Sorgt immer wieder für Unmut: Bei Sperrung der A 8 suchen Autofahrer nach Schleichwegen Foto: Horst Rudel

Die mehrfache Vollsperrung der A 8 bei Gruibingen hatte an der Raststätte im Sommer zu Szenen geführt, die nahe am Faustrecht lagen. An diesem Wochenende blieb die Lage entspannt.

Göppingen - Wo sich vor Monaten noch regelrechte Kampfszenen abgespielt haben, ist es am Wochenende erstaunlich ruhig geblieben. Trotz neuer Vollsperrung der A 8 Richtung Ulm von Samstagmorgen bis Sonntagabend ist es an der Autobahnraststätte Gruibingen zu keinen Auseinandersetzungen zwischen vom Stau genervten Autofahrern und dem Gruibinger Aktionsbündnis Gegenverkehr gekommen.

Im Juli hatte der Konflikt aufgrund der Verkehrsbelastung des Dorfs in Zusammenhang mit Sperrungen des Lämmerbuckeltunnels seinen Höhepunkt erreicht. Damals hatten Autofahrer Schranken an der Autobahnraststätte unerlaubt geöffnet, eine zerstört und sogar Findlinge aus dem Weg geräumt, um dem Stau über eine Wiese via Gruibingen zu entkommen. Diesmal war kein Autofahrer findig genug, sich dem nach Polizeiangaben bis zu vier Kilometer langen Stau auf diese Weise illegal zu entziehen.

Weil die Bahn Rodungsarbeiten vornimmt, wird die A 8 auch nächstes und übernächstes Wochenende wieder tagsüber komplett gesperrt werden. Robert Hamm, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart, nennt die Vollsperrungen „alternativlos“. Dagegen hatte das Aktionsbündnis in Gruibingen, das die Blechlawine durch den Ort nicht länger hinnehmen will, erneut massive Störungen des Umgehungsverkehrs angekündigt. „Mir ist vollkommen unbegreiflich, wie das Regierungspräsidium die Autobahn wieder tagsüber sperren kann. Im Sommer hat es umgeplant, da war die Strecke nur noch nachts gesperrt“, sagt Joachim Stumpf, Initiator des Aktionsbündnisses.

Solange die Schranke einer Behelfsausfahrt für Baufahrzeuge an der Raststätte Gruibingen geschlossen bleibt, ist die Verkehrsbelastung aus Gruibinger Sicht überschaubar. Zwar hatte das Aktionsbündnis die Fahrbahn im Ort erneut durch parkende Fahrzeuge verengt. Massive Störaktionen wie Traktoren, die Schleife fahren, Protestler, die Ampeln drücken, um möglichst viele Rot-Phasen zu verursachen, sowie der angedrohte Einsatz einer Ziegenherde, die im Sommer den Verkehr zeitweise komplett lahmlegen sollte, blieben dieses Wochenende aus.

„Wir verursachen Stau bis Karlsruhe“ lautete die Parole der Protestbewegung damals. Eine Haltung, für die Autofahrer, die von der A-8-Sperrung betroffen sind, eher wenig Verständnis zeigen. „Dann sollen die doch alle wegziehen! Es ist doch klar, dass es mal zu Verkehrsbelastungen kommt, wenn man in der Nähe einer Autobahn wohnt“, sagt Gustav Purt aus Stuttgart. Er saß am Samstag an der Autobahnraststätte fest. Er hatte versprochen, Frau und Kinder eines Freundes vom Flughafen Memmingen abzuholen. Pünktlich konnte der 52-Jährige wegen des Staus nicht sein.

Daria Beck sieht die Lage dagegen etwas entspannter. „Ich komme gerade aus Mannheim und habe mich scheiden lassen. Jetzt geht es zurück nach München“, sagt die 51-Jährige, die deutlich jünger wirkt. Sie trinkt erst mal einen Kaffee. Als sie erfährt, dass Autofahrer im Sommer die Schranke nach Gruibingen eigenmächtig geöffnet haben, fragt sie: „Habe ich solches Werkzeug auch im Auto?“ Wie eine, die mit dem Werkzeug umzugehen wüsste, wirkt Daria Beck nicht.

Solange die Schranke an der Raststätte Gruibingen geschlossen bleibt, dürfte auch das Aktionsbündnis Gegenverkehr die Füße stillhalten. Nächstes Wochenende, wenn die A 8 wieder komplett gesperrt wird, findet in Gruibingen ein Brauereifest statt. „Da kommen so viele Leute, dass hier sowieso die ganze Hauptstraße zugeparkt ist“, glaubt Joachim Stumpf. Wenn die Autofahrer sich gesetzestreu verhielten und nicht illegal versuchen, dem Stau zu entfliehen, habe die Protestaktion ihr Ziel erreicht.