Die Stuttgarterin Kaja Grobelna (rechts) kämpft gegen den Schweriner Block – mit Erfolg. Foto: Tom Bloch

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart konnten selbst kaum glauben, was sie gerade vollbracht hatten: Dank einer bärenstarken Vorstellung schlugen sie den Schweriner SC mit 3:0 und zogen ins Finale der Play-off-Meisterschaft ein.

Schwerin - Viel bitterer hätte der Abend nicht enden können für die Volleyballerinnen des Schweriner SC. Erst waren sie beim 0:3 (22:25, 18:25, 23:25) chancenlos gewesen im entscheidenden dritten Play-off-Halbfinale in eigener Halle, und dann bekamen sie nach dem Ausscheiden auch noch wertlose Bronzemedaillen überreicht. Die Stuttgarterinnen klatschten dazu artig Beifall – und hatten sichtlich Mühe, ihre überschäumenden Emotionen für einen Moment zu unterdrücken. Mit einer Meister-Leistung hatten sie nicht nur den Favoriten ausgeschaltet, der über einen höheren Etat (1,3 Millionen Euro zu 900 000 Euro) und mehr individuelle Klasse verfügt, sondern auch ein Ausrufezeichen gesetzt. „Unser Teamgeist ist unfassbar“, jubelte Manager Bernhard Lobmüller, „jetzt wollen wir auch den Dresdner SC weghauen. Unser Ziel ist der Titel.“

Mit dem Meister hat der MTV noch eine Rechnung offen – zuletzt gingen das DM-Finale 2015 und das Pokal-Finale 2016 gegen Dresden verloren. Schon an diesem Samstag steigt in Sachsen die erste von maximal fünf Partien, das erste Heimspiel haben die Stuttgarterinnen am 23. April. So weit mochte Trainer Guillermo Naranjo Hernandez im Augenblick des Triumphs allerdings noch nicht denken – er war erst mal nur glücklich: „Was für eine Leistung! Mein Team ist großartig, jede kämpft für jede. Schwerin hat heute keine Antwort gefunden.“

Aufschlag, Annahme, Block, Angriff, Verteidigung – Allianz MTV Stuttgart war in allen Belangen überlegen. Herausragend spielte Diagonalangreiferin Kaja Grobelna. Sie machte 15 Punkte, viele davon aus dem Hinterfeld. „Wir wollten etwas tun, das Schwerin nicht erwartet“, meinte die Belgierin, die als beste Spielerin ausgezeichnet wurde, „heute hätte eigentlich das ganze Team zum MVP ernannt werden müssen.“

Restlos bedient war Felix Koslowski, auch weil der Schweriner SC schon wieder ein entscheidendes Spiel gegen den MTV verloren hatte. „Stuttgart ist unser Angstgegner“, meinte der SSC-Trainer, „war viel aggressiver und durchschlagskräftiger. Wir haben dem Druck nicht standgehalten. Wenn’s drum geht, ist Stuttgart mit seinen extrovertierten Spielerinnen präsenter als wir.“ Und deshalb nach Ansicht von Koslowski auch im Finale gegen den Dresdner SC nicht chancenlos: „Stuttgart hat eine super Mannschaft, die den Titel holen kann.“

Die in Schwerin nur eine kritische Phase zu überstehen hatte – am Ende. Die Gäste lagen im dritten Satz 24:20 vorne, vergaben dann drei Matchbälle. Trainer Hernandez reagierte und wechselte erstmals. Er brachte Zuspielerin Femke Stoltenborg und Deborah van Daelen – und die Diagonalangreiferin machte mit einem Block den letzten Punkt. „Heute hat alles funktioniert“, sagte der Trainer zufrieden, nachdem er aus der Jubeltraube seiner Spielerinnen wieder aufgetaucht war, „wir waren derart überlegen, dass ich mir nie Sorgen gemacht habe, dass wir nicht gewinnen könnten.“ Da wollte Lisa Thomsen nicht widersprechen: „Es war eine der besten Leistungen in dieser Saison“, meinte die Libera, „wenn wir so weiter spielen, ist auch gegen Dresden alles möglich.“