Der Block steht, die Leistung passt – und dennoch könnte es sein, dass Allianz MTV Stuttgart (Jennifer Pettke/li. und Michaela Mlejnkova) auf den Startplatz in der Champions League verzichtet. Foto: Baumann

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben sich für die Champions League qualifiziert. Im stärksten europäischen Wettbewerb wollen die Stuttgarterinnen aber nur dann spielen, wenn neue Geldquellen erschlossen werden.

Stuttgart - Jeder Erfolg eröffnet neue Möglichkeiten – doch nicht immer gelingt es, diese auch zu nutzen. Bei Allianz MTV Stuttgart könnte der Euphorie über den Einzug in die Endspielserie um die Meisterschaft schon bald die Ernüchterung folgen. Weil der Schweriner SC Favorit ist. Und weil es sich der Verein wohl nicht leisten kann, nächste Saison in der Champions League zu spielen. „Als Sportler blutet einem das Herz“, sagt Aurel Irion, Geschäftsführer des Volleyball-Bundesligisten, „aber wir müssen uns genau überlegen, ob wir an dem Wettbewerb, den wir sportlich erreicht haben, auch wirklich teilnehmen.“ Derzeit lautet die Prognose: wahrscheinlich nicht.

Das hat auch mit den Erfahrungen der Vergangenheit zu tun. In der Saison 2015/16 stellte sich Allianz MTV Stuttgart der Herausforderung Champions League. Sportlich sammelte das Team eifrig Pluspunkte, obwohl es sich in der stärksten Gruppe befand. Finanziell aber blieb ein Minus von rund 100 000 Euro. Seither ist das Pflichtenheft der Königsklasse noch dicker geworden, im Gegensatz zum Konto des Supercup- und Pokalsiegers. Für die laufende Saison kalkuliert der Verein mit einem Etat von rund einer Million Euro, knapp zehn Prozent davon sind noch nicht gedeckt. In Kärcher wurde zwar ein neuer Sponsor gefunden, voll zum Tragen kommt dessen Unterstützung aber erst nächste Runde. Passiert nichts Unvorhergesehenes, wird die Rechnung dann erstmals aufgehen – allerdings ist die Königsklasse darin nicht berücksichtigt. „Meine Verantwortung ist, das Projekt Volleyball in Stuttgart in Richtung schwarze Null zu bringen“, sagt Irion, „deshalb sagt mir meine Vernunft: Wir können nicht Champions League spielen, wenn die Ausgaben nicht durch weitere Einnahmen gedeckt sind. Und danach sieht es aktuell nicht aus.“

Bei der letzten Teilnahme blieb ein Minus von 100 000 Euro

So sehen es auch zwei der Gesellschafter von Allianz MTV Stuttgart. „Stand heute ist ein Start in der Königsklasse nicht möglich“, sagt Horst Wachendorfer, „die Herausforderung ist nun, den sportlichen Schub zu nutzen, um den einen oder anderen Sponsor von einem Engagement zu überzeugen.“ Für Bernhard Lobmüller ist klar, dass der Verein alle Möglichkeiten ausschöpfen muss: „Fortschritt gibt es nur, wenn man sich Herausforderungen stellt. Ich habe auch schon ein paar Ideen“, sagt der langjährige Manager, der vor den Folgen eines freiwilligen Verzichts warnt.

Als Vize-Meister würde das Stuttgarter Team zunächst nur an der Qualifikationsrunde zur Champions League teilnehmen, eine zweite Absage (nach der ersten im Frühjahr 2016) deshalb eventuell akzeptiert werden. Doch sollten die MTV-Volleyballerinnen den DM-Titel holen, gäbe es keine glaubhaften Ausreden für die Nichtteilnahme an der Gruppenphase der besten 16 Clubs. In diesem Fall droht eine Geldstrafe, und es würde auch nicht wieder ein Platz im CEV-Pokal freigeräumt. „Wir müssen alles versuchen, um die Champions League zu stemmen“, sagt Lobmüller, „spielen können wir aber nur, wenn es finanziell geht.“