Auf nach Europa: Sportchefin Kim Renkema und die Stuttgarter Volleyballerinnen. Foto: Baumann

Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart versucht nun doch, sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Es ist ein riskantes Spiel.

Stuttgart - Der Plan war so einfach wie genial: Allianz MTV Stuttgart, als Vize-Meister eigentlich für die Champions League qualifiziert, wollte aus finanziellen Gründen lieber im zweitklassigen CEV-Cup ran, Pokalsieger Dresdner SC wäre dagegen sehr gerne in die Königsklasse aufgerückt. Also beantragten die beiden Vereine beim europäischen Volleyball-Verband (CEV) einen Tausch des Startrechts – der allerdings abgelehnt wurde. Weshalb die Stuttgarterinnen nun doch in der Qualifikation zur Champions League aufschlagen werden. Das ist sportlich natürlich höchst interessant. Aber auch ein riskantes Spiel.

Im Gegensatz zu anderen Sportarten kostet die Teilnahme an der Königsklasse die Volleyball-Vereine Geld. Viel Geld. Neben Gebühren und Reisekosten (auch für die Offiziellen) müssen für jedes Heimspiel TV-Bilder und das Videobeweis-System finanziert werden. Das summiert sich für jedes der 20 Teams in der Gruppenphase auf 100 000 Euro – mindestens. Wenn es schlecht läuft, kann unterm Strich aber auch ein Minus von 150 000 Euro stehen. „Die Anforderungen in der Champions League sind extrem hoch, und am Ende kommt bei den Vereinen nichts an“, sagt Aurel Irion, Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart, „das ist frustrierend, nicht motivierend und macht keinen Spaß.“

Trotzdem mischt der Vizemeister nächste Saison mit. Weil der Club bei einem Verzicht im drittklassigen Challenge-Cup hätte starten müssen, der alles andere als reizvoll ist. Und weil die fünf Hauptsponsoren das Projekt Königsklasse mittragen. Sie erhöhen ihr Engagement um insgesamt 100 000 Euro, falls das Team in der Qualifikation einen der beiden Plätze für die Gruppenphase ergattert – und das ist das Ziel. „Wir gehen diese Geschichte ernsthaft an, wollen den Sprung unter die besten 20 Mannschaften Europas schaffen“, sagt Sportchefin Kim Renkema, „unser Team freut sich darauf, sich auf diesem hohen Niveau präsentieren zu können.“ Zumal es wenig zu verlieren hat.

Den Start im CEV-Cup haben die Stuttgarterinnen sicher

Normalerweise werden die Stuttgarter Volleyballerinnen erst in der dritten Runde in die Qualifikation einsteigen. Dann müssten sie (in Hin- und Rückspiel) nur einen Gegner ausschalten, um in die Gruppenphase einzuziehen. Und sollten sie dies nicht schaffen, würden sie automatisch in Runde zwei des CEV-Cups weiterspielen – in dem Wettbewerb also, in dem sie nicht nur in der vergangenen Saison das Halbfinale erreicht haben, sondern in dem sie ursprünglich auch in der neuen Runde hätten antreten wollen. „Sportlich wäre es sicher schwer, in der Königsklasse eine bedeutende Rolle zu spielen, aber wir würden uns dieser Herausforderung stellen“, sagt Kim Renkema, „und wenn wir in der Qualifikation scheitern sollten, hätten wir immer noch den CEV-Cup, in dem wir weit kommen können. Sportlich ist das eine super Ausgangsposition.“

Bleibt das finanzielle Risiko. Denn die Geldgeber decken zwar 100 000 Euro ab, nicht aber etwaige Mehrkosten. Und sie werden, sollte zum Beispiel aufgrund von Verletzungen personell nachgelegt werden müssen, nicht noch einmal einspringen. „Alle Sponsoren sind mit uns an ihre Schmerzgrenze gegangen“, erklärt Aurel Irion, „diese Situation ist zwiespältig und nicht ganz ungefährlich. Wir hoffen nun, dass wir in die Gruppenphase der Champions League kommen – und dass uns das ganze Projekt nicht auf die Füße fällt.“