines historischen Vorkommens auf den Fildern sind dort nicht genannt“, sagt Romann. Allerdings werde auf einzelne Fundnachweise hingewiesen; etwa von 1950 bis 1989 im Bereich Böblingen, der nordöstliche Quadrant reiche bis Leinfelden-Echterdingen. „Aktuell gibt es keine Feldhamster auf den Fildern, das einzige rezente Vorkommen im Regierungsbezirk Stuttgart befindet sich bei Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis“, sagt Romann.

In Mannheim hat man vor wenigen Jahren mit einem aufwendigen Schutzprogramm begonnen. Gemeinsam mit dem Heidelberger Zoo, der die Tiere züchtet, wurden seit 2007 etliche Exemplare ausgewildert. Zudem werden die landwirtschaftlichen Flächen überwacht und hamsterfreundlich bewirtschaftet. Laut LUBW scheint das Artenschutzprojekt erfolgreich zu sein. Einige der ausgesetzten Hamster hätten überlebt und neue Baue gegraben. Zudem hätten Landwirte weitere Flächen für die Hamster angeboten.

Rolf Gastel vom Nabu Filder weist aber darauf hin, dass die Bestände „auch dort trotz gezielter Artenschutzmaßnahmen stark gefährdet“ seien. Die Wiederansiedlung der Feldhamster ist kein Selbstläufer, das Tier ist auf die Unterstützung des Menschen angewiesen.

So sind die Rahmenbedingungen auf den Fildern

Trotzdem: Ist das auch auf den Fildern denkbar? Könnten die Nagetiere auch bald wieder in den hiesigen Äckern leben? Die Wiederansiedlung von Feldhamstern erfordere einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand, teilt das Regierungspräsidium Stuttgart mit. Zudem seien die Überlebenschancen von ausgewilderten Hamstern in den ersten Tagen sehr gering. Für eine erfolgreiche Ansiedlung müssten die vielfältigen Lebensraumbedingungen stimmen, es sollte eine Vernetzung zu bestehenden Populationen möglich und der dauerhafte Erhalt gesichert sein. „Diese Rahmenbedingungen sind auf den Fildern mit ihrem vielfältigen Nutzungsdruck aktuell nicht gegeben, sodass eine Wiederansiedlung hier wenig erfolgversprechend wäre und deshalb auch nicht geplant ist“, sagt Marius Romann.

Auch der Nabu sieht derzeit keine Chance für den Feldhamster auf den Fildern. „Im stark belasteten und intensiv genutzten und zunehmend von Siedlungen und Verkehrsachsen zerschnittenen Filderraum bestehen keine erfolgversprechenden Aussichten auf Wiederansiedlungen“, sagt Rolf Gastel.