Meinungsaustausch: Der Cheftrainer Thiago Welter und Jan Lindenmair (rechts) wollen das – stark veränderte – Zweitliga-Team auch künftig gemeinsam lenken. Foto: Patricia Sigerist

Der ehemalige Profitrainer wird dem Brasilianer weiterhin assistieren. Zusammen wollen die beiden beim SV Fellbach ein neues Team aufbauen und dabei auch eine neue Generation an die Anforderungen in der zweiten Bundesliga heranführen.

Fellbach - Es war in der vergangenen Saison nach dem Heimspiel gegen den SSC Karlsruhe, als Thiago Welter zu Jan Lindenmair geschaut und immer noch ein bisschen erstaunt den Kopf geschüttelt hat. Dazu ein Murmeln, das fast andächtig klang: „Eigentlich ist es doch unglaublich, dass Jan hier mein Co-Trainer ist.“ Der Brasilianer konnte beim SV Fellbach in seiner ersten Trainerstation nach dem Ende der Laufbahn als Spieler von Beginn an auf überaus versierte Unterstützung setzen. In diesen Tagen geht Thiago Welter in sein zweites Jahr mit den Fellbacher Zweitliga-Volleyballern – und Jan Lindenmair ist nach wie vor an seiner Seite. „In gleicher Funktion wie davor schon“, sagt der 39-Jährige, der als hochqualifizierter Fachmann mit seiner Expertise Trainer und Team weiterhin berät und begleitet.

Ein paar Wochen später war Jan Lindenmair der namhafteste Neue bei den Volleyballern des SVF

Jan Lindenmair hatte über Jahre hinweg selbst hochklassige Vertretungen in seiner Lieblingssportart angeführt. Von März 2009 bis April 2013 ging er den Erstliga-Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart voran. Danach war er in leitender Funktion beim Spitzenklub Voléro Zürich in der Schweiz und später, bis 2016, Bundestrainer der Juniorinnen in Berlin. Nach dem Ende des Engagements in der Hauptstadt hat sich der Sportwissenschaftler aus familiären Gründen wieder zurück nach Stuttgart orientiert und sich in der Beratungsbranche ein neues berufliches Standbein aufgebaut. Seinen Sport („Volleyball hat mir viel gegeben“) wollte er in der Freizeit aber auch nicht ganz missen, so nahm der vormalige Profitrainer im Sommer 2017 Kontakt zum Fellbacher Teammanager Jonas Hanenberg auf. Ein paar Wochen später war Jan Lindenmair der namhafteste Neue bei den Volleyballern des SVF.

Seine Erfahrung soll nun dazu beitragen, einer Mannschaft zur Konkurrenzfähigkeit zu verhelfen, die größtenteils kaum mehr über Erfahrung verfügt. Schon im Vorjahr hatten sich Klassekräfte wie Marvin Klass, Jonas Hanenberg oder die Beach-Profis Yannick Harms und Philipp Arne Bergmann aus dem Team verabschiedet. Nun haben erneut sieben Akteure ihre Bemühungen in der zweiten Bundesliga eingestellt, darunter der Kapitän Patrick Köder und der Hauptangreifer Valters Lagzdins. Von all jenen, die in dieser Dekade ohne finanzielle Gegenleistung kühn hingelangt haben für den SV Fellbach – bei den Titeln 2015 und 2016 –, sind nur noch Valentino Nadale und Felix Klaue übrig.

Dem renommierten Assistenten und Vordenker im Hintergrund kommt dabei eine nicht zu geringe Bedeutung zu

Ersterer, emotionaler Vorkämpfer mit tiefen Wurzeln im Verein, 30 mittlerweile und Papa, wird in rund fünf Wochen, am 16. September, bei der TG Rüsselsheim II in seine siebte Zweitliga-Saison starten. Neben ihm werden nach dem zehnten Platz zuletzt begabte Burschen hechten und hüpfen, zum Teil kaum Nachwuchsteams entwachsen wie Daniel Schön, 17, oder Max von Berg, 19. „Der Kader hat einen großen Umbruch hinter sich“, sagt Jan Lindenmair. „Wir sind wahnsinnig jung geworden – aber das ist der richtige Weg.“ Mit Thiago Welter, 30, will er ein neues Team aufbauen, eine neue Generation an die Anforderungen in der zweiten Liga heranführen. „Wir haben Spieler mit viel Potenzial“, sagt Jan Lindenmair, der glaubt: „Die Saison wird nicht einfacher, aber auch nicht unbedingt schwieriger – sie wird anders.“

Dem renommierten Assistenten und Vordenker im Hintergrund („Ich bin für die Spieler und den Trainer da“) kommt dabei eine nicht zu geringe Bedeutung zu. „Ich profitiere von seinen sportspezifischen Empfehlungen, von seiner Erfahrung als Toptrainer in der ersten Liga. Zudem gibt er mir eine gewisse Sicherheit bei meinem Einstiegsprozess als Trainer“, sagt Thiago Welter: „Jan ist sehr offen, direkt und hilfsbereit. Ich hoffe, dass wir die Mannschaft zusammen wieder an die Spitze der zweiten Bundesliga bringen können.“