Erfolgreiche Arbeit bei den TSF Ditzingen: Trainer Lothar Benz stimmt sein Mannschaft auf die nächsten Ballwechsel ein. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Lothar Benz, Trainer der Volleyballerinnen der TSF Ditzingen, freut sich über eine erfolgreiche Saison – doch ihn plagt auch die eine oder andere Sorge, wie er im Interview zugibt.

Als Neuling präsentieren sich die Volleyballerinnen der TSF Ditzingen in der Regionalliga außerordentlich erfolgreich – vor dem Start im neuen Jahr liegt das Team von Trainer Lothar Benz auf Platz zwei und befindet sich mitten im Aufstiegsrennen. In der Partie beim SV Fellbach an diesem Samstag (14.30 Uhr) wäre eine Niederlage ein kleiner Rückschlag.

Herr Benz, Ihr Team steht auf Platz zwei. Sind Sie nicht ein wenig überrascht?

Das Ziel war als Aufsteiger eigentlich der Klassenerhalt, deshalb sind wir tatsächlich selber ein bisschen überrascht über diesen Erfolg. Wir haben den Kader im Großen und Ganzen so gut wie nicht verändert, eine neue Spielerin haben wir bekommen – und die hat zuvor schon mal in Ditzingen gespielt. Also ist die Mannschaft fast unverändert, deswegen ist es umso überraschender, dass wir in der Regionalliga so gut lernen konnten.

Sie können den Erfolg aber sicher doch ein Stück weit erklären.

Sicher haben wir in der Oberliga außerhalb des Niveaus der meisten anderen Teams gespielt, daher war uns klar, dass wir in der Regionalliga punkten können. Aber wir müssen 100 Prozent geben. Die Mannschaft hat einfach wahnsinnig viel Erfahrung, gerade von Spielerinnen, die in höheren Ligen aktiv waren. Und damit haben wir bei Spielen, die länger dauern oder wenn ein Ballwechsel über eine längere Distanz geht, meistens die besseren Karten. Und das ist entscheidend.

Platz zwei ist der Relegationsplatz. Es besteht Aufstiegsgefahr, oder?

(Lacht) Ja, natürlich. Als Tabellenzweiter wird man zumindest in die Relegation kommen, und sollte die neue Zweite Liga Pro kommen, wonach es aussieht, werden einige Mannschaften von unten nach oben gezogen. Es wird wohl weniger Absteiger geben, und es kann sein, dass es in der Regionalliga mehr Aufsteiger geben wird. Also: Die Gefahr eines Aufstiegs besteht. Die Frage ist, ob wir es wahrnehmen, weil die finanzielle Belastung in der Regionalliga schon deutlich höher ist als in der Oberliga.

Das bedeutet in Euro?

Ich kann Ihnen nicht genau beziffern, was in der dritten Liga zusätzlich auf uns zukäme. Es wären die höheren Schiedsrichter- und Verbandskosten zu tragen, das macht in Summe deutlich über 1000 Euro. Die weiteren Fahrtwege zahlen wir aus eigener Tasche. Ich als Trainer arbeite im Grunde ehrenamtlich und von den Spielerinnen bekommt keine Geld, nicht mal einen Fahrtkostenzuschuss. Finanziell wäre die dritte Liga eher ein Geschäft, bei dem wir drauflegen. Wir machen das aus Spaß am Sport und weil Erfolg natürlich auch Spaß macht.

Zudem müsste die Halle Liga-tauglich aufgerüstet werden.

Genau. Zusätzlich müssten wir in der dritten Liga das Volleyballfeld farblich hervorheben – das müsste in der Stadt abgeklärt werden und womöglich müssten wir dafür auch noch in die eigene Tasche greifen. Wir müssten weiter dafür sorgen, dass es ein Schiedsrichterpodest gibt – auch so was haben wir nicht. Bei uns steht der Schiedsrichter immer noch auf einem ganz normalen Kastenelement. Das alles klingt nicht nach ungeheuer viel Geld, aber letztendlich haben wir dieses Geld einfach nicht.

Gibt’s keine potenten Sponsoren?

Wir konnten aufgrund von Corona in den vergangenen Jahren keine Turniere oder andere Veranstaltungen ausrichten, um was zu verdienen. Wir haben für diese Saison drei, vier Sponsoren, da kommen Beträge, die es uns ermöglichen, einen Aufdruck auf die Trikots zu machen und Trainingsanzüge oder Ausrüstung zu bezahlen. Aber es bleibt von diesen Summen nichts übrig, um Material oder irgendwelche Gebühren zu zahlen.

Würden alle Spielerinnen im Falle eines Aufstiegs mitziehen?

Natürlich ist der zeitliche Aufwand ein Thema. Wir haben einige, die haben Familie und Kinder und wenn man am Wochenende ins tiefste Bayern reisen muss, beansprucht das Zeit. In der Regionalliga fahren wir auch bis zu zwei Stunden für eine Strecke. Und dann sind es in der dritten Liga mehr Spieltage, das kann schon zur Belastung werden.

Der TSV Flacht will in der Zweiten Liga Pro starten, spielt aber aktuell in der Bezirksliga. Befürchten Sie, dass dann einige Spielerinnen abwandern?

Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht auch in Ditzingen an die Tür geklopft wird – das kam in der Vergangenheit immer wieder einmal vor, in aller Regel ist es beim Anklopfen geblieben. Ich lasse mich da überraschen, und wenn Spielerinnen weggingen, müssten wir für die nächste Saison anders planen.

Frauen-Volleyball hochklassig vertreten mit dem deutschen Meister Allianz MTV Stuttgart, mit vielleicht dem TSV Flacht in der Zweiten Liga Pro und womöglich den TSF Ditzingen in der dritten Liga.

Ja, es ist erfreulich, dass wir in der Region starke Firmen haben, die den Sport mittragen, die dieser Sportart so ein bisschen Freiraum geben. Da können Stuttgart und Flacht mit Sicherheit profitieren – und wir ebenfalls. Da haben andere Regionen, die wirtschaftlich schwach sind, lange nicht diese Möglichkeiten.

Trotzdem kann eine Volleyball-Spielerin nicht reich werden.

Ich habe mich kürzlich mit jemanden unterhalten, der ein bisschen Einblicke in dies Szene hat. Eine Spielerin, die auf Bundesliga-Niveau spielt, verdient keine Unsummen. Wenn sie bei Daimler schichten würde, dürfte sie mehr bekommen als durch ihren Sport. Da kann man nicht fürs Alter vorsorgen im Gegensatz zu einem Fußball-Profi.

Das Monatssalär einer Erstliga-Akteurin dürfte bei 2000 bis 3000 Euro liegen.

Ich kenne Leute, die haben neben ihrem Job in der Oberliga Fußball gespielt und dafür in etwa dieselbe Summe bekommen.

Wie sieht es beim Nachwuchs in Ditzingen aus? Haben Sie ordentlich Zulauf oder müssen Sie sich Sorgen machen?

Wir haben zu wenig Trainingszeiten und zu wenige Trainer, sodass wir im Nachwuchs nicht so breit aufgestellt sind, wie wir es eigentlich wollen. Das war leider noch nie so. Letztendlich müssen wir, um erfolgreich weiterhin für die Zukunft bei den TSF Ditzingen arbeiten zu können und um dieses Erfolgserlebnis gerade in der Regionalliga zu etablieren, viel, viel breiter aufgestellt sein.