Fiebert immer mit – auch in den seltenen Momenten, in denen sie nicht auf dem Feld steht: Margareta Kozuch (Mi.), wichtigste Spielerin im deutschen Nationalteam Foto: Baumann

Margareta Kozuch ist das Gesicht des deutschen Volleyballs – und sucht derzeit mit dem Nationalteam nach der alten Stärke.

Stuttgart - Margareta Kozuch ist keine, die sich so schnell ihre gute Laune verderben lässt. Das Gesicht des deutschen Volleyballs ist ein strahlendes – zumindest meistens. Es muss schon viel zusammenkommen, bis sie ihr Lächeln verliert. So wie jetzt in der Stuttgarter Porsche-Arena.

Durch die völlig unnötige 2:3-Niederlage gegen die Türkei verspielte das Nationalteam die Chance, sich doch noch für das Finalturnier des World-Grand-Prix in Omaha/USA zu qualifizieren. Das schlug Margareta Kozuch (28/1,88 m) aufs Gemüt. Ihre eigene Leistung auch. Sowohl beim Satzball im dritten Durchgang wie auch beim Matchball im Tie-Break hatte sie sich einen Fehlaufschlag geleistet, und auch sonst war Kozuch weit entfernt von ihrer Bestform. „Manchmal nehmen wir zu viel Risiko, dann machen wir wieder viel zu leichte Fehler“, sagte sie, „es fehlt an der Balance in unserem Spiel.“ Und das schon seit einiger Zeit.

Es fehlte der Hunger

Im September 2014 waren die deutschen Volleyballerinnen voller Hoffnung zur WM nach Italien gefahren. Eine Medaille sollte her, heraus kam Platz neun. Und ein handfester Streit mit Giovanni Guidetti (42). Die Mannschaft warf dem Trainer vor, müde und leer und nicht mehr bereit zur Kommunikation zu sein. Der Trainer attackierte seine Routiniers Kozuch, Maren Brinker und Kathleen Weiß: „Von den erfahrenen Spielerinnen hätte ich viel mehr Hunger gebraucht.“ Die Trennung war die logische Folge. Doch besser sind die Leistungen seither nicht geworden. Und das machen Kritiker auch an Luciano Pedullá (57) fest.

Der Italiener (Spitzname „Il Professore“) übernahm im Februar den Job von Landsmann Guidetti, Akzente hat er bisher noch keine gesetzt. Sowohl beim Turnier in Montreux wie auch bei den Europa-Spielen in Baku und der Vorrunde im World-Grand-Prix blieb das Team hinter den Erwartungen zurück.

Pedullá wirkt immer noch wie ein Fremdkörper, bisweilen teilnahmslos. Er spricht kein Deutsch, ihm fehlt es an Ausstrahlung – und auch schon an Rückhalt? „Wir sind noch in der Findungsphase“, sagt Kozuch, „Woche für Woche funktioniert unsere Zusammenarbeit etwas besser.“

Die Zeit wird immer knapper

Die Kapitänin steckt in einer schwierigen Lage. Einerseits ist Guidetti weg, andererseits läuft es unter Pedullá (noch) nicht. Und die Zeit wird immer knapper. Bei der EM in Belgien und den Niederlanden (26. September bis 4. Oktober) soll nach den beiden Silbermedaillen 2011 und 2013 erneut der Einzug ins Finale her, und im Januar geht es in der Türkei um das Ticket zu Olympia 2016 in Rio de Janeiro.

Kozuch muss nun also dem Trainer den Rücken stärken, von dem sie womöglich selbst nicht mehr restlos überzeugt ist. Sie muss sich um die Integration der vielen jungen Spielerinnen ins Team kümmern. Und sie muss auch selbst wieder die Leistung bringen, die sie zur unangefochtenen Nummer eins und zu Deutschlands Volleyballerin des Jahres 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 machte. Eine derart schwere Aufgabe könnte eine Belastung sein. Diagonalangreiferin Kozuch sieht sie als Herausforderung: „Ich bin schon in den Jugendteams Kapitänin gewesen“, sagt sie, „ich versuche immer, so positiv wie möglich zu sein und alle meine Energie einzubringen, um der Mannschaft zu helfen.“

"Sie ist eine perfekte Kapitänin"

Auf dem Feld, wo sie jeden Punkt kommentiert, die Kolleginnen anfeuert, nie aufgibt. Und auch abseits der Halle, wo sie ständig kommuniziert, Zuversicht ausstrahlt, den Kolleginnen Halt gibt. „Sie ist der Grundbaustein für unser Team“, sagt die Ex-Stuttgarterin Maren Brinker, die seit 13 Jahren mit Kozuch in diversen Nationalteams zusammenspielt, „sie ist eine perfekte Kapitänin. Sie pusht uns, wählt aber auch mal ernstere Worte. Und sie geht als Vorbild voran.“ Auch Zuspielerin Mareen Apitz lobt Kozuch: „Sie vermittelt uns allen ein positives Grundgefühl. Sie kann stolz darauf sein, wie sie ihr Amt ausfüllt.“

Diese Worte freuen Kozuch, zufrieden gibt sie sich damit nicht. Denn die Weltenbummlerin, die schon bei Vereinen in China, Russland, Aserbaidschan, Polen und Italien unter Vertrag stand, hat noch ein persönliches Reiseziel: Rio de Janeiro. Sie will erstmals bei Olympischen Spiele dabei sein. Unbedingt. „Dafür werde ich alles geben“, sagt Margareta Kozuch – und lächelt. Nicht erst seit den Auftritten in Stuttgart ist ihr klar, dass noch viel Arbeit auf sie, den Trainer und ihr Team wartet. Da kann ein bisschen gute Laune nicht schaden.