Viele öffentliche Gebäude in Marbach sind energetisch und in Sachen Klimaschutz bereits auf Vordermann. Das Tätigkeitsfeld bei diesem Thema wird nun noch erweitert. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt Marbach tritt außerdem der Ludwigsburger Energieagentur bei – und gibt bei ihr ein Konzept zur Klimaneutralität in Auftrag.

Marbach - In Sachen Klimaschutz hat sich in der Stadt Marbach in den vergangenen Jahren einiges getan. Die Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden oder die aktuelle Planung eines kalten Nahwärmenetzes fürs Neubaugebiet Keltergrund in Rielingshausen sind Beispiele dafür. Doch die Grenzen im Bereich des Machbaren sind für die Stadtverwaltung eng gesteckt.

„Wir sind an einem schwierigen Punkt. Einem, an dem wir merken: Das Bisherige reicht nicht“, macht der Marbacher Grünen-Stadtrat Sebastian Engelmann deutlich. Es sei notwendig, auch das Thema Verkehr anzupacken und die privaten Haushalte auf dem Weg zum Klimaschutz mitzunehmen. Auch Michael Herzog von den Freien Wählern betont: „Es ist fünf nach zwölf und der Klimaschutz ist das zentrale Thema dieses Jahrhunderts.“ Bürgermeister Jan Trost drückt ebenso aufs Tempo: „Klimaschutz ist sehr wichtig und wir haben da keine Zeit zu verlieren.“

Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung sind sich bei diesem Thema inzwischen also einig und ziehen die Zügel – auch nach entsprechenden Anträgen von SPD und Puls – jetzt gemeinsam an. Einstimmig entschied das Gremium am Donnerstagabend gleich ein ganzes Maßnahmenpaket.

LEA-Beitritt und Klimaschutzmanager So wird die Stadt Marbach zum einen für einen Beitrag von jährlich 4800 Euro der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) beitreten – ein Weg, den bereits mehrere Kommunen in der Umgebung gegangen sind. Zum anderen schafft die Stadt zum Mai 2022 vorerst begrenzt auf fünf Jahre eine Vollzeitstelle für einen Klimaschutzmanager.

Eine Aufgabe sowohl von der LEA als auch des Managers soll es sein, die Bürger, vor allem Hauseigentümer, zu beraten. Doch auch die Verwaltung selbst verspricht sich Unterstützung. „Als es zum Beispiel um die Frage ging, ob das geplante Nahwärmenetz in Rielingshausen auf das bestehende Wohngebiet ausgeweitet werden kann, ist klar geworden, dass unsere Kapazität und unsere Fachkompetenz bei solchen Fragen begrenzt ist“, sagt Bürgermeister Jan Trost. Bei der LEA sei außerdem auch vorstellbar, dass deren Mitarbeiter die örtlichen Schulen besuchen, um dort mit den Erwachsenen von morgen über praktischen Klimaschutz zu sprechen.

Das ist ganz im Sinne des Gemeinderats. „Wir wollen mehr und wollen die Erkenntnisse raustragen an die Bevölkerung. Denn bisher konnten wir ihr noch keinen Plan an die Hand geben“, hebt SPD-Rat Jürgen Schmiedel hervor. Es sei wichtig, dass sich Bürger Rat holen können und Infos erhalten, was für sie sinnvoll ist. „Und der Klimaschutzmanager sollte auch aktiv auf sie zugehen“, nennt der Sozialdemokrat ein Anliegen. Er erhofft sich auch einheitliche Konzepte wie für die künftige Energieversorgung des Hörnles. Michael Herzog ist von der neuen Stelle ebenfalls überzeugt und habe sehr, sehr große Erwartungen. „Gerade bei unserer knappen Kasse prüfen wir den Stellenplan sehr genau. Wir stimmen diesem Punkt aber trotzdem zu.“

Klimaschutzcontrolling Über den LEA-Beitritt und die neue Stelle hinaus beschloss der Gemeinderat, dass die bewährte Zusammenarbeit mit dem Büro Bauphysik 5, das sich in Sachen Klimaschutzmanagement um die kommunalen Gebäude kümmert, fortgesetzt wird. Eingeführt wird außerdem ein flächendeckendes Klimaschutzcontrolling zur Dokumentation und Bewertung der Maßnahmen. Das ist laut der Ersten Beigeordneten Franziska Wunschik Voraussetzung, um an Fördertöpfe zu gelangen. „Es handelt sich um ein Tool, das der Klimaschutzmanager auszufüllen hat. Mit dieser Hilfe werden dann Handlungsfelder ausgemacht, in denen man tätig werden sollte“, beschreibt sie.

Spannend wird dann also sein, wie diese Felder aussehen und auch in welcher Reihenfolge sie einmal abgearbeitet werden. „Wenn zu viel auf einmal angepackt wird, ist zu befürchten, dass am Ende gar nichts bei rumkommt“, warnt die CDU-Rätin Heike Breitenbücher.

Konzept zur Klimaneutralität Als weiteren Punkt wird die LEA gleich damit beauftragt, ein Konzept zu erstellen, wie die Stadt klimaneutral werden kann. Auch der Verkehr als besonders CO2-intensives Feld wird, wie Puls-Rat Hendrik Lüdke in Erfahrung gebracht hat, dabei eine Rolle spielen. Als Grundlage dient ein Klimaschutzkonzept vom Landkreis Ludwigsburg, das nun für 20 000 Euro weiterentwickelt wird.

Wer genau wird als Klimaschutzmanager eingestellt?

Befristung
Die Vollzeitstelle in der Stadtverwaltung Marbach soll ab Mai 2022 besetzt werden – vorerst mit einer Befristung auf fünf Jahre. Der Grund für die neue Stelle ist, dass „die Fülle an inzwischen notwendigen und vorstehend ausgeführten Aufgabenbereichen“ vom jetzigen Personal nicht mehr „nebenbei“ erledigt werden kann, wie es die Stadtverwaltung formuliert.

Anforderungsprofil
Auf dem Rathaus und im Gemeinderat verspricht man sich viel von der Stelle. Zu viel? Heike Breitenbücher (CDU) machte den Vorschlag, die Stellenausschreibung im Verwaltungsausschuss zu erarbeiten. Es sollen die Fragen geklärt werden, welche Anforderung an die Person gestellt wird, welche Vorbildung und Kenntnisse sie mitbringen muss. „Die Aufgabenstellung ist ja schließlich heftig.“ Jan Trost nahm den Vorschlag dankend auf. So werden nun also im Verwaltungsausschuss die Details geklärt.