Der Zweitliga-Zweite SV Fellbach bezwingt trotz Personalsorgen den Tabellenführer L. E. Volleys mit 3:0. Foto: Patricia Sigerist

Der Rückhalt des Publikums ist den verbliebenen Volleyballern des SV Fellbach genug: Der Zweitliga-Zweite bezwingt trotz einiger Personalsorgen den Tabellenführer L. E. Volleys aus Leipzig überraschend und vor allem überraschend deutlich mit 3:0.

Fellbach - Vielleicht war das die Szene, die das Geschehen am besten beschrieb. Sebastian Hähner hatte gegen Ende des ersten Durchgangs wieder zu einem mächtigen Hieb angesetzt, gleich sollte beim Gegner der Boden beben. Dort allerdings stand Pascal Winter verteidigungsbereit in der Schussbahn. Der 21-Jährige vom SV Fellbach wehrte den Angriff wacker ab, und zur Belohnung purzelte der Ball nach der Defensivaktion hinten hinein in Sebastian Hähners Spielfeld. Was auch immer die Gäste von den L. E. Volleys aus Leipzig am Samstagabend in der Gäuäckerhalle I unternahmen, Pascal Winter und seine Teamgefährten wussten darauf eine Antwort. Den Fellbacher Volleyballern fiel immer noch was ein, und in ganz besonderen Momenten fielen sie dann auch mal über den Zweitliga-Primus her. So setzte sich der Tabellenzweite im Spitzenspiel vor den 450 begeisterten Besuchern überraschend und vor allem überraschend deutlich mit 3:0 (25:21, 25:22, 25:22) durch. „Das haben sich die Jungs verdient“, sagte Markus Weiß, der Trainer des SV Fellbach.

Im dritten Abschnitt, auch das erklärt diesen Abend, lagen die L. E. Volleys gar mal komfortabel mit 16:11 vorne – und hatten am Schluss doch wieder keine Chance mehr. Christopher Howe konnte bei einer 24:22-Führung den zweiten Matchball verwandeln, weil sich der Gastgeber davor, tief im Spiel, unaufhaltsam heran- und am Gegner vorbeigewühlt hatte. „Die Fellbacher haben eben Engagement gezeigt“, sagte Steffen Busse. Davon hätte er gern auch mehr von seinem Verbund gesehen. Der Trainer aus Leipzig war sauer, stinksauer: „Wenn wir nicht kämpfen, dann kann man halt nichts machen. Dabei waren die Fellbacher schlagbar, da haben ja wichtige Leute gefehlt.“

Die Gäste aus Leipzig streuen zerstreut Fehler ein

Es war schon bemerkenswert, wer beim SVF nicht zur Verfügung stand – gegen den Tabellenführer. Valters Lagzdins (Entzündung im linken Fuß), in der vergangenen Saison der beste Angreifer in der zweiten Bundesliga, war ebenso bloß Zuschauer wie kurzfristig auch das Beach- und Block-Ass Tim Holler (Schulterbeschwerden). Yannick Harms, bis zum Frühjahr im Trikot des Erstligisten VC Mitteldeutschland, war nach einer Zahnoperation am Freitag gar nicht in der Halle. Dazu hatte Valentino Nadale, der Quirl in der Mitte, aus privaten Gründen für das Spitzenspiel abgesagt. Der Zuspieler Patrick Köder war zwar im Aufgebot, wegen einer Fingerverletzung aber auch nicht – wirklich – einsatzfähig.

So blieb dem Trainer Markus Weiß eine Startformation mit spärlichem Rückhalt: In zweiter Reihe warteten lediglich der später eingewechselte Christopher Howe und der 18-jährige Tin Tomic auf ihr Mitwirken. Der Leistung tat das allerdings keinen Abbruch. Die Mannschaft um den Kapitän Marvin Klass, am Samstag bereits zum vierten Mal in dieser Saison als wertvollster Akteur der Partie ausgezeichnet, hatte den Rückhalt des Publikums. Das war ihr an diesem Tag genug. Timo Koch, trotz Studienbelastung seit Wochen in Galaform, war mal wieder auf seine flinke Weise nicht zu stoppen und mit 15 Punkten der auffälligste Angreifer in der Halle. Auch alle anderen waren sehr präsent. Vorneweg der Blockmeister Jonas Hanenberg. Der Libero Sebastian Mättig, der seine vortrefflichste Vorstellung in dieser Saison gab. Der Passgeber Felix Klaue. Der zweite Blocker Florian Sellner. Und eben der Außenangreifer Pascal Winter, der auch in der Defensive nicht zurückwich, wenn mal wieder Sebastian Hähner krachend zuschlug.

Der Leipziger Klassemann ist im Moment wohl der herausragende Spieler in dieser Liga. An seiner Seite stehen in Jannick Kühlborn und Erik Wichert zwei weitere viel beachtete Offensivkräfte. „Die Leipziger haben an sich zwar die stärkeren Angreifer, aber die Fellbacher sind hinten besser“, sagte mit Kennerblick Stjepan Masic, der einst in beiden Städten Volleyball gespielt und mit dem SVF 1998 den nationalen Vizetitel erobert hatte. Irgendwann ließen die Angreifer nach, streuten zerstreut Fehler ein und waren damit entscheidend im Nachteil. Weil Klass und Klassengefährten, präzise vorbereitet auf Wichert, Kühlborn und den sächsischen Verbund, nie nachließen und kaum Fehler einstreuten.

„In Fellbach gewinnt man nicht so leicht“, sagte der Langzeitverletzte Tim Kreuzer, der nach seiner Schulteroperation im Sommer bis auf Weiteres als Assistenztrainer beim SVF Anteil nimmt. Die bis dahin letzte Heimniederlage in der zweiten Bundesliga, das nur zur Information für (nach)lässige Widersacher, datiert vom 5. April 2014 (0:3 gegen den SV Schwaig). SV Fellbach: Klass, Klaue, Hanenberg, Koch, Sellner, Winter, Mättig, Howe, Tomic, Köder.