Überragende Leistung und doch gescheitert: Paige Tapp (im Hinspiel gegen Minsk) Foto: Baumann

Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben im Halbfinale des CEV-Pokals eine famose Leistung geboten und in Minsk gewonnen. Trotzdem sind sie ausgeschieden. Doch hat das Aus auch einen Vorteil.

Minsk - Sie haben gekämpft, gerackert, alles aus sich herausgeholt – und standen am Ende doch mit leeren Händen da: Trotz einer famosen Leistung ist der Traum der Stuttgarter Volleyballerinnen vom Einzug ins Finale des europäischen CEV-Cups geplatzt. Im Golden Set. „Viel bitterer kann man nicht ausscheiden, das tut natürlich extrem weh“, sagte MTV-Sportchefin Kim Renkema, „allerdings hat die Mannschaft keinen Grund zur Enttäuschung. Die Spielerinnen können stolz darauf sein, was sie geleistet haben. Es war ein überragender Auftritt.“

Nach der 2:3-Niederlage im Hinspiel ist klar gewesen: Allianz MTV Stuttgart benötigt in Minsk einen Sieg. Am besten mit 3:0 oder 3:1. Oder mit 3:2, um das Finale im Entscheidungssatz klar machen zu können. Zunächst lief alles prächtig. Die ersten beiden Durchgänge gingen mit 25:19 und 25:20 an die sensationell auftrumpfenden Gäste. „Was wir da gezeigt haben“, meinte Geschäftsführer Aurel Irion, „war genial.“

„Einige haben ihr bestes Spiel überhaupt im MTV-Trikot gemacht“, sagt Kim Renkema

Allerdings gelang es dem Team nicht ganz, dieses Niveau zu halten. Dennoch war die Chance da, das Spiel schnell zu entscheiden. Im dritten Satz führten die Stuttgarterinnen nach einem 10:19-Rückstand mit 21:20, im vierten Satz lagen sie sogar 18:14 vorne – doch beide Durchgänge gingen mit 25:23 an Minchanka Minsk. „Das ist eine richtig starke Mannschaft“, lobte Renkema den Gegner, „umso höher ist einzuschätzen, was wir gezeigt haben. Einige haben ihr bestes Spiel überhaupt im MTV-Trikot gemacht.“

Vom Publikum wird das Gästeteam bei jedem Aufschlag ausgepfiffen

Vor allem der Mittelblock mit Molly McCage und Paige Tapp überragte, aber auch Diagonalangreiferin Deborah van Daelen und Libera Teodora Pušic waren wesentlich daran beteiligt, dass sich die Stuttgarterinnen den Tiebreak nach einem 12:12-Zwischenstand mit 15:12 sicherten – obwohl sie vom Publikum bei jedem Aufschlag lautstark ausgepfiffen wurden.

„Das hat uns nur noch aggressiver und kämpferischer gemacht“, meinte Kim Renkema. Und Aurel Irion erklärte: „Es war enorm wichtig zu zeigen, dass wir auch einen Tiebreak für uns entscheiden können.“ Schließlich hatte es zuletzt zwei 2:3-Heimniederlagen gegen den SSC Schwerin in der letzten Bundesliga-Partie und gegen Minchanka Minsk im Halbfinal-Hinspiel gegeben. Durch die gelungene Revanche beim 3:2-Sieg in Weißrussland war allerdings noch nichts gewonnen. Es ging in den Entscheidungssatz.

Im Finale gegen Istanbul hätten die Stuttgarterinnen wohl keine Chance gehabt

In diesem erwischten die Gäste einen schlechten Start. Nach dem 0:3 kämpften sie sich zwar noch einmal auf 2:3 heran, doch spätestens beim 3:9 war alles gelaufen. Am Ende stand es 8:15 – und die Stuttgarterinnen sanken vor Enttäuschung zu Boden. „Wir waren so nah dran“, sagte der MTV-Geschäftsführer, „deshalb ist es enorm schade.“ Auch wenn es in den beiden Endspielen gegen Eczacibasi Istanbul wohl wenig zu holen gegeben hätte – das türkische Team, das im Halbfinale den SSC Schwerin zweimal mit 3:0 geschlagen hat, gilt als eines der besten der Welt.

„Trotzdem hätten wir uns natürlich auch gerne mal mit so einem Gegner gemessen“, meinte Irion, „der einzige Vorteil für uns ist, dass der Termindruck nicht mehr ganz so groß ist.“ Schließlich hat Allianz MTV Stuttgart nun nur noch ein großes Ziel: den DM-Titel. Nächste Aufgabe ist das zweite Play-off-Viertelfinale am Samstag in Vilsbiburg. „Jetzt“, sagten Irion und Renkema übereinstimmend, „müssen wir uns voll auf die Meisterschaft fokussieren.“