Emotionaler Moment: Simon Tischer verabschiedet sich mit Familie beim VfB Friedrichshafen. Foto: dpa

Der Titel bei den deutschen Senioren-Meisterschaften darf noch dazukommen: Nach seiner bemerkenswerten Profikarriere tritt der 36-jährige Zuspieler an Pfingsten mit den Weggefährten aus vergangenen Fellbacher Tagen in Berlin an.

Fellbach - Das letzte Spiel der Saison war das letzte seiner Laufbahn, der Abschied vor wenigen Tagen zutiefst emotional. Mit Familie, Tränen und seinem Trikot unter dem Dach der Arena. Simon Tischer, der Kapitän des VfB Friedrichshafen, ist nach der Finalniederlage gegen die Berlin Recycling Volleys kein Profi mehr. Der 36-Jährige wird daheim am Bodensee nicht mehr den Sportdress in Blau mit der Nummer 10 auf der Brust tragen. Nach sechs Pokalsiegen, vier Meistertiteln und dem Champions-League-Triumph 2007 allein mit dem VfB Friedrichshafen. Nach diversen Auslandsstationen, 210 Länderspielen und zwei Olympia-Teilnahmen. Dem Volleyballsport bleibt der Zuspieler gern verbunden. Das zeigen direkt seine Pläne an diesem Pfingstwochenende: Simon Tischer wird die Ü-35-Senioren des TSV Schmiden bei den deutschen Meisterschaften in Berlin unterstützen.

Seine Lehrzeit hat er in all den Jahren nicht vergessen

Der Spielgestalter mit dem ausgeprägten Sinn fürs Mannschaftsgefüge hat in seiner langen Volleyball-Karriere allerlei erlebt. Nach dem Champions-League-Erfolg schlug er für höheren Lohn in Griechenland auf, in der Türkei, in Russland, in Polen und in Frankreich, ehe er 2014, nach sieben Jahren in der Fremde, zum VfB Friedrichshafen zurückgekehrt ist. Doch seine Lehrzeit hat er in all den Jahren nicht vergessen. Von 1998 bis 2002 hatte der aufstrebende Junior aus Mutlangen seine sportliche Entwicklung beim SV Fellbach und beim TSV Schmiden vorangebracht. Der Trainer Karl-Heinz Striegel („Dass der Kleine Volleyball spielen kann, wissen alle“) war sein Mentor und Förderer. Die beiden haben hinterher über all die Jahre hinweg Kontakt gehalten. Karl-Heinz Striegel war in Griechenland zu Besuch, in Friedrichshafen sowieso. Simon Tischer schaute seinerseits 2015 bei den deutschen Ü-35-Titelkämpfen in Dachau vorbei – quasi als Fan des Schmidener Teams um den Trainer Karl-Heinz Striegel. Der gute Freund hatte intern vor Jahren schon einmal zugesagt: Sobald er das Alter und die Gelegenheit dazu habe, wolle er Seite an Seite mit den Senioren des TSV Schmiden antreten. Jetzt hat er das Alter und die Gelegenheit dazu: An Pfingsten spielt Simon Tischer mit all den Bekannten aus vergangenen Tagen.

Den Zuspielerkollegen Michael Dornheim kennt Simon Tischer auch noch aus jenen Tagen rund um die Jahrtausendwende

Das sind nicht wenige in der Schmidener Ü-35-Auswahl: Mit Marc Blaich, Jörg Ahmann und Stjepan Masic hat der ganz schön junge Senior, der damals noch ein ganz schön junger Kerl war, nach der Erstliga-Rückkehr im Frühjahr 2001 gemeinsam gegen den Wiederabstieg des SVF angekämpft. Letztlich vergebens. Trotz einer starken Hinrunde mit vier Siegen – und trotz der schon viel beachteten Vorstellungen des ganz schön jungen Kerls. Den Zuspielerkollegen Michael Dornheim kennt Simon Tischer auch noch aus jenen Tagen rund um die Jahrtausendwende. Der nun 50-Jährige stand einst in der Gäuäckerhalle I für kurze Zeit auch noch an der Seite seines kongenialen Nachfolgers beim SV Fellbach, beim VfB Friedrichshafen und in der Nationalmannschaft. Jetzt gehören die beiden, die zusammen mehr als 400 Länderspiele hinter sich haben, wieder einem Team an. „Aber Simon ist natürlich unser Topzuspieler“, sagt Robert Jetschina, Mitorganisator im Hintergrund, und lacht. „Simon hat eine brillante Saison beim VfB Friedrichshafen gespielt“, sagt Michael Dornheim: „Ich freue mich darauf, dass er jetzt in Berlin dabei sein wird, um ein wenig mit uns zu klickern.“

Aus guter Gewohnheit haben sich auch die überaus hartnäckigen Ü-37-Volleyballerinnen des TSV Schmiden für die deutschen Meisterschaften qualifiziert

Alle zusammen wollen auf hohem Niveau klickern, zumal seit ein paar Wochen schon Christian Pampel das Aufgebot bereichert. Der 38-Jährige, auch er, vor knapp 20 Jahren, mal beim SVF, auch er in mehr als 200 Länderspielen gestählt, soll mithelfen, „die Zerfallserscheinungen“ (Jetschina) bei den Älteren zu kompensieren. Nach sieben Meistertiteln seit 2008 sind die Vertreter des TSV Schmiden im Vorjahr in Minden über den sechsten Platz nicht hinausgekommen. Diesmal darf es an Pfingsten wieder mehr sein. Mit Christian Pampel. Und mit Simon Tischer. „Allein wenn Simon auf dem Feld steht, wird das den Gegnern Respekt einflößen“, glaubt Robert Jetschina. Und der Zuspieler selbst hat eineinhalb Wochen nach der abschließenden Play-off-Niederlage des VfB Friedrichshafen gegen die Berliner die hübsche kleine Chance, mit dem TSV Schmiden einen Titel in der Hauptstadt zu erobern. Auch Karl-Heinz Striegel ist nach einer Pause wieder mit an der Seitenlinie. „Er lässt es sich nicht nehmen, Simon noch mal zu erklären, wie man Volleyball spielt“, sagt Robert Jetschina und schmunzelt.

Aus guter Gewohnheit haben sich auch die überaus hartnäckigen Ü-37-Volleyballerinnen des TSV Schmiden für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. Sie gehören an Pfingsten – in veränderter Besetzung – bereits zum 16. Mal nacheinander zu den versiertesten Seniorenteams der Republik. Zuletzt, in Minden, hat sich der Verbund um Alexandra Keppler und Anja Lüders mit dem neunten Platz begnügen müssen. Zehn Spielerinnen sind wieder unterwegs, darunter die langjährige Organisationschefin Christiane Behrendt, die mit 52 noch einmal bei den Jüngeren aushilft.