Auch im Nationalteam aktiv: Jana-Franziska Poll (re.), deren Wechsel vor der Saison nach Aachen geplatzt ist. Foto: Baumann

Jana-Franziska Poll kennt beide Teams. Die frühere Volleyballerin von Allianz MTV Stuttgart ist gespannt auf das Bundesliga-Duell zwischen dem deutschen Meister und seinem Verfolger Ladies in Black Aachen.

Stuttgart - Jana-Franziska Poll spielte schon in Aachen und vor ihrem Wechsel nach Italien zu Volalta Caserta bis zum Sommer für Allianz MTV Stuttgart. An diesem Samstag (19.30 Uhr/Scharrena) treffen in der Volleyball-Bundesliga Allianz MTV Stuttgart und die Ladies in Black Aachen im Spitzenspiel aufeinander. Für die 31-Jährige ist dies eine Überraschung.

Frau Poll, Sie haben 2019 mit Allianz MTV Stuttgart die Meisterschaft gewonnen und auch zu den Ladies in Black Aachen eine enge Verbindung. Jetzt kommt es in der Scharrena zum Spitzenspiel Erster gegen Zweiter . . .

. . . und das ist für mich doch ziemlich überraschend.

Warum?

Mir war klar, dass Aachen stark sein würde, schließlich ist das Team schon in den vergangenen Jahren oben dabei gewesen. Aber dass Aachen nach sechs Spieltagen so weit vorne steht, damit hatte ich nicht gerechnet.

Was macht das Team aus?

Es spielt frei Schnauze einfach drauf los und ist sicher gut genug für weitere Überraschungen. Ich traue dem Verein auf jeden Fall zu, wieder ins DM-Halbfinale einzuziehen.

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Noch stärker wäre die Mannschaft mit Ihnen – allerdings ist Ihre Rückkehr letztlich an den finanziellen Schwierigkeiten des Vereins gescheitert. Beschäftigt Sie der geplatzte Transfer noch?

Nein. Das Thema ist erledigt. Wie auch mein Abschied in Stuttgart. Beides ist nicht rückgängig zu machen. Also bedeutet jeder Gedanke, den ich daran verschwende, nur einen unnützen Energieverlust.

Wie stark ist die neue Mannschaft von Allianz MTV Stuttgart?

Um deren Qualität habe ich mir nie Sorgen gemacht. Es war klar, dass der Verein wieder ein Top-Team zusammenstellen wird.

Dennoch gibt es das eine oder andere Problem.

Was die personelle Situation, vor allem auf der Position der Zuspielerin, angeht, war der Saisonstart in der Tat etwas holprig. So etwas bringt natürlich immer Unruhe. Trotzdem wurden alle fünf Bundesliga-Spiele klar gewonnen, und ich bin mir sicher, dass die Mannschaft mit der Zeit ihren Rhythmus immer besser finden wird. Sie hat auf jeden Fall das Zeug dazu, den DM-Titel zu verteidigen.

Nach der Rückenverletzung von Pia Kästner haben die MTV-Verantwortlichen immer wieder die enorm hohe Belastung im Volleyball kritisiert. Sie spielen seit 2013 im Nationalteam – wie stecken Sie es weg, so gut wie keine Ruhephasen zu haben?

Das geht nur, wenn man gut auf seinen Körper hört und sehr auf ihn achtet. Wir Spielerinnen können nicht darauf warten, dass Vereine und Verbände die grundlegenden Änderungen vornehmen, die nötig wären. Aber wir können die Warnsignale unseres Körpers ernst nehmen und auch sagen: es geht nicht mehr, ich brauche jetzt einen Termin beim Arzt oder Physiotherapeuten oder mehr regeneratives Training. Diese Verantwortung haben wir für uns selbst.

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Was muss passieren, um dem Stress der vielen Spiele zu begegnen?

Internationale Verbände und nationale Ligen müssten viel mehr auf Qualität statt auf Quantität setzen.

Sie spielen aktuell für den italienischen Erstliga-Aufsteiger Volalta Caserta. Wie läuft es dort für Sie?

Sportlich sehr gut. Ich bin in einem super Team mit einer tollen Atmosphäre, auch wenn der Kader etwas klein ist und man gelegentlich doch noch merkt, dass der Verein ganz am Anfang steht. Aber ich hatte nach dem geplatzten Engagement in Aachen ja nicht die große Auswahl.

Caserta liegt eine halbe Stunde nördlich von Neapel, Ihr Mann lebt in Aachen. Das ist ziemlich weit weg.

Es war ja auch nicht geplant, dass wir weiterhin eine Fernbeziehung führen müssen. Aber jetzt geht es eben nicht anders. Deshalb freuen wir uns ganz besonders auf Weihnachten – dann sehen wir uns das nächste mal.