Kim Renkema, Aurel Irion: Das Ziel von Allianz MTV Stuttgart bleibt die europäische Königsklasse. Foto: Baumann

Der Volleyball-Bundesligist will für die Qualifikation zur Champions League melden – auch wenn es derzeit noch viel mehr Fragen als Antworten gibt und die finanzielle Herausforderung groß bleibt.

Stuttgart - Enttäuschung, Ärger und Frust darüber, dass die Volleyball-Bundesliga (VBL) ihren einzigen festen Startplatz für die Gruppenphase der Champions League an den SSC Schwerin vergeben hat, sind weiterhin groß bei Allianz MTV Stuttgart. Und trotzdem hat sich der Meister von 2019 nun entschlossen, für die Qualifikation zur Champions League zu melden. „Eigentlich hatten wir keine andere Wahl“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion, „wenn wir dies nicht tun würden, wäre das ein fatales Zeichen.“ Für die nächste Saison. Und erst recht für die mittelfristige Zukunft.

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Nachdem der Club zuletzt zweimal im Viertelfinale der Königsklasse stand, hat er den Anspruch an sich selbst, auch weiterhin zu den Besten in Europa zu gehören. Hätte der MTV nun verzichtet, wäre dies nicht ohne Folgen geblieben: fürs Image und für die Attraktivität, aber auch für die sportliche Zukunft – weil Deutschland womöglich der Qualifikationsplatz genommen worden wäre, Allianz MTV Stuttgart im schlimmsten Fall sogar hätte gesperrt werden können. „Wir haben eine Mannschaft zusammengestellt, die das Niveau für die Champions League hat“, sagt Sportchefin Kim Renkema, „dieses Team will in die Gruppenphase, und es gehört auch dorthin. Das wollen wir zeigen.“ Einfach wird das allerdings nicht.

Hilfe von Staat und Stadt?

Auf die Stuttgarter Volleyballerinnen wartet eine Reise ins Ungewisse. Bisher gilt zwar als wahrscheinlich, dass es in Savino Del Bene Scandicci (Italien) und Dynamo Moskau (Russland) zumindest zwei hochkarätige Kontrahenten im Kampf um die (vermutlich) zwei freien Plätze in der Gruppenphase geben wird. Alles andere? Ist ziemlich unklar. In welcher der drei Runden Allianz MTV Stuttgart in die Qualifikation einsteigen wird, die genauen Termine, wer sonst noch meldet, ob es eine Setzliste gibt, ob die Reisen und Heimspiele mit den Corona-Bestimmungen vereinbar sind, wie viele Zuschauer in die Scharrena dürfen, welche Ausgaben entstehen – derzeit gibt es viele Fragen. Und kaum Antworten. Mit einer Ausnahme. „Der europäische Verband hat signalisiert, dass er für die Kosten der TV-Übertragungen aufkommen wird“, sagt Kim Renkema, „das war für uns ein wichtiger Punkt.“ Trotzdem könnte es sein, dass alleine die Qualifikation für ein Minus im oberen fünfstelligen Bereich sorgt: „Dann müssten wohl auch wir staatliche und städtische Finanzhilfen in Anspruch nehmen.“

Unsicherheit wegen der Corona Krise

Ursprünglich hatten die Verantwortlichen von Allianz MTV Stuttgart gehofft, die Corona-Krise aus eigener Kraft meistern zu können. Mittlerweile gibt es aber noch wichtigere Ziele. „Die Champions League ist nicht nur für unsere Spielerinnen sehr attraktiv, sondern so interessant, dass sie längst auch bei unseren Sponsoren und Fans super ankommt“, sagt Aurel Irion, „deshalb müssen wir einfach mitspielen und alles versuchen, um die Gruppenphase zu erreichen – auch wenn aufgrund der Corona-Krise eine große Unsicherheit bleibt und derzeit niemand weiß, wie die Saison national und international eigentlich ablaufen soll.“